Anfang der Woche gab es für Bayer negative Nachrichten bezüglich der laufenden Prozesse in den USA. Bayer hatte im Mai einen Fünf-Punkte-Plan für den Weg aus den laufenden Prozessen in den Roundup Rechtsstreitigkeiten aufgestellt. Der erste Punkt hat einen Antrag beim amerikanischen Supreme Court vorgesehen, um dem Fall Hardemann prüfen zu lassen. Damit besteht die Chance auf ein Ende der noch laufenden Prozesse zu Gunsten von Bayer. Nun kam die Meldung, dass die US-Regierung empfohlen hat den Antrag von Bayer abzuweisen, was als negatives Signal zu werten ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Supreme Court sich mit dem Fall beschäftigt, sind somit drastisch gesunken und damit auch die Aussicht auf ein baldiges Ende der Prozesse gegen Bayer in den USA. Die Aktie reagierte negativ auf die Nachrichten und verlor zeitweise bis zu 10%.
Aufgrund der negativen Meldungen sind die guten Zahlen des ersten Quartals fast schon untergegangen. Währungsbereinigt stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 14,6% und der Gewinn sogar um 36,3%. Besonders die Sparte Crop Science konnte mit sehr guten Zahlen überzeugen. Dies könnte bereits eine Auswirkung des Krieges in der Ukraine sein. Die Ukraine wird häufig auch als die Kornkammer der Welt bezeichnet und fällt als Nahrungsmittelproduzent vorerst aus. Dadurch könnte der Bedarf an Saatgut und Pflanzenschutzmitteln steigen, wodurch Bayer profitieren könnte. Wegen der steigenden Weltbevölkerung wird die Nachfrage im Bereich Crop Science in den nächsten Jahren wahrscheinlich weiter zunehmen.
Auch die Geschäftsbereiche Pharmaceuticals und Consumer Health konnte im einstelligen Prozentbereich zulegen. Insgesamt ist Bayer zuversichtlich die gesteckten Jahresziele zu erreichen. Das operative Geschäft entwickelt sich gut, so dass langsam wieder der Fokus darauf gerichtet werden sollte. Weiter ausführliche Informationen zu Bayer findest du auch in meiner Analyse vom Anfang des Jahres.
Fundamentale Bewertung
Die Prozesse in den USA belasten die Bayer Aktie schon seit einigen Jahren. Durch die erhöhten finanziellen Risiken ist ein Bewertungsabschlag durchaus gerechtfertigt. Aufgrund der hohen Rückstellungen sollte das finanzielle Risiko mittlerweile komplett eingepreist sein. Trotz des hohen Risikos scheint die Bayer Aktie weiterhin unterbewertet zu sein. Der durchschnittliche bereinigte KGV der letzten Jahre lag bei etwa 12 und steht aktuell bei etwa 8. Demnach läge der faire Wert nach bereinigtem KGV Ende 2022 bei etwa 90€, was einem Kurspotential von rund 50% entspräche. Als Investor stellt sich natürlich die Frage, ob dieser Bewertungsabschlag aufgrund der Risiken gerechtfertigt ist oder zu hoch ausfällt.
Du möchtest an der Börse einsteigen und möchtest ein Depot eröffnen?
Dann schau dir gerne meine Empfehlungen für einen passenden Broker an.
Technische Analyse Bayer
Aus technischer Sicht hat sich die Lage bei der Bayer Aktie etwas aufgehellt. In einem seit 2015 anhaltenden langfristigen Abwärtstrend könnte langsam ein Boden gefunden worden sein. Seit Beginn des Jahres kam es zu einer starken Kursrallye, die erst Mitte April an der starken Widerstandszone im Bereich von 68-72€ ein Ende fand. Mittelfristig wäre es wichtig die seit 2019 aktive Range nach oben zu verlassen. In diesem Bereich hat sich eine Menge Volumen angesammelt, die den Ausbruch über die Widerstandszone erschweren wird.
Im Tageschart sieht die Bayer Aktie momentan tendenziell gut aus. Nach der starken Aufwärtsbewegung bis zur Widerstandzone bei 68€ war eine Korrektur überfällig. Diese endete an der Unterstützung bei rund 55€ kurz unterhalb des 61,8 Retracements. Der lange Docht nach unten im Tagesverlauf gepaart mit der starken Kerze danach ist als sehr bullisches Signal zu werten. Bleiben die Bullen weiter am Ruder sollte das Hoch bei 68€ das erste Ziel sein. Für mittelfristig steigende Kurse muss danach jedoch die starke Widerstandszone überwunden werden. Wichtig wäre es nicht mehr unter die 55€ zurückzufallen. In diesem Szenario wäre mit weiter sinkenden Kursen zu rechnen.
Fazit zur Bayer Aktie
Die Bayer Aktie bleibt so lange die Prozesse in den USA laufen ein riskantes Investment. Dementsprechend günstig ist die Aktie wegen dem erhöhten Risiko bewertet. Aus technischer Sicht sieht die Aktie trotz der schlechten News am Anfang der Woche eher bullisch aus, so dass sich sogar eine kurzfristige Tradingchance ergeben könnte. Langfristige Anleger sollten die Zone um die 70€ im Blick behalten. Diese sollte überwunden werden, um dem langfristigen Abwärtstrend ein Ende zu setzen. Ich persönlich bin seit etwa anderthalb Jahren in die Bayer Aktie investiert, da ich in den langfristigen Chancen größeres Potential sehe als in den Risiken durch die Prozesse in den USA.
Du willst keinen Beitrag mehr verpassen?
Dann melde dich hier für den kostenlosen Newsletter an.