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Warum lohnt es sich jetzt Anleihen zu kaufen?

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Für viele Anleger, die erst seit Kurzem in die Welt der Börse eingetaucht sind, mag die Vorstellung von Zinsen als Renditequelle fast schon wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten wirken. Die jahrelange Nullzinsphase hat die Anleger daran gewöhnt, dass Kapital auf traditionellen Sparprodukten kaum mehr Rendite abwirft. Doch nun zeichnet sich ein Wandel ab. In den USA und Europa verdichten sich die Zeichen, dass wir das Ende der Zinserhöhungen erreicht haben. Mittlerweile prognostizieren die großen Marktteilnehmer einen Rückgang in den kommenden Quartalen. Dies eröffnet eine interessante Perspektive für Anleger, die ihr Portfolio diversifizieren und sich attraktive Renditen zu sichern durch den Kauf von Anleihen. Bevor wir darauf genauer eingehen, werfen wir einen Blick auf die zwei wichtigsten Typen von Anleihen, die wir kaufen können.

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Staatsanleihen vs. Unternehmensanleihen

Die Entscheidung zwischen Staatsanleihen und Unternehmensanleihen ist für Anleger von grundlegender Bedeutung und erfordert ein fundiertes Wissen der jeweiligen Merkmale. Staatsanleihen, emittiert von nationalen Regierungen, gelten als sichere Hafenwerte. Ihr Ausfallrisiko ist niedrig, und sie bieten eine vergleichsweise stabile, wenn auch oft bescheidene Rendite. Die Sicherheit von Staatsanleihen ist besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit begehrt. Durch ihre Liquidität und den breiten Handelsmarkt sind sie auch für kurzfristige Anpassungen im Portfolio gut geeignet.

Auf der anderen Seite stehen Unternehmensanleihen, die von privaten Unternehmen herausgegeben werden, um ihre finanziellen Bedürfnisse zu decken. Hier spiegelt sich das grundlegende Prinzip von Risiko und Rendite wider. Das Risiko von Unternehmensanleihen ist höher als bei Staatsanleihen, da es stark von der Bonität des Emittenten abhängt. Ratingagenturen bewerten Unternehmen, und je niedriger das Rating, desto riskanter ist die Anleihe. Dieses erhöhte Risiko wird jedoch durch höhere Renditen ausgeglichen. Anleger, die bereit sind, mehr Risiko einzugehen, können durch Investitionen in Unternehmensanleihen attraktivere Renditen erzielen.

Ein entscheidender Faktor bei der Wahl zwischen Staats- und Unternehmensanleihen ist die Diversifikation. Investoren, die nach einer breiten Streuung ihres Portfolios streben, könnten eine Kombination beider Anleihearten in Betracht ziehen. Da die Performance von Unternehmensanleihen nicht immer direkt mit den Aktienmärkten korreliert, können sie in turbulenten Marktphasen eine stabilisierende Wirkung haben.

Wie kann man mit Anleihen Rendite erzielen?

Ähnlich wie bei Aktien lässt sich auch bei Anleihen über zwei Wege eine Rendite erzielen. Bei Aktien sind es Kursgewinne und die Ausschüttung von Dividenden. Bei Anleihen haben viele Investoren nur den Coupon (regelmäßige Zinszahlung) im Sinn, aber auch mit Anleihen lassen sich Kursgewinne erzielen, wie wir später sehen werden.

Rendite durch die Zinsen auf Anleihen

Der offensichtlichste Weg, mit Anleihen Rendite zu erzielen, liegt in den regelmäßigen Zinszahlungen (Coupon). Anleihen sind im Grunde Darlehen, die Anleger einem Emittenten gewähren. Als Gegenleistung erhalten sie regelmäßige Zinszahlungen über die Laufzeit der Anleihe. Diese sind bei der Herausgabe festgelegt und können sich im Nachhinein nicht mehr ändern. In den vergangenen Jahren waren Anleihen wenig attraktiv, da wir uns lange Zeit in einem Nullzinsumfeld bewegt haben. Dementsprechend niedrig waren die Renditen, die durch Zinszahlungen erzielt werden konnten. Teilweise lagen die Renditen sogar im negativen Bereich. In Zeiten steigender Zinsen können diese Zinszahlungen jedoch zu attraktiven Renditen führen, insbesondere im Vergleich zu klassischen Sparprodukten.

