Inhaltsverzeichnis
Kurzbeschreibung
Novo Nordisk ist das größte Unternehmen Dänemarks und ist wie in der Einleitung bereits erwähnt in der Pharmabranche tätig. Das Unternehmen wurde ursprünglich 1923 gegründet. Die heute Unternehmensform entstand 1989 durch den Zusammenschluss von Novo Industri A/S (Novo Terapeutisk Laboratorium) und Nordisk Gentofte A/S (Nordisk Insulinlaboratorium). Heute beschäftigt der Konzern weltweit mehr als 45.000 Mitarbeiter und wird durch den CEO Lars Fruergaard Jørgensen geleitet. Das Hauptgeschäftsfeld liegt im Bereich der Diabetes- und Adipositasbehandlung sowie Biopharmaka.
Kennzahlen Novo Nordisk (Stand 06.06.2021)
WKN: A1XA8R
Gewinnwachstum 10 Jahre: 12,9 % p.a.
Umsatzwachstum 10 Jahre: 7,3 % p.a.
KGV21e: 25
Dividendenrendite: 1,89 %
Marktkapitalisierung: 150 Mrd. €
Unternehmensübersicht
Geschäftsbereiche
Das Unternehmen gliedert sich in in die beiden Bereiche Diabetes & Obesity Care und Biopharm. Dabei machte 2020 Diabetes & Obesity Care etwa 85% des Umsatzes aus und Biopharm etwa 15%. Bei der folgenden Vorstellung der einzelnen Sektoren betrachte ich die teile Diabetes und Obesity Care separat.
Diabetes
Novo Nordisk ist der weltweit führende Pharmakonzern im Bereich der Diabetes-Behandlung mit einem Marktanteil von etwa 29%. Hauptaugenmerk liegt hier auf dem Diabetes Typ-2, der bei etwa 90% der Diabetes Patienten aufritt. Die Behandlung erfolgt in verschiedenen Stufen, wie in der nachfolgenden Grafik zu erkennen ist. Die Stufen sind für die Pharmaunternehmen unterschiedlich lukrativ. Der größte Ertrag kann im Bereich der Insulinbehandlung erzielt werden. Bei der Insulinherstellung ist Novo Nordisk mit einem weltweiten Anteil von 47,3% deutlicher Marktführer. Zusätzlich wächst die Nachfrage nach Insulin um etwa 2,2% pro Jahr. Der gesamte Diabetes Markt wächst sogar jährlich um etwa 10%.
Obesity Care
Der zweite große Sektor von Novo Nordisk ist die Adipositas Behandlung. Übergewicht ist in vielen Teilen der Gesellschaft mittlerweile ein Problem, dass bislang aber selten medikamentös behandelt wird. Von den 650 Mio. übergewichtigen Menschen nehmen nur etwa 2% entsprechende Präparate zur Behandlung. Hier ist Novo Nordisk mit dem Medikament Saxenda bestens positioniert. Mithilfe von Saxenda wird im Gehirn der Appetit reguliert, was dann schlussendlich zur Gewichtsreduktion führt. Aus der Grafik der Einleitung dieses Kapitels kann man entnehmen, dass Novo Nordisk in diesem Bereich ebenfalls der weltweite Marktführer ist mit einem Anteil von über 70%.
Biopharm
In diesem Sektor werden verschiedene Medikamente aus dem Bereich Biopharmaka vertrieben. Der Fokus liegt hier auf der Behandlung von Blutgerinnung und der Therapie mit Wachstumshormonen. Die erfolgreichsten Produkte sind Novoseven (Blutgerinnung) und Norditropin (Wachstumshormone), die zusammen 80% des Umsatzes ausmachen. In den letzten Jahren ist jedoch der Umsatz mit Novoseven deutlich zurückgegangen. Besser lief es mit Norditropin, wo die Umsätze zuletzt angezogen sind. Im Bereich der Wachstumshormone ist Novo Nordisk mit einem Anteil von gut 35% deutlicher Marktführer. Trotz der zuletzt durchwachsenen Entwicklung des Bereichs Biopharm könnte sich die Lage bald etwas verbessern. Aktuell befinden sich einige aussichtsreiche Medikamente in Phase 3 zur Zulassung am Markt. Dies könnte in Zukunft ggf. zu einem Aufschwung führen.
