Vor wenigen Wochen habe ich meinen jährlichen Rentenbescheid zugesendet bekommen. Dies habe ich zum Anlass genommen, mich nochmal genauer mit der Rente und der drohenden Rentenlücke zu beschäftigen. Die Rentenlücke ist für mich einer der Hauptgründe gewesen frühzeitig mit dem Vermögensaufbau zu beginnen. Außerdem ist es mein Ziel möglichst wenig von der gesetzlichen Rente abhängig zu sein. Unter der aktuellen Entwicklung wird es wahrscheinlich für viele eine böse Überraschung geben, wenn man ausschließlich auf die gesetzliche Rente vertraut. Daher habe ich zur Verdeutlichung ein durchschnittliches Beispielszenario betrachtet.
Beispiel: Rente eines durchschnittlichen deutschen Arbeitnehmers
In meinem Beispiel betrachte ich einen Arbeitnehmer (Alter 22), der am heutigen Tag anfängt zu arbeiten. Außerdem gehe ich von einer Vollzeitbeschäftigung aus, die über einen Zeitraum von 45 Jahren ausgeübt wird. Unser Arbeitnehmer startet mit dem aktuellen Durchschnittsgehalt in Deutschland von ca 3200€ brutto im Monat (ca. 2075€ netto). Für die weiteren Berechnungen treffen wir folgende weitere Annahmen:
- Jährliche Gehaltssteigerung von 1,9 %
- Inflationsrate von 1,7 %
Wenn man diese Werte in einen Rentenrechner eingibt, ergibt sich im Alter von 67 Jahren eine Rente von etwa 2500€. Dies klingt auf den ersten Blick relativ viel im Vergleich zum aktuellen Gehalt. Wenn man die Rente jedoch ins Verhältnis zum letzten verdienten Bruttogehalt im Jahr 2065 setzt, sieht dies schon ganz anders aus. Bei der angenommenen jährlichen Gehaltssteigerung von 1,9% liegt dieses bei etwa 7600€ Brutto im Monat. Wenn man die Inflation von 1,7% herausrechnet, ergibt sich ein inflationsbereinigtes Bruttogehalt von 3560€.
- Letztes Bruttogehalt im Jahr 2065: 7600€ (ca. 5100€ netto)
- Letztes Bruttogehalt inflationsbereinigt: 3560€ (ca 2250€ netto)
Nun betrachten wir die zu erwartende Rente von 2500€ im Jahr 2065. Diese liegt inflationsbereinigt lediglich bei 1170€. Durch Betrachtung dieses Wertes bekommt man direkt vor Augen geführt, wie gering die gesetzliche Rente wirklich ist. Würde unser Arbeitnehmer aus dem Beispiel, der heute 3200€ brutto verdient, mit einer Rente von 1170€ auskommen bzw. zufrieden sein? In der Regel lautet die Antwort nein. Um seinen Lebensstandard zu halten ist eine Rente in Höhe von 70-80% des letzten Nettogehalts notwendig. Somit bleibt noch die Frage wie groß die Rentenlücke unseres Arbeitnehmers ist.
- Erwartete Rente: 2500€
- 75% des letzten Nettogehalts: ca. 3775€
- monatliche Rentenlücke: 1275€
Fazit
Unter der Voraussetzung, dass unser Arbeitnehmer 75% seines letztens Nettolohns als Rente benötigt, liegt die Rentenlücke monatlich bei 1275€. Unter der Annahme unser Arbeitnehmer benötigt diese Rente 20 Jahre lang, ergibt sich ein Kapitalbedarf von 306000€. Daher rate ich jedem seine persönliche Rentenlücke zu berechnen und frühzeitig entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Was tun gegen die Rentenlücke?
Wie die Rechnung gezeigt hat reicht die gesetzliche Rente nicht aus und jeder einzelne muss zusätzlich privat vorsorgen, um im Alter seinen Lebensstandard halten zu können. Dazu bieten sich beispielsweise Investitionen in Wertpapiere oder Immobilien an. Über einen langen Zeitraum ist es möglich den entsprechenden Kapitalbedarf zu erreichen oder den benötigten Cashflow zum Ausgleich der Rentenlücke zu generieren. In der Regel reichen bereits etwa 10% seines Nettoeinkommens sinnvoll zu investieren, um seine Rentenlücke füllen zu können. Dabei sollte natürlich über einen langen Zeitraum der Zinseszinseffekt genutzt werden, um effektiv sein Vermögen zu vergrößern.
Die oben gezeigte Beispielrechnung gilt nicht nur für Durchschnittsverdiener. Insbesondere für Gutverdiener reicht die gesetzliche Rente nicht aus. Die Rentenlücke fällt dort häufig noch wesentlich größer aus, da die gesetzliche Rente gedeckelt ist. Daher ist es es umso wichtiger, je mehr man verdient, eine entsprechende private Vorsorge zu treffen. Ansonsten ist die finanzielle Fallhöhe zwischen letztem Nettogehalt und der zu erwartenden Rente immens.