Letztes Jahr habe ich bereits einmal einen Blick auf Union Pacific geworfen. Nun ist es an der Zeit zu schauen, wie das Unternehmen durch die Coronapandemie gekommen ist. Ich selber bin schon seit etwa zwei Jahren investiert und bin gespannt ob sich etwas an meinem Investitionsgedanken geändert hat.
Inhaltsverzeichnis
Kurzbeschreibung
Die Union Pacific Corporation ist ein amerikanisches Unternehmen, das im Eisenbahn und Schienentransport tätig ist. Gegründet wurde das Unternehmen bereits 1862 unter dem Namen Union Pacifc Rail Road. In seiner heutigen Form existiert die Union Pacific Corporation seit 1969, nachdem es diverse Übernahmen und Zusammenschlüsse gab. Union Pacific ist hauptsächlich im Westen der USA tätig und teilt sich den Markt dort mit BNSF Railway, die sich seit 2010 im vollständigen Besitz von Warren Buffets Holding Berkshire Heathaway befindet. Union Pacific verfügt über ein Streckennetz von über 50.000 km, das durch 23 Bundesstaaten verläuft. Die meist befahrenen Strecken führen von der Westküste zu den großen Seen und zum Golf vom Mexiko. Das Unternehmen wird seit 2015 von Lance Fritz geführt und beschäftigt aktuell etwa 31.000 Mitarbeiter.
Kennzahlen Union Pacific (Stand 18.07.2021)
WKN: 858144
Gewinnwachstum 10 Jahre: 9,4 % p.a.
Umsatzwachstum 10 Jahre: -0,1 % p.a.
KGV21e: 23
Dividendenrendite: 1,78 %
Marktkapitalisierung: 125 Mrd. €
Unternehmensübersicht
Das Geschäftsmodell von Union Pacific ist relativ übersichtlich und leicht zu verstehen. Nach der Abgabe des Personenfernverkehrs an Amtrak im Jahr 1971 konzentriert man sich nahezu ausschließlich auf den Güterverkehr. Im Folgenden schauen wir uns genauer an welche Güter transportiert werden und wie sich dies in den letzten Jahren entwickelt hat.
Güterverkehr
Die von Union Pacific transportiert Güter teilen sich in die drei Hauptbereiche Bulk, Industrial und Premium auf. Bei Bulk handelt es sich um landwirtschaftliche Produkte (Getreide, Dünger etc.), Kohle oder Nahrungsmittel. Im Bereich Industrie wird Metall, Chemikalien, Holz, Öl oder Gas transportiert. Im Premium Sektor werden zu etwa 20% Autos und zu 80% Containerfracht befördert. An der nachfolgenden Tabelle ist sehr schön zu erkennen welche Güter im Verhältnis zum transportierten Frachtvolumen den meisten Umsatz erbringen. Trotz des hohen Volumen im Bereich Premium wird hier der geringste Umsatz erzielt. Dies liegt wahrscheinlich an den einfacheren Transportmöglichkeiten für die kein hoher Preis verlangt werden kann. Es ist wesentlich einfacher einen Container oder ein Auto zu transportieren als beispielsweise Chemikalien. Aus dieser Betrachtung kann man auf jeden Fall mitnehmen, dass die Bereiche Bulk und Industrial für Union Pacific höhere Umsätze generieren und relativ wichtig sind.
Sektor | Volumen | Umsatz |
Bulk | 25 % | 33 % |
Industrial | 26 % | 36 % |
Premium | 49 % | 31 % |
Umsatz- und Gewinnentwicklung
Die Coronapandemie hatte auch einen nicht unerheblichen Einfluss auf Union Pacific. Aufgrund der schwachen Wirtschaft und der geringeren Waren- und Rohstoffnachfrage sank natürlich auch die Transportmenge. Daher sank der Umsatz von 2019 von 21,7 Mrd.$ um etwa 10% auf 19,5 Mrd.$ im Jahr 2020. Der Gewinn sank im gleichen Zeitraum von 5,9 Mrd.$ um etwa 6% auf 5,35 Mrd.$. Positiv zu werten ist auf jeden Fall die konstant gebliebene Marge. Die operative Marge lag bei etwa 40% und die Netto-Marge bei etwa 27%. Seit Jahren ist zu beobachten, dass die Margen stetig ansteigen. 2005 lag die operative Marge noch bei 13% und die Netto-Marge bei 7,5%.
