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Rightmove – Monopolartiges britisches Immobilienportal

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Auf Rightmove bin ich aufgrund der sehr starken Finanzkennzahlen im Aktienfinder aufmerksam geworden. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht genau was sich hinter dem Unternehmen verbirgt. Nach einer ersten Kurzanalyse habe ich mich entschlossen mir das Unternehmen dann doch noch einmal ausführlich vorzunehmen.

Kurzbeschreibung

Das britische Unternehmen Rightmove ist der Betreiber der gleichnamigen Immobilienplattform, welche mit Abstand die größte und beliebteste in Großbritannien ist. Die Gründung erfolgte im Jahr 2000 als ein Joint Venture der vier größten britischen Immobilienmakler (Halifax, Countrywide plc, Royal & Sun Alliance und Connells. Rightmove ist seit 2006 an der Londoner Börse gelistet und mittlerweile Mitglied im FTSE 100 Index. Seit Mai 2017 leitet der CEO Peter Brooks-Johnson den Konzern und seine etwa 600 Mitarbeiter. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in London.

Kennzahlen Rightmove

WKN: A2NB0W
Gewinnwachstum 10 Jahre: 12,6% p.a.
Umsatzwachstum 10 Jahre: 8,5% p.a.
KGV21e: 28
Dividendenrendite: 0,88%
Marktkapitalisierung: 5,7 Mrd. €

Unternehmensübersicht

Wie bereits in der Einleitung erwähnt handelt es sich bei Rightmove um die größte Immobilienplattform Großbritanniens. Das Geschäft lässt sich grob in zwei Segmente unterteilen. Der Agency Bereich befasst sich mit der Neuvermietung und dem Verkauf von Immobilien und macht etwa 75% des Umsatzes aus. Der Bereich New Home bietet Werbemöglichkeiten für Bauträger oder Immobiliengenossenschaften an und macht weitere 20% vom Umsatz aus. Der restliche Umsatz stammt aus anderen Geschäftsbereichen, die eher zu vernachlässigen sind. Einen eigenen Eindruck von der Plattform kann man sich natürlich selber unter www.rightmove.co.uk einholen. Das Portal ist vergleichbar mit den deutschen Pendants immobilenscout24 oder immowelt. Rightmove ist mit großen Abstand der Marktführer im Bereich der Immobilienportale mit einem Marktanteil von etwa 85% und über 2 Mrd. Seitenaufrufen pro Jahr. Genaueres dazu aber später bei der Betrachtung der Chancen des Unternehmens.

Quelle: Jahresbericht Rightmove 2020

Umsatz- und Gewinnentwicklung

Die Coronakrise hat auch bei Rightmove Spuren beim Umsatz und Gewinn hinterlassen. Während der Pandemie sind die Menschen weniger umgezogen und dementsprechend standen weniger Immobilen zum Verkauf oder zur Neuvermietung. Bis zum Jahr 2019 lief es für Rigthmove sehr gut mit stetig steigenden Umsätzen und Gewinnen. Besonders erfreulich ist auch die extrem starke operative Marge von über 70%, die auf ein sehr profitables Geschäftsmodell hindeutet.

Bis zum Beginn der Pandemie sind die Umsätze jährlich um etwa 10% gewachsen. Im letzten Jahr kam es dann coronabedingt zu einem Umsatzeinbruch von 289 Mio. GBP auf 206 Mio. GBP was in etwa 30% entspricht. Der Gewinn ist dadurch ebenfalls deutlich zurückgegangen, aber man konnte weiterhin ein deutlich positives Ergebnis ausweisen. Für das aktuelle Geschäftsjahr rechnet man bereits damit das Vorkrisen-Niveau wieder zu übertreffen.

Quelle: marketscreener.com

Finanzen

Die finanzielle Situation von Rightmove ist als hervorragend anzusehen. Während der Krise hat Rightmove seine Cashposition von 24 Mio. GBP auf 83 Mio. GPB ausgebaut. Dies war aufgrund eines Free Cashflows von 109 Mio. GBP problemlos möglich. Demgegenüber steht eine Verschuldung von 37 Mio. GBP wovon lediglich 12 Mio. GBP zinstragende Schulden sind. Somit ist das Unternehmen quasi als schuldenfrei zu betrachten. Zusätzlich ist der hohe Free Cashflow als äußerst positiv zu sehen.

Die Bilanz weiß außerdem noch eine kleine Goodwill Position (16 Mio. GBP) auf, die aus verschiedenen Übernahmen stammt. Darüber hinaus betreibt Rightmove seit längerer Zeit ein Aktienrückkaufprogramm, so dass die Aktionäre nicht nur von der Dividende profitieren, sondern auch von steigenden Gewinnen je Aktie.

