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Fastenal – Der Shop in der Fabrik

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Die Fastenal Company ist ein amerikanisches Unternehmen im Bereich der Industrie- und Baumaterialien mit Sitz in Winona (Minnesota). Gegründet wurde das Unternehmen 1967 von Bob Kierlin zusammen mit einigen Freunden. Damals wurde das erste Fastenal Geschäft in Winona eröffnet, das anfangs nicht so gut lief. Mit der Zeit entwickelte sich das Geschäft deutlich besser, so dass die Anzahl der Filialen weiter anstieg. Mittlerweile beschäftigt Fastenal mehr als 20000 Mitarbeiter und betreibt mehr als 3000 Geschäfte in 25 Ländern.

Ursprünglich umfasste die Produktpalette vor allem Schraub- und Verbindungselemente. Dazu gehören insbesondere Schrauben, Nägel, Bolzen, Muttern und ähnliches. Daher leitet sich auch der Firmenname Fastenal ab (engl. fastener – Befestigungmittel). Mit der Zeit kamen weiteres Zubehör hinzu wie Schneide- und Schleifwerkzeuge, Sicherheitsprodukte, Werkzeuge oder elektronische Produkte.
Der Vertrieb der Produkte erfolgt nicht nur über normale Märkte und einen Onlineshop, sondern auch über den direkten Verkauf in Fabriken. Genaueres dazu folgt bei der Betrachtung des Geschäftsmodells.

Kennzahlen

WKN: 887891
Gewinnwachstum 5 Jahre: 11,59%
Umsatzwachstum 5 Jahre: 8,27%
KGV20e: 33
Dividendenrendite: 2,02%
Marktkapitalisierung: 23,4 Mrd. €

Marktsituation & Geschäftsmodell

Wie bereits in der Einleitung beschrieben, liegt das Hauptgeschäftsfeld im Bereich von Industriematerialien. Dabei stammt der Großteil des Umsatzes aus zwei Bereichen nämlich den Befestigungsmitteln und dem weiteren Zubehör. In den letzten 10 Jahren hat sich vor allem der Anteil der Befestigungsmittel am Umsatz verringert. Im Vergleich zu 2009 hat vor allem das Segment des Sicherheitszubehörs fast verdreifacht. Dazu zählen beispielsweise Produkte wie Handschuhe, Schutzbrillen, Schutzkleidung und vieles mehr. In dem betrachteten Zeitraum hat der Umsatz von knapp 2 Mrd. auf über 5 Mrd. Dollar zugelegt. Insgesamt verfügt Fastenal über ein sehr ansehnliches Produktportfolio und hat sich in den letzten Jahren breiter aufgestellt.

Quelle: Fastenal Jahresabschluss 2019

In der Einleitung wurde bereits erwähnt, dass Fastenal seine Produkte neben den normalen Vertriebswegen über ihren Onlineshop und dem Filalnetzwerk auch direkt innerhalb von Fabriken verkauft. Seit 2014 betreibt Fastenal sogenannte „Onsite Locations“, die praktisch als Fastenal Shop innerhalb einer fremden Fabrik angesehen werden können. Dadurch ist es Fastenal möglich die benötigten Produkte direkt an den Kunden in dessen Fabrik verkaufen zu können. Seit der Einführung ist zu beobachten, dass die Anzahl der Onsite Locations deutlich zugenommen hat. Im Gegensatz dazu ist die Anzahl der normalen Geschäfte leicht rückläufig. Dem steigenden Umsatz nach zu urteilen scheint dieses Geschäftsmodell gut zu funktionieren.

Anzahl der Filialen und Onsite Locations
(Quelle: Fastenal Geschäftsbericht 2019)

Im Geschäftsbereich von Fastenal gibt es einige Mitbewerber, so dass der Markt umkämpft ist. Zu der Konkurrenz gehört unter anderem W.W. Grainger, HD Supply Holdings und MSC Industrial Direct. Diese Unternehmen sind ebenfalls im Bereich des Industriezubehörs tätig. Im Vergleich zu Fastenal können diese Unternehmen jedoch nicht mit den guten Wachstumzahlen für den Umsatz und den Gewinn mithalten. Insgesamt hat sich Fastenal ein gute Marktposition mit steigenden Umsätzen und Gewinnen erarbeitet.