Für das aktuelle Geschäftsjahr 2021 erwartet man wieder deutlich bessere Zahlen. Der Umsatz wird leicht unter dem Niveau von 2019 erwartet und soll bei etwa 21,3 Mrd.$ liegen. Beim Gewinn erwartet man ein deutlich besseres Ergebnis als 2019. Dieser soll 2021 bei etwa 6,3 Mrd.$ liegen.
Finanzen
Die Bewertung der finanziellen Situation von Union Pacific ist gar nicht so einfach. Daher fangen wir mal mit den nackten Zahlen an. Aktuell hat Union Pacific zinstragende Schulden von 28 Mrd.$, die einen jährlichen Zinsaufwand von1,1 Mrd.$ verursachen. Demgegenüber steht eine Cashposition von 1,2 Mrd.$ und eine jährliche Tilgungskraft von etwa 3 Mrd.$. Dies liest sich auf den ersten Blick nicht so gut. In der gesamten Betrachtung muss man auch noch ein passives Kernvermögen von 60 Mrd.$ berücksichtigen. Dieses besteht hauptsächlich aus dem Schienennetz sowie weiteren Inventar wie z.B. die Zugmaschinen und Wagons. Dieses Kernvermögen lässt die Schulden wieder deutlich geringer erscheinen.
Im Endeffekt sehe ich die finanzielle Lage als in Ordnung an und passend zum Geschäftsmodell. Die Züge und das weitere Equipment sind relativ teuer, aber werden natürlich benötigt um das Geschäft mit dem Kernvermögen (dem Schienennetz) betreiben zu können. Ein weiteres Indiz für eine solide finanzielle Lage ist das Aktienrückkaufprogramm und die Dividendenausschüttungen. Zwischen 2018 und 2020 flossen insgesamt etwa 28 Mrd.$ an die Aktionäre. Dies zeugt von einer gewissen finanziellen Stärke.
Investmentgedanken / Zukunftsaussichten
Burggraben durch Schienennetz
Union Pacific verfügt über einen starken Burggraben durch den Besitz ihres knapp 50.000 km langen Schienennetzes. Im Westen der USA ist der einzige Mitbewerber die BNSF Railway, die über ein ähnliches Netz verfügt. Es ist nahezu ausgeschlossen, dass sich an dieser Situation grundlegend etwas ändern wird. Für mögliche neue Konkurrenten ist es schlichtweg zu teuer ein gesamtes Schienennetz zu errichten. Daher ist das Geschäftsmodell von Union Pacific sehr stabil und nahezu nicht angreifbar. Daher stammt auch der Titel dieses Beitrags, dass es sich um einen der längsten Burgraben der Welt handelt.
Umweltschonender Transport
Bislang war die USA nicht gerade ein Vorreiter was die Klimapolitik angeht, was zum Großteil der Präsidentschaft von Donald Trump geschuldet war. Unter der Präsidentschaft von Joe Biden wurde relativ schnell ein krasser Kurswechsel vollzogen und das Thema Klimaschutz wird als hoch prior betrachtet. Dies ist für Union Pacific natürlich von Vorteil, da der Transport über die Schiene wesentlich umweltfreundlicher ist als andere Möglichkeiten.
Aktuell werden etwa 40% aller Frachttransporte in den USA über die Schiene durchgeführt. Aufgrund der geografischen Größe der USA ist die Eisenbahn häufig die effektivste Möglichkeit Waren von A nach B zu transportieren. Die Binnenschifffahrt ist wegen fehlender Flüsse und Kanäle nur eingeschränkt nutzbar. Somit bleiben als Alternative nur die Luftfahrt oder der Straßentransport, die beide jedoch eine wesentlich schlechtere Klimabilanz vorweisen. Laut eigenen Angaben liegt die C02 Einsparung bei 75% gegenüber dem Transport auf der Straße. Dies könnte durch den Einsatz von Biodiesel sogar noch gesteigert werden. Daher ist es gut möglich, dass Union Pacific in den nächsten Jahren zu einem der Profiteur im Transportsektor entwickelt.