Quelle: http://aktienfinder.net

Investmentgedanken / Zukunftsaussichten

Monopolartige Marktstellung

Wie bereits bei der Vorstellung des Unternehmens erwähnt verfügt Rightmove über eine monopolartige Marktstellung. Bei einem Marktanteil von über 85% kann man durchaus von einem soliden Burgraben sprechen. Damit einher geht natürlich eine starke Marke und ein Branding, so dass der Begriff Rightmove den Menschen bei der Suche nach einem neuen Zuhause direkt als erstes einfällt. Aus Sicht des Unternehmen ist dies enorm wertvoll, weil dies den Burggraben weiter stärkt. In anderen Brachen kann man ähnliches beobachten, wo die Menschen bei gewissen Dingen direkt an ein bestimmtes Unternehmen denken und deren Produkte oder Dienste nutzen. Bestes Beispiel dafür ist Google. Die Dienste sind aus den Alltag der Menschen nicht mehr wegzudenken, sobald etwas im Internet gesucht wird. In kleinerem Maße kann man dies auch auf Rightmove übertragen, da die Seite die erste Anlaufstelle in Großbritannien für die Immobiliensuche ist.

Positives Zinsumfeld

Eine weitere Chance für Rightmove liegt in dem weiterhin niedrigen Zinsumfeld. Dies macht den Kauf von Immobilien attraktiv. Momentan spricht auch wenig dafür, dass sich der Leitzins in den nächsten Jahren massiv erhöhen wird. Selbst eine moderate Erhöhung sollte dem Immobilienboom zunächst nicht schaden. Solange das Interesse an Immobilien hoch ist, wird auch die Nachfrage auf der Plattform hoch bleiben. Davon wird Rightmove in Zukunft profitieren.

Innovation & Digitalisierung

Mittlerweile wird der Großteil aller Neuvermietungen oder Immobilienverkäufe online durchgeführt. Dieser Trend spielt Rightmove natürlich in die Karten. In den letzten Jahren zeigte sich Rightmove auch sehr innovativ und entwickelte sein Angebot stetig weiter. Neben der Webseite existiert auch eine App, welche die gleiche Funktionalität bietet. Durch die Entwicklung immer neuer Features werden die Dienste und Angebote für die Kunden von Rightmove immer besser. Ein schöner Nebeneffekt davon sind auch steigende Einnahmen, da Rightmove es schafft immer mehr mit jedem vermittelten Objekt zu verdienen.

Risiken

Unzufriedenheit der Kunden

Durch die monopolartige Marktstellung verfügt Rightmove über eine sehr große Preissetzungsmacht gegenüber den Maklern, die regelmäßig Objekte inserieren. Dies führte in letzter Zeit zu einer teils recht großen Unzufriedenheit unter den Maklern und einige haben versucht sich von Rightmove abzuwenden. Dies natürlich aufgrund der starken Marktstellung nicht so einfach. Dennoch gab es eine Kampagne mit dem Namen „SayNoToRightmove“, in der sich Makler formierten und zu anderen Plattformen abwandern wollten. Insgesamt muss diese Problematik weiter beobachtet werden, da dies zu einen die Position von Rightmove langfristig schaden könnte.

Folgen des Brexits

Ein weiteres Risiko für das Geschäft von Rightmove könnte der nun vollzogene Brexit sein. Auf der einen Seite ist dies zunächst kein Problem, da nahezu der gesamte Umsatz in Großbritannien erzielt wird. Auf der anderen Seite könnte das Interesse ausländischer Immobilieninvestoren deutlich zurückgehen, da der Standort weniger attraktiv sein könnte. Zusätzlich könnten hier auch eine neue Rechtslage Investoren abschrecken. Insgesamt bleibt abzuwarten, welche Folgen durch den Brexit auf den britischen Immobilienmarktes in den kommenden Jahren zukommen. In der Regel ist der Immobilienmarkt relativ träge, so dass die Auswirkungen jetzt noch nicht sichtbar sein könnten.

Immobilienkrise

Aufgrund der niedrigen Zinsen sind die Immobilienpreise in den letzten Jahren extrem angestiegen. Besonders in den Metropolregionen scheint der Wohnungsmarkt extrem überhitzt. Dies ist für Rightmove an sich noch nicht schlimm. Problematisch könnte es jedoch in einer Immobilienkrise werden. Dort könnte ggf. die Nachfrage für einen gewissen Zeitraum extrem einbrechen. Rightmove würde in so einem Szenario zwar Umsatz- und Gewinneinbußen hinnehmen müssen, aber aufgrund des profitablen Geschäftsmodells sollte man so eine Krise meistern können. Dennoch wäre trotzdem mit Kursverlusten zu rechnen. Die Wahrscheinlichkeit einer Immobilienblase ist im aktuellen Zinsumfeld und der hohen Bewertung der Immobilien nicht unwahrscheinlich.

Aktuelle Bewertung Rightmove

In der Coronakrise kam es zu einem ziemlich heftigen Kursrücksetzer bei Rightmove. Dieser konnte jedoch relativ schnell wieder aufgeholt werden. Bei einer Betrachtung des fairen Wertes bezogen auf den historischen KGV wirkt die Aktie auf den ersten Blick überbewertet. Dies liegt allerdings an dem Gewinnrückgang des vergangenen Jahres der zu einem KGV von 47 geführt hat. Für das aktuelle Geschäftsjahr erwartet man einen KGV von 28. Im Vergleich zum historischen KGV von etwa 30 ist die Aktie aktuell also fair bewertet. Der hohe KGV scheint auch gerechtfertigt zu sein aufgrund des hoch profitablen Geschäftsmodells und stetigen Gewinnwachstums. Auf dem aktuellen Niveau halte ich die Aktie von Rightmove in jedem Fall für sehr interessant für ein mögliches Investment.

Quelle: http://aktienfinder.net
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