Die letzten Quartale waren für Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien eine echte Bewährungsprobe. Die hohe Inflation und die damit einhergehenden Verzögerungen bei zahlreichen Projekten haben auch die Wasserstoffbranche hart getroffen. Nel ASA, ein führender norwegischer Anbieter von Wasserstofflösungen, blieb davon nicht unberührt. Zusätzlich könnte die politische Entwicklung in den USA, insbesondere die Wiederwahl von Donald Trump, den Turnaround der Nel Aktie erschweren, da der ehemalige und nun wiedergewählte Präsident fossile Energieträger priorisiert. Trotz dieser Herausforderungen bleibt der Wasserstoffsektor eine Branche mit enormem Potenzial für die Zukunft. Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt jedoch, dass die Entwicklung zuletzt eher verhalten war.
Nel verzeichnete im dritten Quartal 2024 einen Umsatz von 366 Mio. NOK, was einem deutlichen Anstieg im Vergleich zu den 303 Mio. NOK des Vorjahreszeitraums entspricht. Auch auf das Jahr gerechnet konnte das Unternehmen bisher leichte Fortschritte machen: Der Umsatz beläuft sich bis dato auf 974 Mio. NOK, verglichen mit 938 Mio. NOK im selben Zeitraum 2023. Trotz der positiven Umsatzentwicklung ist Nel weiterhin nicht profitabel. Im dritten Quartal lag der Verlust bei 115 Mio. NOK, konnte aber gegenüber den 167 Mio. NOK im Vorjahr deutlich reduziert werden. Auf das bisherige Jahr summiert sich der Verlust auf 194 Mio. NOK – eine enorme Verbesserung gegenüber den 516 Mio. NOK des Vorjahres. Dieser Fortschritt spiegelt den Rückgang der Investitionsausgaben wider, die 2023 stark zu Buche schlugen. Die Cashposition des Unternehmens beträgt zwar weiterhin knapp 2 Mrd. NOK, hat sich jedoch aufgrund der getätigten Investitionen merklich verringert.
Aktuelle Entwicklung
Nel ist in zwei Schlüsselbereichen tätig: alkalische und PEM-Elektrolyseure. Dabei zeigt sich, dass das Geschäft mit alkalischen Elektrolyseuren deutlich erfolgreicher läuft. Dieser Bereich verzeichnet solide Umsätze und einen robusten Auftragsbestand, ohne dabei Verluste zu schreiben. Die Fertigstellung einer zweiten Produktionslinie im Werk in Herøya im Jahr 2024 hat die Kapazitäten weiter gestärkt und dürfte das Wachstum in diesem Segment unterstützen. Im Gegensatz dazu zeigt der Bereich der PEM-Elektrolyseure derzeit Schwächen. Umsatz und Auftragsbestand sind in diesem Geschäftsbereich enttäuschend, was ihn zum Hauptverursacher der anhaltenden Verluste macht. Um die Rentabilität zu verbessern, arbeitet Nel an einer neuen Produktionslinie mit einer Kapazität von 500 MW, die die Herstellung größerer Anlagen ermöglicht. Es wird erwartet, dass hier ähnliche Skalierungseffekte eintreten wie bei den alkalischen Elektrolyseuren, was langfristig zu einer verbesserten Kostenstruktur führen könnte.
Die Wasserstoffbranche profitiert weiterhin von starken Förderprogrammen innerhalb der EU. Besonders hervorzuheben ist die zweite Auktion der EU-Wasserstoffbank, die zwischen Dezember 2024 und Februar 2025 stattfindet und Fördermittel in Höhe von 1,2 Mrd. Euro bereitstellt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Förderinitiativen in verschiedenen europäischen Ländern, die den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur vorantreiben sollen. In den USA hingegen könnte die Wiederwahl von Donald Trump die Förderlandschaft für grüne Technologien verändern. Trump hat in der Vergangenheit fossile Energieträger bevorzugt, was die Aussicht auf weitere Subventionen für Wasserstoffprojekte trüben könnte. Nel hat jedoch einen Vorteil durch seinen Produktionsstandort in Wallingford, Connecticut. Dieser schützt das Unternehmen vor möglichen Importzöllen, falls Trump protektionistische Maßnahmen einführen sollte. Dennoch wäre ein Wahlsieg von Kamala Harris für die Wasserstoffindustrie sicherlich die günstigere Option gewesen.