Umsatz- und Gewinnentwicklung
Die Umsatz- und Gewinnentwicklung war trotz der Coronakrise sehr erfreulich. Dies liegt natürlich auch an einem sehr stabilen Geschäftsmodell, da die Patienten auf die Produkte von Novo Nordisk angewiesen sind. Von 2019 auf 2020 konnte der Umsatz um etwa 3% von 122 Mrd. DKK auf 126 Mrd. DKK gesteigert werden. Auch der Gewinn legte um etwa 8% von 39 Mrd. DKK auf 42 Mrd. DKK zu. Für das aktuell laufende Geschäftsjahr erwartet man einen Umsatz von 133 Mrd. DKK und einen Gewinn von 44 Mrd. DKK. Zusätzlich weist das Geschäft von Novo Nordisk sehr stabile und hohe Margen auf. Die Brutto-Marge liegt bei 83% und die operative Marge bei 41%.
Finanzen
Die finanzielle Situation von Novo Nordisk ist als hervorragend zu betrachten. Den verzinsten Schulden von etwa 10 Mrd. DKK steht eine jährliche Tilgungskraft von 26 Mrd. DKK gegenüber. Selbst wenn man die zinsfreien Schulden von 75 Mrd. DKK mit dazu nimmt, könnte Novo Nordisk die kompletten Schulden in 3 Jahren aus dem laufenden Geschäft tilgen. Zusätzlich liegt noch eine Cash Position von etwa 8 Mrd. DKK in der Hinterhand. Der enorme Free Cashflow wird einerseits für die Finanzierung der Dividende und für ein Aktienrückkaufprogramm verwendet. In den letzten 10 Jahren konnte die Dividende jährlich im Schnitt um ca. 18% gesteigert werden. Außerdem verringerte sich die Anzahl der ausstehenden Aktien durch die Rückkäufe von 2002 bis heute von etwa 3,4 Mrd. auf nur noch 2,3 Mrd.
Investmentgedanken / Zukunftsaussichten
Steigende Patientenzahl
Wie bereits zuvor dargestellt wurde, verfügt Novo Nordisk über ein sehr gut laufendes und solides Geschäftsmodell. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird schätze ich als sehr hoch ein. Dies liegt insbesondere daran, dass die Anzahl an Patienten, die an Übergewicht und/oder Diabetes leiden zukünftig deutlich zunehmen wird. Exemplarisch lässt sich dies auch aus der angehängten Grafik entnehmen. Bei Novo Nordisk geht man beispielsweise davon aus, dass die Anzahl der Diabetes Patienten weltweit um 51% bis 2045 zulegen wird. Dies liegt einerseits an der steigenden Weltbevölkerung und andererseits an einem ungesünderen Lebensstil. Ähnlich verhält es sich auch bei Adipositas Patienten. Die Anzahl übergewichtiger Menschen nimmt weltweit ebenfalls massiv zu. Der weltweite durchschnittliche BMI stieg von Ende der 1970er Jahre von 22 auf einen Wert von etwa 25 heute. Eine Trendumkehr ist hier auch nicht absehbar.
Innovative Neuentwicklungen
Bei der Übersicht der einzelnen Unternehmensbereiche wurde teilweise bereits angedeutet, dass sich einige aussichtsreiche Neuentwicklungen in der Pipeline befinden. Besonders hervorzuheben sind hier die Entwicklungen im Bereich Biopharmaka und Diabetes. Im Sektor Biopharmaka befinden sich die beiden Medikamente Concizumab und Somapacitan in der entscheidenden klinischen Studie (Phase 3). Bei Concizumab ist für die Behandlung von Blutgerinnung vorgesehen und Somapacitan sind neuartige Wachstumshormone. Diese müssen nur noch einmal wöchentlich statt täglich eingenommen werden.
