Seit dem Ukrainekrieg mit der darauf folgenden Inflation, läuft es für die deutsche Wirtschaft nicht richtig rund. Deutschland ist zwar ganz knapp an einer Rezession vorbeigerutscht, aber wirklich aufwärts geht es aktuell nicht. Im ersten Quartal 2024 wuchs die deutsche Wirtschaft lediglich um 0,2%. In einigen anderen europäischen Ländern sieht dies deutlich besser aus. Wenn es wirtschaftlich nicht gut läuft, schieben Unternehmen ihre Investition auf. Dies bekommt auch das deutsche IT-Systemhaus Datagroup zu spüren. Datagroup ist spezialisiert auf die IT-Dienstleistungen, die insbesondere von mittelständischen Unternehmen in Anspruch genommen wird. Da sich Datagroup hauptsächlich auf den deutschsprachigen Raum fokussiert, ist eine schwache deutsche Wirtschaft Gift für das Geschäftsmodell. Werfen wir einen Blick auf die aktuellen Zahlen von Datagroup.
Es ist zu beachten, dass das Geschäftsjahr von Datagroup bereits Ende September beginnt. Somit liegen aktuell die Zahlen für das erste Halbjahr des Geschäftsjahres vor. Der Umsatz von Datagroup für das erste Halbjahr 2023/24 lag mit 247 Mio.€ minimal über dem Umsatz des Vorjahreszeitraums. Beim Gewinn ist ein Rückgang von knapp 15% auf 12,3 Mio.€ zu verzeichnen. Dabei ist zu beachten, dass Datagroup in diesem Zeitraum drei Unternehmen übernommen hat (conplus, iT TOTAL und ISC). Dies führt einerseits zu einem Umsatzanstieg und andererseits zu höheren Personalkosten. Damit lässt sich der Rückgang beim Gewinn erklären. Zusätzlich erklärt dies einen weiterhin stabilen Umsatz trotz schwächerer wirtschaftlicher Lage, da Umsatz hinzugekauft wurde. Übernahmen gehören schon immer zum Geschäftsmodell von Datagroup. Dies hat jedoch auch eine nicht zu verachtende Verschuldung zur Folge, so dass durch gestiegene Zinsen höhere Finanzierungskosten anfallen.
Aktuelle Entwicklung
Im April 2024 kam es bei Datagroup zu einer Neuaufstellung im Vorstand. Der bisherige Finanzvorstand Oliver Thome hat auf eigenen Wunsch das Unternehmen verlassen. Andreas Baresel bleibt weiterhin der Vorstandsvorsitzende und wird zusätzlich die Aufgaben des Finanzvorstands übernehmen. Außerdem wird die Bereichsvorstandsebene weiter ausgebaut.
Das Kerngeschäft von Datagroup bildet der der modulare IT-Baukasten CORBOX. Darin bündelt Datagroup verschiedene Dienstleistungen aus denen der Kunde wählen kann. Ein Großteil der Leistungen wird mittlerweile innerhalb von CORBOX angeboten und nach und nach werden auch Bestandskunden oder Kunden von übernommenen Unternehmen in CORBOX transformiert. Die Verträge für CORBOX sind in der Regel auf 3-5 Jahre ausgelegt und werden durchschnittlich dreimal verlängert. Dies erklärt auch das stetige Wachstum von Datagroup, da ein gewonnener Kunde meistens für viele Jahre gehalten werden kann.
Trotz schwacher Wirtschaft hat Datagroup nicht nur in Übernehmen investiert, sondern auch in Zukunftstechnologien. Dabei sind besonders künstliche Intelligenz, Cybersecurity und Cloud-Dienste zu nennen, in die 6 Mio.€ geflossen sind. Im Bereich Cybersecurity lässt sich bereits eine positive Entwicklung beobachten. In diesem Bereich haben sich die Umsätze in den letzten 2 Jahren jährlich verdoppelt. Insbesondere im Neukundengeschäft stieg die Nachfrage sprunghaft an. Auch durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz verspricht sich Datagroup langfristig Effizienzsteigerungen bei den Kunden.
