Inhaltsverzeichnis
Kennzahlen Linde
WKN: A2DSYC
Gewinnwachstum 10 Jahre: 2,9% p.a.
Umsatzwachstum 10 Jahre: 12,6% p.a.
KGV23e: 30
Dividendenrendite: 1,48%
Marktkapitalisierung: 150 Mrd. €
Kurzbeschreibung
Linde ist ein international agierender Konzern mit Hauptsitz in Dublin, der hauptsächlich im Bereich der Industriegase tätig ist. Das Unternehmen wurde 1879 von Carl von Linde in München gegründet und ist bis heute zu einem Weltmarkführer in der Branche aufgestiegen. Seit 2022 fungiert Sanjiv Lamba als CEO an der Spitze des Konzerns, der weltweit rund 80.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Im Jahr 2016 beschlossen die Unternehmen Linde und Praxair sich zusammenzuschließen, um einen der größten Anbieter von industriellen Gase weltweit zu bilden. Beide Unternehmen waren damals etwa gleich groß und in ähnlichen Branchen tätig. Der Zusammenschluss wurde im Jahr 2018 abgeschlossen und das neue Unternehmen firmiert unter dem Namen Linde plc. Mit dem Zusammenschluss wurde die französische Air Liquide als Nummer eins der Branche abgelöst.
Unternehmensübersicht
Geschäftsbereiche
Linde setzt sich aus den drei Geschäftsbereichen Industrial Gases, Engineering und Other zusammen. Der Sektor Industrial Gases ist mit Abstand der wichtigste und macht etwa 84% des Gesamtumsatzes aus und erzielt nebenbei auch die höchsten Margen. Die Sektor Engineering steuert etwa 9% des Gesamtumsatzes bei und Other weitere 7%.
Industrial Gases
Der Geschäftsbereich Industrial Gases ist auf die Produktion und Lieferung von industriellen Gasen spezialisiert. Dazu gehören z.B. Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff, Helium, Argon, Kohlendioxid und andere Gase, die in einer Vielzahl von Anwendungen verwendet werden können. Dazu zählen zum Beispiel die Metallurgie, Chemie, Energieerzeugung, Medizintechnik oder Lebensmittelindustrie. Linde produziert diese Gase in großen Mengen und liefert diese an Kunden weltweit in Form von Flüssiggasen, Druckgasen und Flüssigstickstoff aus.
Engineering
Der Sektor Engineering ist für die Konstruktion, Entwicklung und den Bau von Anlagen und Ausrüstungen zur Produktion und Verarbeitung von industriellen Gasen verantwortlich. Dazu gehören beispielsweise Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff, Stickstoff und Sauerstoff sowie Ausrüstung zur Trennung von Gasgemischen oder zur Verflüssigung von Gasen. Außerdem bietet Linde Engineering Dienstleistungen bestehend aus technischen Service und Wartung für diese Anlagen an.
Other
Unter „Other“ betreibt Linde verschiedene Aktivitäten, die nicht direkt in die anderen Geschäftsbereiche fallen. Dazu gehören beispielsweise Aktivitäten im Bereich der medizinischen Versorgung, wie die Herstellung und Lieferung von medizinischem Sauerstoff und anderen medizinischen Gasen. Ebenso gehören Aktivitäten in der Umwelttechnologie, wie die Abscheidung von Kohlendioxid aus industriellen Prozessen, zu diesem Bereich.
Umsatz- und Gewinnentwicklung
Durch den Zusammenschluss mit Praxair hat sich der Umsatz des neuen Gesamtunternehmens natürlich erhöht. Erfreulich ist es, dass der Umsatz von diesem Zeitpunkt an deutlich stärker gestiegen ist als zuvor. Für das Geschäftsjahr 2022 erwartet man einen Umsatz in Höhe von 31,7 Mrd.€. Dieser liegt damit rund 16% über dem des Vorjahres. Für die kommenden Jahre wird von moderat steigenden Umsätzen ausgegangen. Die aktuell höheren Umsätze sind teilweise auch der hohen Inflation und den weitergegebenen Kosten geschuldet. Andererseits gab es auch negative Währungseffekte, so dass die aktuelle Umsatzentwicklung sehr positiv zu sehen ist. Seit der Praxair Fusion konnten auch die Margen gesteigert werden, nachdem diese zunächst eingebrochen sind. Dies zeigt, dass die erwünschten Synergieeffekte langsam greifen und das Geschäft immer profitabler wird.