Für die Diabetesbehandlung hat Novo Nordsik kürzlich die Zulassung für eine sehr interessante Alternative erhalten. Diese ermöglicht die Behandlung in Tablettenform. Dadurch könnte die bisher übliche Therapie per Spritze zum Teil abgelöst werden. Dies ist das erste Präparat seiner Art und könnte das Leben vieler Patienten massiv verbessern. Durch die einfache und angenehme Anwendung könnten zusätzliche Marktanteile gewonnen werden.
Starke Marktstellung
Bei der Vorstellung der einzelnen Unternehmensbereiche ist schon deutlich geworden, wie stark die Marktstellung von Novo Nordisk ist. Bei der Behandlung von Diabetes und Adipositas ist man bereits klarer Marktführer und seine Position in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut. Für den Anleger ist eine solche Marktstellung natürlich äußerst attraktiv. Besonders wenn diese Sektoren zukünftig auch noch weiteres Wachstum versprechen. Die Pharmabranche bietet auch den großen Vorteil für die etablierten Unternehmen, das die Eintrittsbarrieren extrem hoch sind. Es ist ein sehr langwieriger und kostenintensiver Prozess neue Medikamente auf den Markt zu bringen. Daher wird es für die Konkurrenz nicht so einfach diese starke Marktstellung zu unterwandern.
Risiken
Währungsrisiken
Da es sich bei Novo Nordisk um ein dänisches Unternehmen handelt, wird das Geschäft auch in dänischen Kronen abgerechnet. Dies bringt natürlich das Problem mit sich, dass die erzielten Umsätze und Gewinne in Fremdwährungen immer vom Wechselkurs beeinflusst werden. Die Umsätze in der eigenen Währung sind auf jeden Fall sehr überschaubar. Selbstverständlich ist dieses Risiko bekannt und wie eigentlich alle Unternehmen sichert sich Novo Nordisk gegen dieses Währungsrisiko durch Terminkontrakte ab. Dies führt nur leider zu etwas höheren Kosten, die man jedoch im Hinterkopf behalten sollte.
Fortschritte in der Medizin
Bei der Betrachtung der Chancen habe ich bereits verdeutlicht, dass es im Pharmasektor für neue Unternehmen relativ schwer ist Fuß zu fassen. Dennoch muss man beim Investment in ein Pharmaunternehmen sich mit den Produkten und der Konkurrenzsituation vertraut machen. Auch wenn es langwierige Prozesse sind können neue Produkte anderer Firmen die Marktstellung von Novo Nordisk gefährden. Außerdem besteht auch noch die Möglichkeit, dass es Forschungsfortschritte bei der Behandlung bestimmter Krankheiten gibt. Beispielsweise könnten Krankheiten z.B. durch Impfstoffe oder andere Möglichkeiten ausgerottet werden oder vielleicht zukünftig heilbar sein. Bestes Beispiel für solche Entwicklungen sind die neuartigen mRNA Impfstoffe.
Misserfolge bei Entwicklung neuer Produkte
In der Pharmaindustrie bestehen bei der Forschung und Neuentwicklungen natürlich erhebliche Risiken. Die Erforschung neuer Medikamente ist mit hohen Kosten verbunden und im schlimmsten Fall erlangt das neue Produkt nie die Marktreife. Es müssen erst diverse Stufen durchlaufen werden, bevor eine Zulassung für den Markt erfolgt. Außerdem besteht für die Pharmaunternehmen ein gewisser Druck neue Medikamente zu entwickeln. In der Regel gelten die Patente für ein profitables Präparat nicht ewig. Sobald ein Patent ausläuft ist es relativ wahrscheinlich Marktanteile an ähnliche bzw. „nachgeahmte“ Produkte der Konkurrenz zu verlieren. Daher ist es wichtig neue Präparate zu entwickeln, die wiederum durch den Patentschutz das Potential zum Kassenschlager haben.