Chancen / Investmentgedanken

Burggraben durch Onsite Locations

Im vorherigen Abschnitt ist die Entwicklung hin zu den Onsite Locations in den Fabriken ja bereits thematisiert worden. Dies ist für mich einer der Investitionsgründe in Fastenal überhaupt. Dadurch das Fastenal seine Produkte direkt in den Fabriken verkauft entsteht eine hohe Kundenbindung. Die Kunden scheinen mit dem Angebot und den Produkten sehr zufrieden zu sein, so dass sie Flächen in der eigenen Produktionsstätte für Fastenal bereitstellen. Sobald eine Onsite Location in eine Fabrik und deren Workflow integriert ist, macht es wenig Sinn diese in naher Zukunft wieder zu entfernen. Dadurch sind die Umsätze von Fastenal als wiederkehrend und relativ sicher anzusehen. Wie in der Grafik oben zu sehen ist, nimmt die Anzahl an Onsite Locations weiter zu, da diese für Fastenal deutlich profitabler sind als die reinen Geschäfte. Durch diese Vorgehensweise scheint Fastenal ein sehr gutes Geschäftsmodell etabliert zu haben, das auch noch weiteres Wachstumspotential besitzt.

Wachtum in Asien und Europa möglich

Der Hauptgeschäftsbereich von Fastenal liegt bisher fast ausschließlich in Nordamerika. Stand 2019 werden dort insgesamt 3131 Filialen betrieben (1078 davon Onsite Locations). Im Gegensatz dazu gibt es außerhalb von Nordamerika lediglich 97 Filialen (davon 36 Onsite Locations). Das bisherige Wachstum ist somit quasi vollständig auf den nordamerikanischen Markt zurückzuführen. Theoretisch wäre es durchaus denkbar, dass Fastenal insbesondere im asiatischen Markt weiter expandieren könnte. Dort wäre ggf ein noch größerer Wachstumsmarkt als in Nordamerika verfügbar. In den Geschäftsberichten konnte ich zwar keinerlei konkrete Pläne dazu finden, aber die Zahl der Filialen außerhalb von Nordamerika nimmt in jedem Fall zu. Festzuhalten bleibt in jedem Fall, dass der Wachstumstreiber eindeutig in den USA liegt und theoretisch weiteres internationales Potential vorhanden wäre.

Risiken

Digitalisierung und Automatisierung

Mit der fortschreitenden Automatisierung und Digitalisierung in den Fertigungsprozessen wird zukünftig weniger Personal in der Industrie notwendig sein. Demnach ist mit einem Rückgang der Nachfrage nach Ausrüstung, wie z.B. Sicherheitsequipment für Arbeiter zu rechnen sein. Außerdem könnte die Nachfrage bei weiteren Produkten von Fastenal zurückgehen, da die Produktion effizienter und innovativer abläuft. Vergleicht man beispielsweise die Produktion eines herkömmlichen Verbrennungsmotors mit der eines Elektromotors wird dies direkt klar. Der Verbrennungsmotor besteht aus mehr Einzelteilen, die beispielsweise durch Schrauben oder ähnliches zusammengehalten werden. Ein Elektromotor hingegen besteht aus weniger Einzelteilen und ist ist wesentlich einfacher zu produzieren. Tesla hat es in seinen Fabriken bereits vorgemacht, indem auf möglichst viel Automatisierung gesetzt worden ist. Dieser Trend wird sich wahrscheinlich fortsetzen wodurch ggf. insgesamt der Bedarf an Materialien sinkt.