Bei einem Blick auf den Gewinn sieht man ebenfalls Sondereffekte rund um den Zusammenschluss mit Praxair. Daher macht die Betrachtung des bereinigten Gewinns mehr Sinn. Hier ist die Entwicklung seit 2019 ebenfalls positiv. Wie zuvor bereits gesehen sind sowohl die Umsätze als auch die Margen gestiegen was sich am Ende natürlich im Gewinn niederspiegelt. Für das aktuelle Geschäftsjahr 2022 wird ein Gewinn in Höhe von etwa 8,9€ je Aktie erwartet, nachdem dieser Wert im Vorjahr bei 6,47€ lag.
Dividenden
Linde ist ein sehr verlässlicher Dividendenzahler und steigert bereits seit 30 Jahren jährlich seine Dividende. Diese ist aktuell durch den Free Cashflow mehr als ausreichen gedeckt und die aktuelle Rendite liegt bei 1,48%. Die Ausschüttungsquote bezogen auf den Gewinn liegt bei rund 57% und bezogen auf den Free Cashflow bei etwa 31%. Neben den quartalsweisen Dividendenausschüttungen profitiert man als Investor auch vom umfangreichen Aktienrückkaufprogramm. Vor etwa einem Jahr gab Linde ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 10 Mrd.$ bekannt. Bis Mitte 2024 sollen die Rückkäufe abgeschlossen sein, die je nach Kursentwicklung rund 10% der ausstehenden Aktien betreffen könnte.
Finanzen
In der Bilanz lässt sich die abgeschlossene Fusion mit Praxair im Jahre 2018 sehr gut erkennen. Sowohl die Schulden als auch der Goodwill hat sich zu diesem Zeitpunkt deutlich erhöht. Aktuell stehen bei Linde zinstragende Schulden in Höhe von 15,7 Mrd.€ in der Bilanz. Demgegenüber steht eine Cashposition von von 3,8 Mrd.€ und eine jährliche Tilgungskraft von 4,7 Mrd.€. Für ein Industrieunternehmen sind dies durchaus sehr gute Werte, da ein Großteil des Kapitals in großen Industrieanlagen gebunden ist. Diese sind Teil des Kernvermögens, das mehr als 47 Mrd.€ beträgt. Insgesamt ist die Bilanz von Linde solide, wobei die einzige Ausnahme der Goodwill in Höhe von knapp 25 Mrd.€ ist. Der hohe Goodwill birgt gewisse Risiken, die jedoch durch durch eine ansonsten soliden Bilanz getragen werden können.
Ausblick
Industriegase sind einer der wichtigsten Komponenten auf dem Weg zu einer klimaneutralen Industrie und Gesellschaft. Bei der Produktion der Gase ist teilweise ein hoher Energieaufwand notwendig und zusätzlich werden im Herstellungsprozess zusätzliche Emissionen freigesetzt. Daher ist es sowohl für Linde als auch für die Kunden extrem wichtig möglichst schnell Verfahren und Wege zu finden den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. Im Rahmen des amerikanischen „Inflation Reduction Act“ hat Linde die Ziele und Möglichkeiten für sich und die Kunden nochmal in einer Übersicht zusammengestellt. In den kommenden Jahren wird Linde in die Ziele einiges an Kapital investieren und auch versuchen neue Märkte erschließen. Im Fokus steht dabei vor allem die Produktion von grünem Wasserstoff (hergestellt mit erneuerbarer Energie), Ammoniak und synthetischen Kraftstoffen. In Prozessen, die nicht ohne Emissionen auskommen, sollen effiziente Carbon-Capture Verfahren eingesetzt werden.