Ausblick Datagroup
Für das im September endende Geschäftsjahr erwartet Datagroup einen moderaten Umsatzanstieg auf 510-530 Mio.€. Den Gewinn erwartet die Unternehmensführung in etwa auf dem Niveau des Vorjahres bei rund 43-46 Mio.€. Die Gründe für die Diskrepanz zwischen Umsatz- und Gewinnentwicklung habe ich bereits bei den Quartalszahlen erläutert. Insgesamt scheint der Auftragseingang noch stabil zu sein und auch der hohe Anteil von wiederkehrenden Umsätzen von Datagroup wirkt sich positiv auf das Ergebnis trotz einer schwachen deutschen Wirtschaft aus. Sofern sich die wirtschaftliche Situation bei Datagroup entspannt, könnte es wieder zu einem stärkeren Wachstum kommen.
Fundamentale Bewertung Datagroup Aktie
Mit Ausnahme des Coronajahrs 2020 ließ sich die Aktie von Datagroup sehr gut anhand ihres KGVs bewerten. Dies lag in der Vergangenheit durchschnittlich bei etwa 24. Aktuell notiert die Aktie deutlich niedriger und zwar zu einem KGV von 14. Auf den ersten Blick scheint die Aktie somit deutlich unterbewertet zu sein.
Dabei sollte jedoch beachtet werden, dass das durchschnittliche KGV noch aus einer Zeit eines Nullzinsumfelds stammt. Durch viele Übernahmen hat Datagroup mittlerweile verzinste Schulden in Höhe von 193 Mio.€ aufgebaut. Im Jahr 2019 lag die Zinslast noch bei jährlich 2 Mio.€ und nun ist diese auf knapp 5 Mio.€ gestiegen. Je nachdem wann die Schulden fällig werden, könnte es auch hier noch teurer werden. Sofern Datagroup die selbst gesteckten Jahresziele erreicht, sehe ich die Aktie aktuell als unterbewertet an.
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Technische Analyse Datagroup
Nach dem Coronacrash 2020 sah es für die Datagroup Aktie zunächst sehr gut aus. Ein Doppelboden in 2020 schickte die Aktie bis Anfang 2022 auf ein neues Allzeithoch bei fast 100€. Seitdem ging es stetig bergab und 2023 wurde dann sogar ein Abwärtstrend auf Wochenbasis etabliert. Zuletzt konnte die Aktie in der Unterstützungszone bei etwa 40€ aus dem Jahr 2020 etwas Halt finden. Diese Zone muss unbedingt gehalten werden, um den langfristigen Aufwärtstrend fortsetzen zu können. Kurzfristig wäre es wichtig den mittelfristigen Abwärtstrend im Wochenchart mit einem Anstieg über 53€ zu neutralisieren.
Bis zur Marke von 53€ ist es jedoch noch ein weiter Weg. Aktuell notiert die Aktie am 78,6 Fibonacci-Retracement des letzten Aufwärtsimpulses und hat dort positiv reagiert. Nach einer bearischen Kerze unter hohem Volumen (4.7.24) konnte diese am nächsten Tag direkt gekontert werden. Nach drei weiteren minimalen Verlusttagen folgte am Donnerstag (11.7.24) wieder eine sehr bullische Kerze mit höherem Volumen. Entscheidend wird sein, wie es in den kommenden zwei Wochen weiter gehen wird und ob die Bullen langsam das Zepter in die Hand nehmen. Wenn die Aktie nicht mehr unter 42€ zurückfällt, wäre dies ein erstes positives Indiz.
Fazit zur Datagroup Aktie
Trotz einer schwachen deutschen Wirtschaft, sehen die aktuellen Zahlen von Datagroup noch ganz passabel aus. Mittelfristig ist es für das Unternehmen jedoch wichtig von einer höheren Nachfrage mittelständischer Unternehmen zu profitieren. Ansonsten könnten die Investitionen in die Zukunft gepaart mit höheren finanziellen Belastungen nach hinten losgehen. Bislang zeigt sich das Management jedoch noch zuversichtlich. Fundamental scheint die Aktie aktuell günstig wie lange nicht zu sein. Ich würde an dieser Stelle allerdings nicht direkt zugreifen, sondern erst eine Bodenbildung im Wochenchart abwarten. Dazu müsste die Aktie mindestens über die Marke von 53€ steigen. Ich persönlich bin bereits durch einen Sparplan investiert und werde meine Position weiter halten. Falls die Aktie unter 38€ fällt werde ich hier die Reißleine ziehen.
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