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Börse & Moral – Wie findet man für sich den richtigen Weg?

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Viele Anleger schließen Investitionen in bestimmte Branchen oder Unternehmen für sich kategorisch aus. Doch in weit sollte man seine Aktivitäten an der Börse von den Themen Moral und Ethik beeinflussen lassen? Kann man mit guten Gewissen in Aktien der Tabak- oder Rüstungsindustrie investieren? Am Ende des Tages muss jeder für sich selber entscheiden nach welchen Kriterien man seine Investitionen auswählt. In diesem Beitrag möchte ich ein paar Denkanstöße geben, um für sich selber die Frage zu beantworten, welche Einschränkungen man sich selber setzen möchte. Abschließend gehe ich kurz darauf ein, wie ich es selber halte.

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Was bedeutet es eine Aktie zu kaufen?

Ale erstes sollte man sich nochmal veranschaulichen was es bedeutet eine Aktie zu kaufen. Wenn ich eine Aktie von einem Unternehmen kaufe, fließt dem Unternehmen selber kein Geld zu. In der Transaktion kaufe ich lediglich die Aktie einem anderen Marktteilnehmer ab. Bei einigen unerfahrenen Investoren liegt der Trugschluss vor, dass man durch einen Aktienkauf ein Unternehmen direkt finanziell unterstützt. Einzige Ausnahmen bilden Neuemissionen und Kapitalerhöhungen. In diesem Fall kommen neue Aktien auf den Markt und ein Unternehmen sammelt dadurch frisches Kapital ein. Allerdings ist dies eher ein Ausnahmefall, der bei dieser Überlegung zu vernachlässigen ist.

Was bedeutet es in einer Aktie investiert zu sein?

Das reine besitzen einer Aktie könnte indirekt den Aktienkurs eines Unternehmens stützen. Wenn man als langfristiger Investor eine Aktie über einen langen Zeitraum hält, ist diese nicht handelbar. Dadurch sind weniger Unternehmensanteile im Umlauf, so dass theoretisch das Angebot auf dem Markt geringer ausfallen könnte. Dies ist aber als Privatanleger zu vernachlässigen, da der Einfluss nur marginal ist.

Anders sieht es hingegen für sich selber aus. Durch das Halten einer Aktie partizipiert man vom Erfolg des Unternehmens. Wenn das Unternehmen Gewinne erwirtschaftet, steigt der Aktienkurs und häufig wird auch eine Dividende ausgeschüttet. Als Anleger profitiert man also finanziell direkt von den Geschäftstätigkeiten des Unternehmens. An dieser Stelle muss man sich als Anleger die Frage stellen, ob man es für moralisch vertretbar hält von den Gewinnen zu profitieren. Dies wird von Anleger zu Anleger unterschiedlich sein, wo die persönliche Grenze liegt. Diese muss jeder für sich selber festlegen, ob man in Unternehmen im Bereich Rüstung, Tabak, Alkohol, Erdöl, Gentechnik usw. investieren möchte, um damit eine Rendite zu erzielen.

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Können ESG Kriterien helfen?

Mittlerweile ist es in der Finanzbranche Standard über ESG-Kriterien ein Unternehmen hinsichtlich seiner Nachhaltigkeit zu bewerten. Die Abkürzung ESG stammt aus dem Englischen und steht für Environment (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). In der Europäischen Union ist es für kapitalmarktorientierte Unternehmen mittlerweile verpflichtend einen ESG-Report zu veröffentlichen. Auch in den USA gibt es Tendenzen solche Reportings verpflichtend einzuführen.

Einerseits ist es eine sehr gute Idee einen hohen Wert auf Nachhaltigkeit zu legen, aber andererseits ist es schwierig dies messbar und vergleichbar zu gestalten. Sich einzig und allein auf ESG-Kriterien zu verlassen, wenn man auf nachhaltige Investments setzen möchte, könnte ein Fehler sein. Teilweise ist es für Unternehmen relativ einfach ein gutes ESG-Rating zu erzielen, obwohl das Geschäftsmodell auf den ersten Blick keineswegs danach aussieht. In diesem Zusammenhang fällt auch häufig der Begriff „Greenwashing“, der die Beschönigung der Nachhaltigkeit des eigenen Unternehmens bzw. Geschäftsmodells beschreibt.