Konkurrenzdruck

In der Marktsituation wurde bereits erläutert, wer aktuell die Hauptkonkurrenten von Fastenal sind. Wegen der Konkurrenzsituation verfügt Fastenal nur über eine geringe Macht bei der Preissetzung. Für viele Kunden gäbe es im Zweifelsfall genug Alternativen zu günstigeren Preisen. Außerdem sind die Produkte von Fastenal in der Regel relativ einfach und sind leicht zu kopieren. Daher existiert bei den angebotenen Produkten quasi kein Burggraben, da diese kein Alleinstellungsmerkmal besitzen. Je nachdem wie sich die Industrie künftig entwickelt könnte Fastenal weitere Konkurrenz bekommen, da ggf. neue Produkte gefragt sind. Im aktuellen Marktumfeld ist Fastenal noch gut aufgestellt. Ob dies zukünftig mit Voranschreiten der Industrie 4.0 weiterhin der Fall sein wird bleibt abzuwarten. Der Konkurrenzkampf in der Industrie wird in jedem Fall weiter anziehen, wenn im Zuge der Digitalisierung und Automatisierung neue Player um Marktanteile kämpfen werden.

Konjunkturanfällig

Da Fastenal ausschließlich in der Industrie tätig ist, besteht eine gewisse Abhängigkeit von der wirtschaftlichen Lage. Wenn die Nachfrage bei den Kunden rückläufig ist, macht sich dies auch im Ergebnis von Fastenal bemerkbar. Beispielsweise ging in der Finanzkrise 2008/2009 der Umsatz um etwa 20% zurück. Die Erholung setzte jedoch schnell wieder ein als die wirtschaftliche Lage sich verbesserte. Durch das Geschäftsmodell mit den fabrikinternen Filialen lassen sich zukünftig Krisen ggf. auch besser überstehen, da weiterhin Umsätze garantiert sind. Dennoch muss klar sein, dass es sich um ein zyklisches Unternehmen handelt.

Aktuelle Bewertung

Zu Beginn der Coronakrise ist die Aktie von Fastenal unter Druck geraten und hat von ihrem Hoch etwa 40% verloren. Allerdings ging es genauso schnell wieder nach oben wie es zuvor nach unten gegangen ist. Mittlerweile notiert die Aktie im Bereich ihres neuen Allzeithochs. Ob diese Bewertung momentan gerechtfertigt ist bleibt abzuwarten. Aus meiner Sicht sind die Zahlen aus dem zweiten Quartal überraschend gut gewesen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal konnte sowohl Umsatz als auch Gewinn gesteigert werden. Dies war in sofern etwas überraschend, da im zweiten Quartal bereits die Auswirkungen von Corona in den Filialen und den Fabriken zu spüren gewesen sein müsste. Die weiteren Aussichten hängen auch entscheidend von der weiteren Entwicklung der US Wirtschaft ab. Falls die Nachfrage nach Industrieprodukten zurückgeht, wird sich dies im Ergebnis von Fastenal wiederspiegeln. Langfristig halte ich Fastenal für ein sehr gut aufgestelltes Unternehmen mit einem funktionierenden Geschäftsmodell.

In den letzten Jahren verlief der Kurs von Fastenal immer recht nah an dem fairen Wert nach historischem KGV und KCV. Dabei gab es relativ wenig große Abweichungen nach oben oder unten. Das aktuelle erwartete KGV von etwa 33 liegt jedoch deutlich über dem historischen Schnitt von etwa 25. Nach dieser Betrachtung liegt aktuell somit eine Überbewertung von mehr als 20% vor. Vor allem im Hinblick auf die unsichere wirtschaftliche Entwicklung ist dies bedenklich. Aufgrund der aktuellen Überbewertung und der unklaren weiteren Entwicklung, würde ich mit einem Einstieg in jedem Fall abwarten. Erst nach einem deutlichen Rücksetzer in einen Bereich von 33€ könnte man über einen Kauf nachdenken.

Quelle: aktienfinder.net
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