Aktuelle Bewertung Novo Nordisk (Stand 09.07.2022)
Fundamentale Bewertung
Bis zu Coronapandemie konnte die Aktie von Novo Nordisk sehr gut anhand des KGVs bewertet werden. Der faire Wert und der Kurs lagen relativ nah beieinander. Seit Anfang 2021 legte der Aktienkurs deutlich zu, so dass auch das KGV weiter anstieg. Das durchschnittliche KGV lag in den letzten Jahren bei 22 wohingegen das erwartete KGV Ende 2022 bei 33 liegt. Damit scheint die Aktie auf den ersten Blick deutlich überbewertet. Aufgrund des erhöhten Gewinnwachstums und des sicheren Geschäftsmodells halte ich jedoch einen höheren KGV für angemessen. Für die aktuelle Bewertung habe ich daher ein KGV von 25 angesetzt. Dennoch wäre die Aktie für das aktuelle und das kommende Geschäftsjahr fundamental zu hoch bewertet.
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Technische Analyse Novo Nordisk
Im Wochenchart ist deutlich zu erkennen, dass sich die Aktie von Novo Nordisk in einem Aufwärtstrend befindet. Innerhalb eines Jahres konnte sich die Aktie fast verdoppeln. Der Aufwärtstrend verliert allerdings an Schwung, was an der RSI Divergenz deutlich zu erkennen ist. Blickt man ein paar Jahre zurück kann man einen ähnlichen Kursverlauf erkennen. Zwischen 2014 und 2015 kam es ebenfalls zu einer Kursrallye, in der sich die Aktie mehr als verdoppelt hat. Im Anschluss folgte eine etwa anderthalbjährige Seitwärtsbewegung. Ich könnte mir gut vorstellen, dass nun ein ähnliches Szenario eintreten könnte. Damals wurde diese Range aus fundamentalen Gründen nach unten verlassen. So lange die Marke von 600 DKK auf Wochenbasis nicht unterschritten wird, sehe ich die Aktie weiter bullisch. Allerdings ist nach dem steilen Anstieg durchaus eine Verschnaufpause angebracht.
Im Tageschart bildet sich gerade ein symmetrisches Dreieck, das aus der grau eingezeichneten Trendlinie und den zuletzt fallenden Hochpunkten besteht. Daraus ergeben sich zwei möglich Szenarien. Falls ein Ausbruch zur Oberseite des Dreiecks erfolgt läge das Kursziel bei einem neuen Allzeithoch bei etwa 920 DKK. Dies ergibt sich aus der Höhe der Formation. Ein Ausbruch zur Unterseite und ein Unterschreiten der 700 DKK Marke wäre ein sehr bearisches Signal. In diesem Fall würde ich von einem Test des Widerstands im Bereich der Zone bei 600 DKK erwarten. Aus technischer Sicht drängt sich ein Einstieg momentan aus meiner Sicht nicht auf.
Fazit zur Novo Nordisk Aktie (Stand 09.07.2022)
Novo Nordisk ist ein Unternehmen mit sehr guter Marktstellung und einer erfreulichen Kursentwicklung in den letzten Jahren. Die Anzeichen verdichten sich jedoch, dass das Potential mittelfristig nach oben begrenzt sein wird. Fundamental betrachtet scheint die Aktie überbewertet und auch aus technischer Sicht verliert der Aufwärtstrend an Momentum. Daher dängt sich meiner Meinung nach ein Einstieg aktuell nicht auf. Langfristig bin ich von einer positiven Entwicklung von Novo Nordisk überzeugt und bleibe daher auch investiert. Ein lukrativer Einstieg könnte sich bei einem Rücksetzer Richtung 600 DKK ergeben.
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