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Waste Management

Bei Waste Management handelt es sich um ein amerikanisches Unternehmen mit Sitz in Housten aus dem Bereich der Abfall- und Recyclingwirtschaft. Es wurde 1968 von Wayne Huizenga, Dean Buntrock und Larry Beck gegründet und beschäftigt heute etwa 45.000 Mitarbeiter. Der Geschäftsbereich umfasst mit 50 Bundesstaaten nahezu die komplette USA. Außerhalb der USA bietet Waste Management seine Dienste auch noch in Kanada an. Waste Management betreibt aktuell 244 Deponien (5 davon für Gefahrgut) und 103 Recyclinganlagen. Außerdem bietet das Unternehmen Müllabfuhr-Dienste, Mülltransport und -entsorgung, Recycling und Umwandlung von Abfall in Energie an. Zu den etwa 20 Mio Kunden zählen hauptsächlich private Haushalte und Firmen, wobei der Schwerpunkt hier auf der Abfallentsorgung liegt. Zusätzlich sind Stromkonzerne auf der Kundenliste, da an diese der gewonnene Strom aus der Abfallverwertung verkauft wird.

Zu den Hauptanteilseignern zählt neben den Fondsunternehmen Vanguard und BlackRock insbesondere Bill Gates. Sein Anteil an Waste Management beläuft sich auf etwa 9%.

Kennzahlen (Stand 04.09.2020)

WKN: 893579
Gewinnwachstum 5 Jahre: 20,18%
Umsatzwachstum 5 Jahre: 3,46%
KGV20e: 30
Dividendenrendite: 1,86%
Marktkapitalisierung: 41 Mrd. €

Marktsituation & Geschäftsmodell

Der Umsatz von Waste Management lässt sich in fünf Bereiche unterteilen. Den größten Anteil am Umsatz (55%) macht die Abholung des Abfalls von den Kunden aus. Dazu zählt auch der Transport zu den Deponien und Sammelstationen (engl.: transfer station). Die Sammelstationen machen etwa weitere 10 % des Umsatzes aus. In diesen Stationen wird der Abfall getrennt und für den weiteren Transport zu den Deponien oder Recyclinganlagen vorbereitet. Weitere 21% des Umsatzes stammen aus den Deponien. Überraschend wenig Umsatz (5%) wird aktuell über das Recycling erzielt. Der Umsatz in diesem Bereich ist schon seit 2017 rückläufig und ist seitdem um etwa 30% eingebrochen. Laut Unternehmensangaben lag dies in rückläufigen Preisen auf dem Recyclingmarkt begründet. Dort hat China als größter Abnehmer von Recyclinggüter angekündigt nur noch hochwertige Ware einzukaufen, so dass der Preis gefallen ist. Weiterhin bleibt abzuwarten, welche Auswirkungen der Handelskonflikt zwischen den USA und China auf die exportierten Abfälle haben wird.

Umsatzverteilung Waste Management 2019 (Quelle: Annual Report)

Der Markt im Abfallgeschäft ist insbesondere in den USA hart umkämpft. Neben Waste Management gibt es mehrere Konkurrenten, die ebenfalls in diesem Sektor tätig sind. In der nachfolgenden Tabelle sind die 3 größten Unternehmen gegenübergestellt:

Waste ManagementWaste ConnectionsRepublicServices
Marktkapitalisierung 41 Mrd €22 Mrd €25 €
Umsatz 15,5 Mrd $5,4 Mrd $10,3 Mrd $
Gewinn4,1 Mrd $1,6 Mrd $2,8 Mrd $
Dividendenrendite1,86%0,76%1,74%
KGV284125
Operative Marge17,82%16,56%17,81%
Übersicht Abfallunternehmen 2019

Wie an den Kennzahlen zu erkennen ist unterschieden sich die Unternehmen fast nur in Größe. Das operative Geschäft scheint bei allen Dreien ähnlich zu laufen, da alle Unternehmen über eine quasi identische operative Marge verfügen. Dennoch bleibt festzuhalten, dass Waste Management klarer Marktführer in Nordamerika ist und sich somit eine gute Marktposition erarbeitet hat.

Chancen / Investmentgedanken

Weniger Müllexporte nach Asien

Der Handelskrieg zwischen den USA und China hat auch eine enormen Einfluss auf die Abfallindustrie. Bisher wurde der Großteil an recycelbaren Müll nach China exportiert, was durch den Konflikt nun nicht mehr der Fall ist. Daher kam es wie oben beschrieben zu einem Rückgang der Umsätze im Recycling Sektor. Auf den ersten Blick sieht dies nicht nach einer Chance aus. Wenn man jedoch genauer hinsieht, machen die Umsätze im Recycling-Sektor nur einen Bruchteil des Gesamtumsatzes aus. Im letzten Geschäftsjahr war bereits zu sehen, dass dafür in den anderen Bereichen der Umsatz gesteigert werden konnte. Ein Grund dafür könnte sein, dass der Prozess der Müllentsorgung nun hauptsächlich in den USA abläuft. Da Waste Management an jedem Schritt der Müllentsorgung beteiligt ist, können die Umsätze insgesamt gesteigert werden.

Zusätzlich stellen die bereits existierenden Deponien einen Burggraben dar, da quasi keine neuen Deponien mehr genehmigt werden. Dadurch könnten sowohl die Entsorgungspreise als auch die Auslastung steigen. Außerdem besteht noch die Chance, dass durch direkte Weiterverarbeitung des recyclten Mülls innerhalb der USA die Umsätze in diesem Bereich wieder steigen könnten. Aktuell stammen die Umsätze lediglich aus dem Weiterverkauf nach Asien.