Ausblick Nel
Das aktuelle Marktumfeld bleibt für Nel herausfordernd, doch es gibt Anzeichen für Besserung. Mit mehr politischer Klarheit und wieder anlaufenden Projekten könnte sich die Lage 2025 und darüber hinaus entspannen. Der Umsatz wird für 2024 auf etwa 1,5 Mrd. NOK geschätzt, was leicht unter dem Niveau von 2023 liegt. Für 2025 erwarten Analysten einen moderaten Anstieg, bevor sich das Wachstum ab 2026 spürbar beschleunigen soll. Bis 2026 wird zudem erstmals ein positives EBITDA erwartet, unterstützt durch Effizienzsteigerungen in der Produktion und sinkende Kosten. Größere Auftragsvolumen könnten dazu beitragen, Skalierungseffekte zu realisieren und die Rentabilität langfristig zu sichern. Damit positioniert sich Nel gut, um von einem Aufschwung in der Wasserstoffbranche zu profitieren.
Fundamentale Bewertung Nel
Da Nel in der Vergangenheit keinen Gewinn erwirtschaften und konnte und dies Prognosen zufolge erst in 2 Jahren der Fall sein soll, macht eine fundamentale Bewertung anhand des Gewinns keinen Sinn. Daher lohnt sich ein Blick auf den Umsatz und das aktuelle KUV. Dieses liegt aktuell bei ungefähr 4 und damit deutlich unter dem Schnitt der letzten 10 Jahre, der etwa 17 betrug. Dieser Wert ist jedoch verzerrt durch den Hype zwischen 2020 und 2022. Dennoch war die Aktie von Nel in den letzten 10 Jahren basierend auf dem KUV noch nie so günstig bewertet wie jetzt. Insgesamt erscheint ein KUV in der aktuellen Größenordnung von 4 in etwa fair für ein Unternehmen in einer Wachstumsbranche. Nach Analystenschätzungen soll in den kommenden Jahren der Umsatz wieder wachsen, so dass der KUV weiter fallen wird. Aussagekräftiger als die fundamentale Bewertung ist aus meiner Sicht die technische Einordnung.
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Technische Analyse Nel
Das langfristige Chartbild von Nel hat sich in den letzten 2 Jahren deutlich eingetrübt. Im Wasserstoffhype 2020 konnte die Nel Aktie um mehrere 100% zulegen. Seit Anfang 2021 befindet sich die Aktie in einer Korrektur, die mittlerweile das Kursniveau von 2018 erreicht hat. Im Sommer sah es noch nach einer möglichen Bodenbildung an der Unterstützungszone zwischen 4 und 4,6 NOK aus. Mit der Wahl von Trump im November ist die Aktie unter diese Zone gerutscht. Dies wäre ein klar bearisches Zeichen. Dennoch gilt es zunächst den Monatsschlusskurs abzuwarten, bis das Signal bestätigt ist. Einen Bruch dieser Zone wäre mittelfristig zwar negativ zu sehen, aber unterhalb liegt ein großes Volumen Cluster, so dass die Chance besteht in diesem Bereich einen Boden zu bilden.
Auch auf Tagesbasis befindet sich die Aktie von Nel in einem Abwärtstrend. Dieser wird durch eine Abwärtstrendlinie auf der Oberseite beschränkt. Damit sich das Chartbild aufhellt, gilt es zunächst diese Trendline zu durchbrechen. Anschließend gilt es den aktiven Abwärtstrend zu neutralisieren. Dazu benötigt es einen Schlusskurs über 4,7 NOK. Gelingt dies nicht, wird sich der Abwärtstrend der Aktie weiter fortsetzen. In jedem Fall muss die Aktie von Nel einen Boden ausbilden, bevor man über einen Einstieg nachdenken kann.
Fazit zur Nel Aktie
Die Wasserstoffbranche hat zuletzt unter den schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen gelitten, und auch Nel musste Rückschläge hinnehmen. Das Unternehmen hat jedoch durch den Ausbau seiner Produktionskapazitäten die Weichen für zukünftiges Wachstum gestellt. Für einen Einstieg scheint der Zeitpunkt aktuell noch nicht ideal, insbesondere vor dem Hintergrund der unsicheren politischen und wirtschaftlichen Lage. Auch wenn sich die Aussichten für Nel und die Aktie unter einem Präsident Trump in den USA etwas eingetrübt haben, sollte durch den amerikanischen Produktionsstandort das Risiko etwas minimiert sein. In Europa sind Vorzeichen hingegen weiter positiv.
Ohne eine technische Bodenbildung bietet sich ein Einstieg nicht an. Ich persönlich bin seit Jahren investiert und stehe mit meiner Restposition derzeit bei meinem Einstandskurs. Trotz der jüngsten Herausforderungen sehe ich das langfristige Potenzial der Wasserstofftechnologie und plane, meine Position weiter zu halten.
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