Es ist schon eine Weile her, dass ich die Aktie von Waste Management genauer unter die Lupe genommen habe. In der aktuell turbulenten Woche der amerikanischen Präsidentschaftswahlen lohnt es sich vielleicht, einen Blick auf ein Unternehmen zu werfen, das von diesen politischen Entwicklungen voraussichtlich kaum beeinflusst wird. Waste Management agiert nahezu ausschließlich in Nordamerika und zeichnet sich durch ein stabil laufendes, nicht-zyklisches Geschäftsmodell aus, das auch in unsicheren Zeiten für Verlässlichkeit sorgt. Dennoch hat sich in den letzten Monaten einiges getan. Schlussendlich hat Waste Management diese Woche die Übernahme von Stericycle erfolgreich abgeschlossen – doch dazu später mehr. Zunächst werfen wir einen Blick auf die aktuellen Zahlen zum dritten Quartal 2024.
Das Geschäft von Waste Management entwickelt sich weiterhin solide und zeigt im dritten Quartal 2024 ein erfreuliches Wachstum. Der Umsatz konnte von 5,2 Mrd.$ im Vorjahresquartal auf 5,6 Mrd.$ gesteigert werden, was einem Zuwachs von etwa 7,7% entspricht. Auch der Gewinn verzeichnete einen deutlichen Anstieg und lag bei 760 Mio.$, verglichen mit 663 Mio.$ im gleichen Zeitraum des Vorjahres – ein Plus von rund 14,6%. Besonders hervorzuheben ist die operative Marge, die mit 30,5% ein neues Rekordniveau erreichte. Diese starken Zahlen kamen bei den Anlegern gut an und die Aktie von Waste Management reagierte mit einem Kursplus.
Aktuelle Entwicklung
Übernahme Stericycle
Ein wichtiger strategischer Schritt für Waste Management war die Übernahme von Stericycle, die im Juni 2024 angekündigt und am 4. November 2024 offiziell abgeschlossen wurde. Im Zuge dieser Übernahme wurde die Aktie von Stericycle von der Börse genommen. Stericycle ist auf die Entsorgung im medizinischen Bereich sowie die sichere Vernichtung von vertraulichen Dokumenten und Datenträgern spezialisiert – Bereiche, die das bisherige Geschäftsmodell von Waste Management sinnvoll ergänzen und erweitern.
Für die Übernahme zahlte Waste Management 62$ pro Stericycle-Aktie, was einem Gesamtvolumen von 7,2 Mrd.$ entspricht. Diese Akquisition wurde hauptsächlich durch Neuverschuldung finanziert, was den Verschuldungsgrad von Waste Management auf 3,6 erhöht. Dies ist relativ hoher Wert, der in den kommenden Quartalen genau beobachtet werden muss. Laut Waste Management soll der Verschuldungsgrad innerhalb von 2 Jahren nach der Übernahme auf 2,75 bis 3 gesenkt werden können.
Kennzahlen Stericycle
Stericycle weist ein breit aufgestelltes Geschäftsmodell auf, das sich hauptsächlich auf zwei Bereiche konzentriert: Etwa zwei Drittel des Umsatzes generiert das Unternehmen mit der Entsorgung medizinischer Abfälle, während rund ein Drittel auf die sichere Vernichtung vertraulicher Dokumente und Datenträger entfällt. Das Geschäft ist geografisch ebenfalls gut verteilt – etwa 85 % der Umsätze werden in Nordamerika erzielt, der restliche Anteil entfällt auf den europäischen Markt.
Für die kommenden Jahre zeigt Stericycle ein solides Wachstumspotenzial. Bis 2027 soll der Umsatz jährlich um 3–5% zulegen, während das bereinigte EBITDA mit einer jährlichen Wachstumsrate von 13–17% sogar deutlich stärker wachsen soll. Diese Steigerungen will das Unternehmen durch die Optimierung seiner Prozesse und den verstärkten Einsatz moderner Technologien erreichen, was zu Kostensenkungen und effizienteren Abläufen beitragen soll. Mit zahlreichen Standorten und einer starken Marktpräsenz in seinen Kernbereichen ist Stericycle gut positioniert, um diese Wachstumsziele zu realisieren und gleichzeitig das Portfolio von Waste Management strategisch zu erweitern.
Allgemeine Entwicklung
Neben der Übernahme von Stericycle hat Waste Management weitere bedeutende Fortschritte erzielt. Besonders hervorzuheben ist die Fertigstellung von 24 der insgesamt 39 geplanten Recycling-Projekte. Mit diesen neuen Anlagen hat das Unternehmen seine Recycling-Kapazität in Nordamerika um 1,5 Mio. Tonnen erhöht. Diese Erweiterung stärkt die Marktposition von Waste Management im Recyclingbereich und unterstreicht sein Engagement für nachhaltigere Entsorgungs- und Recyclinglösungen.