Rendite durch Kursgewinne

Ein weiterer entscheidender Faktor ist die inverse Beziehung zwischen Zinsen und Anleihekursen. Wenn die Zinsen sinken, steigen die Preise von bestehenden Anleihen. Dies ist darin zu begründen, dass die Anleihen im aktuellen Marktumfeld aufgrund des garantierten Zinssatzes einen höheren Wert haben. Dies führt zu Kursgewinnen für Anleger, die bereits in diese Anleihen investiert sind. Angesichts der aktuellen Markterwartungen auf sinkende Zinsen bieten Anleihen somit die Möglichkeit, nicht nur regelmäßige Zinszahlungen zu erhalten, sondern auch von potenziellen Kursgewinnen zu profitieren, die aus sinkenden Zinssätzen resultieren. Je näher die Anleihen Richtung ihres Fälligkeitsdatum laufen, desto geringer fällt der aktuell mögliche Kursgewinn aus. Daher macht es nur Sinn deutlich vor dem Laufzeitende Anleihen mit angelaufenen Kursgewinnen zu verkaufen.

Anfang letzten Jahres konnten wir genau das Gegenteil beobachten. Damals kam es zu einer Bankenkrise, die besonders kleinere Banken in den USA, aber auch die Credit Suisse betraf. Die betroffenen Finanzhäuser, hatten einen Großteil ihrer Kundengelder in als sicher geltende Staatsanleihen investiert. Als dann im Zuge der Inflation die Zinsen stiegen, fiel der Wert dieser Anleihen. Aufgrund der schwächeren wirtschaftlichen Lage, benötigten viele Unternehmen nun ihr Geld. Die Banken mussten die Staatsanleihen mit Verlust verkaufen und gerieten daher in finanzielle Schwierigkeiten. Diese Probleme werden natürlich nur relevant, wenn man gezwungen ist die Anleihe zu verkaufen. Sofern man diese mit zur Fälligkeit hält, erhält man natürlich sein Kapital zurück und nebenbei weiterhin die regelmäßigen Zinszahlungen.

Aktuelle Entwicklung

Wie bereits in der Einleitung erwähnt sind die Zinsen sowohl in den USA als auch in der Eurozone im Zuge der Bekämpfung der Inflation sprunghaft angestiegen. Aus diesem Grund kam es zu sehr viel Bewegung im Anleihenmarkt. Die Rendite auf 10-jährige US-Staatsanleihen ist kräftig gestiegen und hat erstmals seit langer Zeit den jahrzehntelangen Abwärtstrend gebrochen.

Entwicklung der Rendite auf 10-jährige US-Staatsanleihen
Rendite auf 10-jährige US-Staatsanleihen
Quelle: tradingview.com

Aktuell hat die amerikanische Notenbank FED für den Leitzins eine Spanne von 5,25-5,5% festgelegt. Seit mehreren Monaten beobachtet die FED die Entwicklung der Inflation ohne den Leitzins dabei zu verändern. Aus den veröffentlichten Protokollen der FED geht hervor, dass aktuell weiterhin abgewartet wird, aber die Tendenz eindeutig in Richtung sinkender Zinsen geht. Wenn dies so kommt wäre nun natürlich ein guter Zeitpunkt, um in amerikanische Anleihen zu investieren. Ähnlich sieht es auch im Euro-Raum aus, wobei hier das Zinsniveau etwas niedriger liegt.