Steigerung der Effizienz
Bei einem Blick auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung der letzte Jahre ist deutlich zu erkennen, dass Union Pacific seine Effizienz steigern konnte. Trotz nur marginal steigender Umsätze konnte der Gewinn deutlich gesteigert werden. Dafür gibt es mehrere Gründe. Beispielsweise erhöhte sich die Zuglänge kontinuierlich, so dass weniger Personal und Zugmaschinen notwendig sind. Die Zugmaschinen werden zusätzlich vereinheitlicht, so dass geringere Wartungskosten anfallen. Außerdem wurde in die Digitalisierung investiert, so dass Abläufe und die Logistik optimiert werden konnten. Man ist hier auf einem guten Weg sein operatives Geschäft weiter zu optimieren, was besonders an den steigenden Margen abzulesen ist. Aufgrund der guten Marktposition und dem Burggraben durch das Schienennetz verfügt Union Pacific natürlich auch über eine gewisse Preissetzungsmacht und nutzt diese auch aus.
Risiken
Fehlende Elektrifizierung
Der steigende Fokus auf Klimaschutz kann zwar einerseits zum Vorteil für Union Pacific werden, aber andererseits kann dies auch zum Boomerang werden. Obwohl fast alle Züge hauptsächlich mit Diesel betrieben werden, ist der Schienenverkehr dennoch aktuell die umweltfreundlichste Transportmöglichkeit in den USA. Problematisch ist jedoch, dass nur etwa 1% des gesamten amerikanischen Schienennetzes elektrifiziert ist. Eine nachträgliche Elektrifizierung wäre extrem kostspielig, so dass dies wahrscheinlich nur auf Teilabschnitten möglich wäre.
Andererseits schreitet die Entwicklung umweltfreundlicher Alternativen für den Straßentransport stetig voran. Es ist nur noch ein Frage der Zeit bis LKWs mit Batterie- oder Brennstoffzellen-Antrieb auf den Markt drängen werden. Dies könnte langfristig zu einer realen Konkurrenz im Transportsektor werden. Allerdings sehe ich hier vorerst keinen nennenswerten Einfluss auf das Geschäft von Union Pacific in den nächsten 5-10 Jahren. Dennoch muss man sich langfristig bemühen die eigenen Emissionen zu senken. Dazu setzt man aktuell teilweise auf Biodiesel, was jedoch langfristig nicht Lösung sein kann.
Konjunkturabhängigkeit
Der Umsatz von Union Pacific ist natürlich in erster Linie von der Menge an transportierten Gütern abhängig. Wenn diese Menge sinkt, wirkt sich dies direkt negativ auf das Ergebnis aus. In einem schwachen wirtschaftlichen Umfeld ist Union Pacific somit sofort betroffen. Dies lässt sich auch recht einfach an der Entwicklung während der Finanzkrise 2008 / 2009 und der Coronakrise ablesen. In beiden Krisen kam es zu einem Umsatz- und Gewinnrückgang, da das Transportvolumen zurückging. Trotz der Krisen kam es nie zu einem negativen Ergebnis, da sich unter den transportierten Waren auch viele nicht zyklische Güter befinden. Dennoch darf man die Konjunkturabhängigkeit nicht außer acht lassen, da sich diese wie beschrieben direkt auf das Ergebnis und damit den Aktienkurs auswirkt.