Ausblick Waste Management
Für das Jahr 2025 rechnet Waste Management mit einem moderaten Wachstum im Kerngeschäft, das durch strategische Investitionen in nachhaltige Projekte zusätzlich gestützt wird. Diese Investitionen sollen nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch das Umweltprofil des Unternehmens verbessern, was sich langfristig auszahlen dürfte. Ein weiterer Schwerpunkt wird auf der Integration von Stericycle liegen, um die operativen und finanziellen Synergien dieser Übernahme vollständig zu realisieren. Laut Analystenschätzungen soll der Umsatz 2025 um etwa 7–8% auf rund 23,4 Mrd.$ steigen. Der Gewinn wird bei etwa 3,2 Mrd.$ erwartet, was einem Anstieg von rund 11% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Waste Management plant zudem, seine Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe fortzusetzen, was das Vertrauen des Unternehmens in seine stabile Cashflow-Entwicklung und sein kontinuierliches Wachstum unterstreicht.
Fundamentale Bewertung Waste Management
Aus fundamentaler Sicht war die Aktie von Waste Management in den vergangenen Jahren stets relativ hoch bewertet. Das durchschnittliche KGV lag bei etwa 26, obwohl das Wachstum des Unternehmens nur relativ moderat ausfällt. Dennoch scheint dieser Wert gerechtfertigt, da das Geschäftsmodell extrem stabil läuft und ein nicht zu verachtender Burggraben vorhanden ist. Aktuell notiert die Aktie zu einem KGV von etwa 33 und damit klar über ihrem fairen Wert. Zwar soll nach Analystenschätzungen Ende nächsten Jahres der fairen Wert in etwa erreicht werden, aber trotzdem bietet sich ein Einstieg zum aktuellen Zeitpunkt nicht an. Außerdem sollte die erhöhte Verschuldung berücksichtigt werden, die in dem bisher durchschnittlichen KGV noch nicht enthalten ist. Durch die hohen Zinsen ist dies eine zusätzlich Belastung, die den fairen Wert der Aktie nochmals etwas herabsetzt.
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Technische Analyse Waste Management
Nach dem Coronacrash 2020 ging es für die Aktie von Waste Management innerhalb von einem Jahr auf ein neues Allzeithoch und der langfristige Aufwärtstrend wurde fortgesetzt. Zwischen Anfang 2022 und Ende 2023 befand die Aktie sich zwei Jahre lang in einer Seitwärtsphase, bevor zum Jahreswechsel der Ausbruch gelang. Anschließend kam es zu einer mehrmonatigen Rallye und im Juli wurde das zunächst letzte Allzeithoch markiert. Seit dem zweiten Quartal läuft die Aktie nun wieder seitwärts. Für einen attraktiven Einstieg müsste die Aktie etwas korrigieren, damit sich ein gesundes Chance-Risiko-Verhältnis ergibt. Ein schöner Einstieg läge im Bereich von 168-178$, wo eine Unterstützungszone und das 61,8 Fibonacci-Retracement liegen. Aus der Historie betrachtet ist eine solche Korrektur jedoch sehr selten und eher unwahrscheinlich.
Wie schon zuvor angedeutet befindet sich die Aktie von Waste Management auf Tagesbasis in einer Seitwärtsphase. Diese wird auf der Unterseite durch die Unterstützungszone zwischen 196$ und 200$ begrenzt. Auf der Oberseite durch das Allzeithoch bei 225$. Aktuell erholt sich die Aktie weiterhin von dem Kursrutsch nach den Zahlen des zweiten Quartals aus dem Juli. Mit den letzten Quartalszahlen konnte die Erholung fortgesetzt werden und es wurde eine Gap hinterlassen. Sehr kurzfristig könnte ich mir vorstellen, dass diese Gap geschlossen wird, da dieser Bereich auch durch viel Volumen unterstützt wird. Mittelfristig wird es entscheidend sein, in welche Richtung wir die Seitwärtsphase verlassen.
Fazit zur Waste Management Aktie
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Übernahme von Stericycle weiterhin im Mittelpunkt der strategischen Pläne von Waste Management steht und das Hauptthema für die kommenden Quartale bleibt. Auch wenn das Unternehmen durch diese Erweiterung und seine nachhaltigen Investitionen gut für die Zukunft aufgestellt ist, sehe ich momentan keinen geeigneten Einstiegspunkt in die Aktie. Fundamental betrachtet ist Waste Management aktuell eher hoch bewertet, und auch aus technischer Sicht bietet sich derzeit kein klares Bild für ein attraktives Kaufniveau.
Ich habe meine Position vor zwei Jahren im Rahmen meiner Depot-Umstrukturierung verkauft und sehe momentan keinen Anlass, hier wieder einzusteigen. Für konservative Anleger, die auf stabile Dividenden und langfristige Sicherheit setzen, könnte die Aktie jedoch weiterhin interessant sein. Ein Einstieg über einen Sparplan könnte für solche Anleger eine Möglichkeit sein, das Kursrisiko abzufedern und langsam eine Position aufzubauen.
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