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Beispiel

Um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, wie sich Anleihen im Kurswert mit der Zeit entwickeln, schauen wir auf ein kleines Beispiel. Diese US-Staatsanleihe (US912828X703) wurde Mitte 2017 zu einem Nominalzinssatz von 2% herausgegeben und wird Ende April 2024 fällig. Der Kurs von Anleihen wird immer in Prozent angegeben und bei Ausgabe liegt der Wert bei 100%. Als nun 2019 und 2020 der Leitzins gefallen ist, nahm der wert der Anleihe zu und stieg bis auf 106%. Bis heute kam es dann wiederum zu Leitzinserhöhungen und die Anleihe viel auf 96%. Kurz vor Laufzeitende läuft die Anleihe langsam zurück auf ihren Wert von 100%, bevor das Kapital zurückgezahlt wird. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich eine Anleihe preislich parallel zu den Zinsen entwickelt. Je länger die Restlaufzeit einer Anleihe ist, desto größer können die Kursschwankungen im Laufe der Zeit ausfallen. Die Kursschwankungen sind jedoch nur relevant für den Anleger, wenn eine Anleihe vor Fälligkeit veräußert werden.

Verlauf einer US Staatsanleihe
Beispiel einer US-Staatsanleihe
Quelle: Comdirect

Meine Investition

Ich habe kürzlich ein wenig freies Kapital in Anleihen investiert, da ich einerseits mein Portfolio ein wenig diversifizieren und konservativer aufstellen wollte und andererseits die hohen Zinsen für einen längeren Zeitraum sichern wollte. Daher habe ich mich entschieden US-Staatsanleihen und einen ETF auf Unternehmens anleihen zu kaufen.

US-Staatsanleihen

Ich habe mir US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit bis 2033 zugelegt, die knapp 4% Zinsen abwerfen. Ob ich diese Anleihen bis zur Fälligkeit halten werde, weiß ich noch nicht genau. Falls die amerikanischen Leitzinsen deutlich fallen würden und die Anleihen im Kurs teigen, kann ich mir auch durchaus einen vorzeitigen Verkauf vorstellen. Bis dahin heißt es abwarten und Zinsen kassieren.

iShares iBonds ETF Dec 2028

Außerdem habe ich mir einen ETF auf Unternehmensanleihen gekauft. Normalerweise halte ich nicht sehr viel von Anleihen ETFs, da die Laufzeiten innerhalb des ETFs sich unterscheiden. BlackRock hat nun eine neue Art von Anleihen ETFs herausgegeben, die eine fixe Laufzeit haben. In meinem Fall beinhaltet der ETF nur Unternehmensanleihen, die Ende 2028 auslaufen. Im Anschluss wird der ETF liquidiert und wie eine normale Anleihe zurückgezahlt. Somit profitiert man von der erhöhten Sicherheit durch eine breite Diversifikation in über 300 Anleihen von Unternehmen mit hoher Bonität. Darüber hinaus hat man einen ähnliches Verhalten gegenüber Zinsänderungen wie bei normalen Anleihen. Für mich war dies eine gute Möglichkeit in Unternehmensanleihen zu investieren.

Fazit

Aus meiner Sicht ist aktuell ein guter Zeitpunkt um Anleihen zu kaufen. Die Leitzinsen sollten nahe ihres Hochs notieren und werfen eine Rendite wie schon lange nicht mehr ab. Auch aus ökonomischen Gründen halte ich es für unwahrscheinlich, dass die FED ihre Zinsen dauerhaft auf so einem hohen Niveau halten können wird. Hohe Zinsen sind Gift für die Verschuldung der Unternehmen in den USA und könnten das Wachstum verlangsamen. Sobald die Inflation wieder im Bereich des 2%-Ziels liegt, werden die Zinsen wieder fallen. Daher habe ich wie beschrieben dazu entschieden Anleihen zu kaufen.

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