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Politische Börsen haben kurze Beine – trifft dies auch auf die US Wahl zu?

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Die US Wahl steht vor der Tür und daher habe ich mal verschiedene Szenarien durchgespielt, welchen Einfluss das Ergebnis auf die Börse haben wird. Was ich schon mal vorwegnehmen kann ist, dass ich mittelfristig davon überzeugt bin, dass das Wahlergebnis keinen nachhaltigen Einfluss auf die Börse haben wird.

Ein Präsident Donald Trump gilt gemeinhin als Börsenfreund und profiliert sich häufig mit neuen Allzeithochs der Märkte. Beispielsweise würde unter seiner Führung die Unternehmenssteuer weiterhin auf dem niedrigen Level verbleiben. Auf der anderen Seite steht Trump für sehr impulsive und unvorhersehbares Verhalten. Diese Unsicherheit sorgt in regelmäßigen Abständen für Volatilität auf dem Börsenparkett.

Im Gegensatz dazu steht Joe Biden für eine vorhersehbare Politik. Da die Börse keine Unsicherheit mag wäre Biden in sofern positiv, da er für Stabilität steht und nicht durch wenig unüberlegte Tweets über Nacht den Markt aus dem Gleichgewicht bringt. Auf der anderen Seite würde unter einem Präsident Biden die Unternehmenssteuer wieder steigen und den führenden Tech-Unternehmen droht eine erhöhte Regulierung oder gar Teilzerschlagung.

Mögliche Ausgänge der US Wahl

  • Sieg Donald Trump
  • Knapper Sieg Joe Biden
  • Deutlicher Sieg Joe Biden

Sieg Donald Trump

Nach aktuellen Umfragen schient ein Sieg von Donald Trump relativ unwahrscheinlich zu sein. Meiner Meinung nach sollten die Erhebung der Umfragen etwas genauer sein, da aus den Fehlern von 2016 gelernt worden ist. Dennoch ist ein Sieg auf den letzten Metern durch Trump nicht auszuschließen. Für die Börse würde dies kurzfristig eine deutlich erhöhte Volatilität bedeuten, da aus meiner Sicht ein Sieg von Biden erwartet wird und dementsprechend bereits eingepreist ist. Ähnlich hat es sich auch 2016 verhalten als Trump überraschend gewonnen hat (siehe dazu auch die Tabelle unten). Damals ging es am Tag nach der Wahl in Minus bevor es zu einer Rallye kam. Tendenziell könnte ein Sieg Trumps kurzfristig für Kursgewinne sorgen.

Deutlicher Sieg Joe Biden

Bei den weiteren beiden Szenarien geht es um einen Sieg von Joe Biden. Dieser scheint nach den letzten Umfragen recht wahrscheinlich zu sein. Der aus meiner Sicht wichtigste Faktor bei einem Sieg von Joe Biden wird sein, wie deutlich dieser ausfallen wird. Aufgrund der Coronapandemie werden dieses Jahr ungewöhnliche viele Stimmen via Briefwahl abgegeben. Da die Möglichkeit der Briefwahl anscheinend eher auf Seiten der Demokraten genutzt wird, könnte dies zunächst für ein besseres Ergebnis von Donald Trump sorgen, da die Stimmen teilweise erst Tage nach der Wahl eingehen.

Falls sich auch ohne die Briefwahlstimmen ein Sieg Bidens abzeichnet, sollte das erwartete Szenario eintreten und Trump wird seine Niederlage akzeptieren müssen. Dieser Fall wird auf die Börsen keinen nennenswerten Einfluss haben, da dies praktisch erwartet wird. In jedem Fall wird es weniger volatil und eine gewisse Unsicherheit ist aus dem Markt genommen. Joe Biden gilt zwar weniger freundlich der Börse gegenüber, aber seine Politik verspricht wesentlich mehr Stabilität, welche die Märkte mittelfristig beruhigen wird.

Knapper Sieg Joe Biden

Damit bleibt noch das dritte Szenario über nämlich einen sehr knappen Sieg von Joe Biden. Donald Trump hat ja bereits durchblicken lassen eine Wahlniederlage nicht unter allen Umständen zu akzeptieren. Als mögliche Gründe wurde bereits Wahlbetrug bei der Briefwahl aufgezählt. Worst-Case wäre es, wenn Trump am Wahlabend als knapper Sieger aussieht und erst einige Tage später durch die Briefwahl doch noch verliert. In einem solchen Fall droht eine Hängepartie wie im Jahr 2000 zwischen George W. Bush und Al Gore. Damals wurde die Stimmauszählung erst Mitte Dezember endgültig vom obersten Gericht für beendet erklärt. George W. Bush gewann damals mit einem hauchdünnen Vorsprung von wenigen 100 Stimmen in Florida und wurde dadurch Präsident.

Dieses Szenario wäre für die Börse, vor allem in der aktuellen Krisenzeit, mit Abstand am ungünstigsten. Die große Unsicherheit in der aktuell schweren Zeit Gift für die Märkte. Bei einem Blick in die Vergangenheit wird dies noch einmal deutlich. In den meisten Fällen gab es nach einer US Wahl eher freundliche Entwicklungen an der Börse. Einzige Ausnahmen waren in den Jahren 2000 und 2008. Im Jahr 2008 kam es zwar zu einem erwartet deutlichen Sieg von Obama, aber dieser lag mitten in der Finanzkrise und in einem großen Bärenmarkt. Im Jahr 2000 lagen die US Wahlen wenige Monate nach dem Platzen der Dotcom-Blase. Die Nachwirkungen dieser Krise sowohl die Unsicherheit führten in den folgenden zwei Monaten zu einem Verlust von knapp 8%. Aus meiner Sicht würde in so einem Szenario die Kombination Corona und Hängepartie bei der Wahl zu einem noch größeren Minus führen.

vor der Wahlnach der WahlErgebnis
2016– 3,2 %+ 6,6 %Überraschender Sieg Trump
2012+ 0,9 %– 1,1 %Knapper Sieg Obama
2008– 24,4 %– 7,9 %Deutlicher Sieg Obama
2004+ 2,1 %+ 7,5 %Knapper Sieg Bush
2000– 5,5 %– 7,8 %Sehr knapper Sieg Bush
1996+ 8,0 %+ 6,7 %Deutlicher Sieg Clinton
Entwicklung S&P 500 zwei Monate vor und nach der Wahl

Fazit

Das zuletzt aufgezeigte negative Szenario halte ich für relativ unwahrscheinlich, sollte aber nicht unbeachtet bleiben. Ich persönlich rechne mit einem Sieg von Biden und einem relativ geringen Einfluss auf die Börse. Wenn überhaupt könnte Trump für Ungemach an den Märkten sorgen, falls er in seiner restlichen Amtszeit durch negatives Handeln auffällt. Um zum Titel zurückzukommen denke ich, dass bei dieser US Wahl die politische Börse kurze Beine haben wird.

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