Einsatz von Erdgasfahrzeugen

Eine weiterer Vorteil von Waste Management ist der Einsatz von Erdgasfahrzeugen in der eigenen Müllwagen Flotte. Momentan fahren etwa 9000 Fahrzeuge mit einem Erdgasantrieb. Einerseits ist dies umweltschonend und untermauert den Nachhaltigkeitsgedanken des Unternehmens und anderseits bietet dies eine weitere Chance für die Zukunft. Denn neben dem Einsatz von Erdgasfahrzeugen betreibt Waste Management etwa 150 Erdgas-Tankstellen. Diese dienen nicht nur der Betankung der eigenen Flotte, sondern sind auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Außerdem stammt das Erdgas quasi aus der eigenen Produktion auf den Deponien. Dort wird mithilfe von gas-to-energy Anlagen Energie in Form von Erdgas gewonnen. Dieser Geschäftsbereich könnte zukünftig weiter ausgebaut werden, wenn es darum geht die Emission von Treibhausgasen zu verringern.

Krisenfeste Branche

Bei der Abfallindustrie handelt es sich um eine sehr krisenfeste Branche, da auch in Krisenzeiten sowohl von privaten Haushalten als auch von der Industrie weiter Abfall anfällt. Es ist auch nicht absehbar, dass die Menge an produzierten Müll in den USA deutlich abnehmen wird. Von 1960 bis zum Jahr 2000 hat sich die Müllmenge in den USA 100 Mio Tonnen auf 300 Mio Tonnen verdreifacht. Seitdem steigt die Müllmenge nur noch moderat an. Daher wird Waste Management als größter Abfallentsorger Nordamerikas weiterhin profitieren. Auch während der Finanzkrise zeigte sich die Aktie von Waste Management im Verhältnis zu anderen weniger volatil. Damals verlor die Aktie etwa 35% an Wert. Während des Coronacrashs ging es auch nur etwa 20% vom Allzeithoch aus abwärts. Dies zeigt in jedem Fall den eher konservativen Charakter des Unternehmens.

Risiken

Risiko durch Übernahmen

Wie bereits zuvor beschrieben ist es für Unternehmen in der Abfallindustrie schwer organisch zu wachsen. Die Branche ist nicht sehr innovativ, so dass lediglich ein geringes Wachstum möglich ist. Dazu aber beim nächsten Punkt mehr. Ansonsten kann größeres Wachstum nur durch Übernahmen erzielt werden. Dies lässt sich auch an dem relativ hohen Goodwill von 6,5 Mrd $ in der Bilanz ablesen. Diese Übernahmen sind in der Regel recht kostspielig und bergen natürlich immer ein gewisses Risiko. Die letzte große Übernahme wurde 2019 vollzogen und der Konkurrent „Advanced Disposal“ für etwa 4,9 Mrd $ aufgekauft. Der Deal wurde im Juni dieses Jahres abgeschlossen.

Wenig Innovation möglich

Wie bereits zuvor beschrieben ist die Branche der Abfallindustrie nicht sehr innovativ. Die einzigen Wachstumsmöglichkeiten sehe ich im lediglich im Recycling-Sektor, beispielsweise durch den Einsatz neuer Technologien. Dadurch könnte ggf. mehr Müll recycelt werden und der Umsatz weiter steigen. Allerdings sehe ich das Problem darin, dass die Entwicklung dieser Technologien eher in der chemischen Industrie stattfindet. Daher hat Waste Management darauf relativ wenig Einfluss und müsste hier in jedem Fall investieren. Entweder müsste die notwendige Technologie eingekauft oder die entsprechenden Unternehmen übernommen werden. Außerdem bleibt abzuwarten wie effektiv und profitabel solche Technologien eingesetzt werden können.

Aktuelle Bewertung (Stand 04.09.2020)

Aufgrund des sehr konservativen Geschäftsmodells ist Waste Management ganz gut durch die Coronakrise gekommen. Für das aktuelle Geschäftsjahr rechnet man mit einem Umsatz- und Gewinnrückgang von unter 10%. Im Vergleich zu vielen anderen Unternehmen ist dies noch überschaubar. Für 2021 werden bereits wieder höhere Umsätze und Gewinne als 2019 erwartet.

Nun zur aktuellen Bewertung. Für die Bewertung habe ich das faire historische KGV für den bilanzierten (grün) und den bereinigten (gestrichelt braun) Gewinn herangezogen. Der bilanzierte Gewinn schwankt im Laufe der Zeit immer um den bereinigten Gewinn herum. Dies liegt wahrscheinlich an den getätigten Übernahmen, die den bilanzierten Gewinn beeinflusst haben. Das historische KGV für den bereinigten Gewinn liegt über die letzten 10 Jahre etwa im Bereich von 20. Verglichen mit dem aktuellen KGV von 30 scheint Waste Management deutlich überbewertet zu sein. Dabei muss natürlich der erwartete Gewinnrückgang für dieses Jahr Berücksichtigung finden. Dennoch liegt hier eine Überbewertung von etwa 20 bis 25% gemessen am fairen Wert vor. Bei genauerer Betrachtung läuft die Aktie der fairen Bewertung bereits seit 2015 voraus. Daher erscheint ein Einstieg zu einem günstigen Kurs recht schwer zu sein. Für Interessierte Anleger bietet sich daher ein Sparplan an. Ansonsten würde ich mit einem Einstieg bis zu einem Rücksetzer warten.

Quelle: http://aktienfinder.net