Ausstieg der Linde Aktie aus dem DAX
Am 18.01.2023 wurde auf einer außerordentlichen Hauptversammlung von den Anteilseignern von Linde beschlossen, dass die Aktie den deutschen Leitindex DAX verlassen soll. Der Vorstand von Linde sah für das Unternehmen einige Nachteile in der doppelten Listung an der deutschen und amerikanischen Börse. Beispielsweise sind laut dem Regelwerk des DAX die Indexgewichtung einer einzelnen Aktie auf 10% gedeckelt. Da Linde von der Marktkapitalisierung im DAX diese Grenze überschritten hat, ist dies zum Nachteil des Unternehmens. ETFs, die den DAX abbilden, investieren somit weniger Kapital in Linde, obwohl nach Marktkapitalisierung ein höherer Anteil gerechtfertigt wäre. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass nur noch nach amerikanischen Regularien (SEC) bilanziert werden muss und nicht zusätzlich noch nach IFRS in Europa. Dadurch lassen sich zusätzlich Kosten einsparen
Nachteilig für Linde könnte es sein, dass die Aktie nach einem DAX Ausstieg aus diversen europäischen Indexfonds fliegt und damit Kapital aus der Aktie abgezogen wird. Bei einer Aktie mit so hoher Marktkapitalisierung sollten sich diese Auswirkungen jedoch in Grenzen halten. Bei einem Small- oder Mid-Cap sähe dies anderes aus. Außerdem könnte das Unternehmen etwas aus dem europäischen Fokus geraten. Es bleibt abzuwarten was am 01.03.2023 passiert, wenn der Ausstieg der Linde Aktie aus dem DAX vollzogen wird. Ich persönlich sehe keine größeren negativen Auswirkungen und werde daher an meinem Investment festhalten.
Investmentgedanken / Chancen
Steigende Nachfrage Industriegase
Der Bedarf an industriellen Gasen wird zukünftig weiter ansteigen. Immer mehr Produkte benötigen verschiedene Gase in ihrer Herstellung. Die größten Abnehmer von Linde sind Chemie- und Pharmaunternehmen, die z.B. Helium, Stickstoff und Sauerstoff in ihren Prozessen verwenden. Der zunehmende Einsatz von industriellen Gasen in der Energiebranche, insbesondere im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien, trägt ebenfalls zur steigenden Nachfrage bei. Besonders im Fokus steht dabei grüner Wasserstoff, der einerseits als Speicher überschüssiger erneuerbarer Energie und andererseits bei der Dekarbonisierung industrieller Prozesse eingesetzt werden kann. Auch aus der Politik kommen immer mehr Initiativen grünen Wasserstoff zu fördern. Davon sollte Linde langfristig profitieren können.
Starke Marktstellung
Nach dem Zusammenschluss mit Praxair ist Linde der größte Produzent von Industriegasen der Welt. Linde und Praxair hatten zuvor in einigen Regionen und Branchen getrennte Geschäftsaktivitäten, so dass sie durch den Zusammenschluss ihre Marktposition verbessern und Synergien erzielen konnten. Diese lassen sich bereits in den steigenden Gewinnen und Umsätzen ablesen. Aufgrund der Großproduktionen ist Linde in der Lage über Skaleneffekte seine Wettbewerbsposition zu stärken. Mit Kunden werden teils langfristige Lieferverträge vereinbart, was sich auch an den vollen Auftragsbüchern ablesen lässt. Für neue Konkurrenten wäre es schwer eine ähnliche Produktionskapazität zu errichten, da dies einerseits mit hohen Kosten verbunden wäre und andererseits auch das Know-How bzw. entsprechende Patente fehlen. Daher sollte die starke Marktstellung kurz- bis mittelfristig nicht in Gefahr sein.
Risiken
Konkurrenz
Linde hat zwar eine sehr gute Marktstellung, aber dennoch gibt es nennenswerte Konkurrenten. Einige der größten Konkurrenten von Linde sind Air Liquide, Air Products und Taiyo Nippon Sanso. Diese Unternehmen haben ebenfalls eine starke Präsenz in der Produktion und dem Vertrieb von industriellen Gasen. Eine der aussichtsreichsten Märkte ist die Produktion von grünem Wasserstoff. Da dieser Markt noch relativ jung ist, könnte sich die Konkurrenzsituation für Linde verschärfen. Hier könnten neue Konkurrenten erfolgreich in den Wasserstoffmarkt einsteigen und Marktanteile von Linde abgreifen. Außerdem könnten Konzerne wie Nel ASA oder Plug Power erfolgreich neue Technologien entwickeln, die die Produktionskosten für grünen Wasserstoff senken und Linde unter Druck setzen.