Kapitalintensives Geschäft
Wie wir bei der Betrachtung der finanziellen Lage schon gesehen haben, benötigt Union Pacific relativ viel Kapital. Einerseits können die Züge über einen langen Zeitraum eingesetzt werden, aber dennoch fallen immer wieder Wartungskosten an. Auch die Instandhaltung des Streckennetzes und die Personalkosten sind als dauerhafte jährliche Fixkosten anzusehen. Demgegenüber steht glücklicherweise ein stabileres Geschäftsmodell als es beispielsweise in der Luftfahrt der Fall ist. Dort sieht das Geschäftsmodell ähnlich aus, aber im Vergleich deutlich konjunkturanfälliger. Insgesamt ist die hohe Verschuldung kein Problem für Union Pacific, da mehr als genügend Vermögenswerte gegenüber stehen. Dennoch macht die Kapitalstruktur das Unternehmen etwas unflexibel, da die Investitionen ziemlich langfristig sind.
Aktuelle Bewertung Union Pacific (Stand 26.11.2022)
Fundamentale Bewertung
Aus fundamentaler Sicht scheint die Aktie von Union Pacific fair bewertet zu sein. In der Vergangenheit eigneten sich verschiedene Kennzahlen zur Bewertung. Eingeblendet habe ich hier den fairen Wert nach KGV, KCV und der Dividendenrendite. Momentan notiert die Aktie ziemlich genau zu ihrem fairen Wert bezogen auf das durchschnittliche KGV bei 19. Der faire Wert nach Dividende liegt leicht oberhalb und der faire Wert nach KCV leicht unterhalb des aktuellen Wertes. Damit drängt sich ein Einstieg nicht zwingend auf, aber wer die Aktie schon immer haben wollte könnte ggf. nun zu einem fairen Preis zuschlagen.
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Technische Analyse Union Pacific
Auf sehr langfristige Sicht (Monat) befindet sich die Aktie von Union Pacific im Aufwärtstrend. Bei einem Blick in den Wochenchart zeigt sich aktuell ein etwas schlechteres Bild. Vom Hoch Anfang 2022 hat sich auf Wochenbasis ein Abwärtstrend etabliert. Kurzfristig drohte sogar der Monatstrend zu brechen, aber auf Schlusskursbasis ist dies nicht passiert. Dennoch war es ein bearisches Signal, dass die Zone bei etwa 200$ kurzfristig unterschritten wurde. Von dort gab einen Aufwärtsimpuls, der an der Abwärtstrendlinie zunächst ein Ende fand. Wie es kurz- bis mittelfristig weiter gehen könnte, lässt sich gut am Tageschart ablesen.
Um den aktiven wöchentlichen Abwärtstrend zu neutralisieren müsste die Aktie von Union Pacific die Marke von 242$ übersteigen. Dies wäre ein sehr bullisches Signal, das zu weiter steigenden Kursen führen sollte. Dabei sind natürlich die Abwärtstrendline und das Zwischenhoch bei 220$ im Weg. Auf der Unterseite sollte die Zone knapp unter 200$ bzw. das Tief bei 188$ nicht mehr unterschritten werden. In diesem Fall wäre ein Rücksetzer auf das 61,8er-Retracement bei 171$ sehr wahrscheinlich. Aktuell gehe ich eher von steigenden Kursen aus, da am Tief eine inverse Schulter-Kopf-Schulter Formation gebildet wurde. Diese wurde mit einem starken Anstieg mit einer Aufwärtsgap vollendet.
Fazit zur Union Pacific Aktie
Ich halte die Aktie von Union Pacific aktuell sehr interessant. Das Unternehmen verfügt mit seinem Schienennetz über einen sehr tiefen Burgraben und notiert aktuell zu einem fairen Preis. Auch aus technischer Sicht könnte der Abwärtstrend so langsam ein Ende gefunden haben. Vieles hängt jetzt davon ab, wie sich die wirtschaftliche Situation in den USA entwickeln wird. Bei einer heftigeren Rezession wird es auch für Union Pacific weiter abwärts gehen. Falls die Inflation bald ein Ende findet und die Wirtschaft mit einem blauen Auge davon kommt, könnte es für Union Pacific bald schon wieder aufwärts gehen. Ich persönlich bin bereits in Union Pacific investiert und würde meine Position noch ausbauen wollen. Falls es zu einem Rücksetzer auf 171$ kommen sollte würde ich sofort nachlegen. Ansonsten werde ich warten bis der Abwärtstrend neutralisiert wird.
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