In den letzten Monaten ist es sehr ruhig um den norwegischen Zuchtlachsproduzenten Mowi geworden. Ende 2022 bzw. Anfang 2023 stand besonders die neue Steuer auf Zuchtlachs im Fokus, die das Geschäft von Mowi in Norwegen beeinträchtigen sollte. In meinen letzten Beiträgen habe ich dies ausführlich thematisiert. In der heutigen Analyse möchte ich herausfinden, wie sich das Unternehmen aktuell entwickelt und wie die weiteren Aussichten sind. Starten wir wie immer zunächst mit den aktuellen Zahlen des ersten Halbjahres von Mowi.
Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnete der norwegische Zuchtlachsproduzent Mowi einen leichten Rückgang beim Umsatz. Dieser sank von 2,726 Mrd.€ im Vorjahreszeitraum auf 2,671 Mrd.€. Trotz des nur geringfügigen Umsatzrückgangs fiel der operative Gewinn jedoch deutlich, von 621 Mio.€ auf 430 Mio.€. Auch die Produktionsmenge verringerte sich leicht, von 210.426 GWT (geschlachtetes Gewicht in Tonnen) auf 206.913 GWT. Besonders belastend für das Ergebnis war der geringere Gewinn auf dem wichtigen Heimatmarkt in Norwegen. Die schwächeren Zahlen aus Norwegen konnten durch die Produktion in anderen Ländern nicht ausgeglichen werden, was zu dem insgesamt rückläufigen operativen Ergebnis führte. Insgesamt lässt sich das erste Halbjahr 2024 von Mowi als durchwachsen ansehen.
Aktuelle Entwicklung
Im ersten Quartal 2024 hatte Mowi mit erheblichen Herausforderungen im norwegischen Heimatmarkt zu kämpfen. Vor allem Quallenplagen sowie ein ungewöhnlich kalter Winter beeinträchtigten die Produktion und führten zu einem schwachen Jahresauftakt. In norwegischen Gewässern wird mehr als die Hälfte der gesamten Produktion erwirtschaftet. Einen positiven Einfluss hatte hingegen die Entwicklung des Lachspreises in Europa. Gegenüber den Vorjahresquartalen legte der Lachspreis leicht zu und wurde zusätzlich durch die übliche saisonale Nachfrage gestützt. Anders sah es jedoch in Amerika aus, wo der Lachspreis unter Druck geriet. Dies war vor allem auf eine gedämpfte Nachfrage zurückzuführen, was Mowis Geschäft in der Region belastete. Da Mowi stark vom Lachspreis abhängig ist, hatten diese regionalen Unterschiede einen spürbaren Einfluss auf die Gesamtergebnisse.
Im Jahr 2023 führte Norwegen eine Zusatzsteuer auf Zuchtlachs ein, die das Geschäft von Mowi erheblich belastet. Diese neue Steuer liegt bei zusätzlichen 25 % und betrifft speziell die Erträge aus den norwegischen Lachsfarmen. Im Vergleich dazu werden die Gewinne aus den übrigen Geschäftsbereichen von Mowi nur mit 22 % besteuert. Obwohl Mowi global breit aufgestellt ist, bleibt Norwegen mit seinen Zuchtlachsfarmen der wichtigste Umsatzträger des Unternehmens. Die Einführung der Steuer hatte somit einen spürbaren Einfluss auf die Rentabilität. Bereits nach der Ankündigung der Steuer im Jahr 2022 geriet die Aktie unter Druck. Mittlerweile ist die eigeführte Steuer jedoch weitgehend eingepreist und man hat sich mit den neuen Gegebenheiten arrangiert.
Ausblick Mowi
Der Ausblick für das zweite Halbjahr 2024 zeigt sich für Mowi vielversprechend. In Norwegen plant das Unternehmen, das Produktionsvolumen im Vergleich zum ersten Halbjahr nahezu zu verdoppeln. Auch in fast allen anderen Regionen wird mit einer Steigerung der Produktion gerechnet – lediglich Island und die Färöer Inseln bilden hier eine Ausnahme. Insgesamt strebt Mowi ein neues Rekordvolumen von 500.000 GWT an. Analysten gehen davon aus, dass der Umsatz für das gesamte Jahr knapp 6 Mrd.€ erreichen wird. Auch beim Gewinn wird ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr erwartet, obwohl das bisherige Geschäftsjahr unter den Zahlen des Vorjahres liegt. Darüber hinaus plant Mowi, eine Dividende von 50 % des Gewinns je Aktie auszuschütten, was das Unternehmen für Investoren weiterhin attraktiv macht.