Es gibt viele Beispiele, welche sich auf den ersten Blick nicht erklären lassen. Hier findest du ein Ranking der größten deutschen Unternehmen bzgl. der ESG-Kriterien. Dort ist es beispielsweise überraschend, das Heidelberg Materials relativ weit vorne liegt, obwohl man als Zementproduzent einen extrem hohen CO2 Ausstoß verursacht. Andererseits liegt mit Nordex ein Hersteller von Windkraftanlagen deutlich weiter hinten. Insgesamt halte ich ESG-Kriterien alleine für nicht ausreichend für die Bewertung der Nachhaltigkeit eines Unternehmens.

Wie steht es um den MSCI World und andere ETFs?

Für Privatanleger ist es heutzutage am einfachsten über ETFs zu investieren. Vor allem in Deutschland ist die beliebteste Anlage eine Investition in einen ETF auf den MSCI World. Dabei ist jedoch zu beachten, dass man einfach in die weltweit größten Unternehmen investiert und keine weitere Rücksicht auf die zuvor besprochenen Punkte nimmt. Man muss sich also bewusst sein, dass man in Unternehmen oder Branchen investiert, die einem persönlich moralisch fragwürdig sind.

Für Anleger, denen Aspekte der Moral und Nachhaltigkeit wichtig sind, hat die Börse natürlich auch Möglichkeiten geschaffen. Es gibt schon seit einiger Zeit ETFs, die ausschließlich auf Unternehmen mit guten ESG-Rating oder dem Ausschluss bestimmter Branchen fokussiert haben. Aber auch hier gilt wieder das gleiche Problem, dass bereits zuvor beschrieben wurde. Häufig tauchen in diesen ETFs trotzdem Unternehmen auf, die man darin nicht erwarten hätte. Wenn man darauf erhöhten Wert legt, muss man sich die entsprechenden ETFs genau ansehen, ob die nicht erwünschten Unternehmen darin nicht enthalten sind.


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Meine Sichtweise

Ich persönlich denke, dass die Börse ein Ort an dem es das Wichtigste ist rational zu handeln und nicht Themen wie Nachhaltigkeit oder Moral in den Vordergrund zu rücken. Dennoch halte ich es für wichtig langfristig diese Themen zu berücksichtigen, da ich davon ausgehe, dass Unternehmen, die nachhaltig agieren, erfolgreicher sein werden. Zusätzlich halte ich es für extrem schwierig konkrete Grenzen zu ziehen, in welche Geschäftsmodelle ich investiere und welche ich kategorisch ausschließe. Wenn man tief genug gräbt findet man bei allen Unternehmen Aspekte, die man als Investor als kritisch hinterfragen könnte. Diese Vorgehensweise mag zwar nicht jedem gefallen, aber dies muss jeder für sich selber entscheiden.

Fazit zu Moral und Börse

Am Ende des Tages muss jeder für sich selber entscheiden, wie man mit Moral und Ethik bei seinen Investments an der Börse vorgehen möchte. Die Meinungen und Ansichten können hier sehr weit auseinander gehen und jeder hat die Entscheidungen anderer zu respektieren. Vor allem bei ETFs sollte man sich genauer mit der Zusammensetzung beschäftigen, wenn man beispielsweise erhöhten Wert auf ESG-Kriterien legt. Am einfachsten zu berücksichtigen ist das Thema bei der Investition in Einzelunternehmen. Hier kann man sich umfassend über ESG-Reports informieren und das Geschäftsmodell durchleuchten. Ich hoffe du konntest einige Denkanstöße aus diesem Beitrag mitnehmen. Schreibe gerne deine Vorgehensweise in die Kommentare.

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