Abhängigkeit von wirtschaftlicher und politischer Entwicklung
Das Geschäftsmodell von Linde hat eine gewisse Abhängigkeit von der allgemeinen Wirtschaftslage. Wenn die Wirtschaft schwächelt, kann dies Auswirkungen auf die Nachfrage nach industriellen Gasen und Dienstleistungen haben. Mit Ausnahme der Pharmaindustrie sind die Kunden von Linde häufig in zyklischen Branchen, wie. z.B. der Chemieindustrie beheimatet. Außerdem ist das Geschäftsmodell von Linde durch gewisse poiltische Entscheidungen beeinflusst. Linde stößt in seinem Produktionsprozess eine nicht unerhebliche Menge an Treibhausgasen aus. Von Jahr zu Jahr werden die Emissionen teurer und belasten das Ergebnis. Außerdem könnte die Politik davon abweichen großflächig auf Wasserstoff als Energieträger der Zukunft zu setzen, was sich langfristig ebenfalls negativ auf Linde auswirken könnte.
Aktuelle Bewertung Linde (Stand 22.01.2023)
Fundamentale Bewertung
Bei der Betrachtung der Entwicklung vom Gewinn haben wir bereits gesehen, dass wegen der Praxair Fusion der Gewinn je Aktie stark schwankte. Daher ziehe ich für die faire Bewertung der Aktie den bereinigten Gewinn heran. In der Vergangenheit war die Aktie immer relativ hoch bewertet, so dass ich eine etwas konservativere Bewertung angelegt habe. Statt des durchschnittlichen bereinigten KGV der letzten Jahre von 29 habe ich 25 gewählt. Demnach wäre die Aktie von Linde momentan leicht überbewertet und würde Ende 2023 ihren fairen Wert erreichen. Nach Analystenschätzung wird sich der Gewinn in den kommenden Jahren leicht erhöhen. Bis Ende 2025 wäre die Renditeerwartung pro Jahr jedoch bei lediglich 6%. Dies zeigt, dass die Aktie weiterhin kein Schnäppchen ist und ein Einstieg sich aktuell aus fundamentaler Sicht nicht unbedingt aufdrängt.
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Technische Bewertung
Wochenchart
Seit dem Zusammenschluss mit Praxair Ende 2018 befindet sich die Aktie auf Wochenbasis in einem Aufwärtstrend. Einige Ausnahme bildete der Coronacrash im März 2020. Ansonsten lief die Aktie bislang an der eingezeichneten Trendline entlang nach oben. Auch das schwache Börsenjahr 2022 konnte der Aktie nichts anhaben, so dass der Aufwärtstrend weiterhin intakt ist. Der Trend würde erst mit unterschreiten der Marke von 272€ gebrochen werden. Dies ist die grün eingezeichnete Zone im Chart.
Tageschart
Auf Tagesbasis korrigiert die Aktie aktuell vom Allzeithoch. Die Zone bei 290€ hat in Verbindung mit der Trendline erstmal als Unterstützung gehalten. Es wäre wichtig diese Zone weiterhin zu verteidigen und zügig den Widerstand bei 308€ zu durchbrechen. Dies wäre ein bullisches Signal und mittelfristig wäre ein neues Allzeithoch denkbar. In einem bearischen Szenario würde die Unterstützung bei 290€ nicht halten. Hier wäre es essentiell wichtig, dass der Wochentrend intakt bleibt und die Aktie nicht unter die eben erwähnten 272€ zurückfällt. In diesem Fall würde ich von einer längeren Seitwärtsbewegung ausgehen.
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Fazit Linde Aktie (Stand 22.01.2023)
Ich halte Linde für eine der besten Aktien im DAX und der Ausstieg ist kein gutes Zeichen für den deutschen Leitindex. Für die Linde Aktie bin ich weiterhin optimistisch unabhängig davon in welchem Index sie gelistet ist oder nicht. Klimaneutrale Industriegase sind einer der Schlüssel die globalen Emissionen zu senken. Als Marktführer kann Linde hier eine Schlüsselrolle übernehmen und von dieser Entwicklung profitieren. Die Aktie ist aktuell weiterhin fundamental nicht gerade günstig bewertet und auch aus technischer Sicht drängt sich kein Einstieg auf. Dennoch ist Linde eine Aktie, die ich weiter über meinen Sparplan kaufen werde und langfristig halten möchte.