Fundamentale Bewertung Mowi Aktie
In der Vergangenheit ließ sich die Aktie von Mowi fundamental relativ gut anhand des bereinigten KGVs bewerten. Zwar kam es in den letzten Jahren zu einigen Über- und Untertreibungen, aber der durchschnittliche bereinigte KGV von 19 scheint in etwa ein fairer Wert für die Aktie zu sein. Demnach wäre die Aktie von Mowi aktuell leicht unterbewertet. Allerdings sollte man an dieser Stelle beachten, das dieser Wert noch nicht die höhere Steuer in Norwegen berücksichtigt, so dass man die Aktie eher als fair bewertet ansehen sollte. Insgesamt sehen die Analystenschätzungen für die kommenden Jahre jedoch positiv aus und man geht von deutlich steigenden Gewinnen aus. Bis Ende 2026 sehen die meisten Analysten den fairen Wert oberhalb des letzten Hochs aus 2021. Aus fundamentaler Sicht scheint somit erstmal nichts gegen einen Kauf zu sprechen.
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Technische Analyse Mowi
Seit 2012 lief die Aktie von Mowi wie an der Schnur gezogen aufwärts. Auch nach dem Coronacrash 2020 konnte die Aktie sich schnell erholen und Anfang 2022 ein neues Verlaufshoch markieren. Im Oktober 2022 ging jedoch nach der Ankündigung der Zuchtlachssteuer rapide abwärts und die Aktie fiel unter das Coronatief. Dies hat das langfristige Chartbild deutlich eingetrübt, da der Aufwärtstrend auf Monatsbasis gebrochen wurde. Seitdem konnte die Aktie sich zwar etwas erholen, aber bisher fehlt ein klarer Aufwärtsimpuls. Wichtig wäre es aus der aktuellen Seitwärtsphase auszubrechen und den starken Widerstand bei etwa 205 NOK zu überwinden. Wie aktuell die Chancen dazu stehen versuchen wir dem Tageschart zu entnehmen.
Nach der Ausbruch über die Zone bei 205 NOK im März scheiterte, ging es zunächst abwärts. In den letzten Wochen konnte die Aktie den Abwärtstrend auf Tagesbasis umkehren und einen neuen Aufwärtstrend etablieren. Anfang September reagierte die Aktie positiv auf das 61,8er Fibonacci-Retracement und die Zone bei 180 NOK und setzte den aktiven Aufwärtstrend fort. Als nächstes gilt es das Verlaufshoch bei 192 NOK zu überwinden und in einer möglichen Jahresendrallye die Zone bei 205 NOK attackieren. Auf der Unterseite wäre es wichtig die Marke von 170 NOK nicht mehr zu unterschreiten. Aus technischer Sicht wird die Aktie meiner Meinung nach erst attraktiv, wenn der Widerstand bei 205 NOK nachhaltig überwunden wird.
Fazit zur Mowi Aktie
Seit fast anderthalb Jahren läuft die Aktie von Mowi seitwärts. Der Rückschlag mit der höheren Zuchtlachssteuer und dem schlechten Ergebnis im ersten Quartal 2024 haben mögliche Aufwärtsimpulse zuletzt ausgebremst. Aktuell sind sowohl das Unternehmen als auch Analysten der Meinung, dass das zweite Halbjahr sehr positiv ausfallen könnte. Wenn Mowi es wirklich schafft die Erwartungen zu erfüllen, könnte der Ausbruch aus der Seitwärtsphase gelingen. In diesem fall könnte sich ein Einstieg bei der Aktie von Mowi anbieten. Ich hab mich im Laufe des letzten Jahres von meiner Mowi Position getrennt, da mir das Geschäft zu anfällig für äußere Einflüsse war. Der Lachspreis und mögliche Krankheiten in den Fischfarmen sind für mich Faktoren, die das Geschäft für ein Basiskonsumgüter Unternehmen zu zyklisch machen.
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