Bei der Durchsicht meines Depots ist mir aufgefallen, dass ich einen relativ großen Anteil skandinavischer Unternehmen im Depot habe. Ehrlich gesagt war dies anfangs nicht wirklich geplant und hat sich mit der Zeit so ergeben. Es scheint fast so als wenn ich unterbewusst gewisse Vorteile wahrgenommen habe. Daher habe ich mir mit der Zeit die Frage gestellt, wo die Gründe liegen warum ich gerne in Norwegen, Schweden, Finnland und Dänemark investiere. Die Ergebnisse von diesem Gedankengang habe ich in diesem Beitrag zusammengefasst. Um das Ganze abzurunden, habe ich mir natürlich auch nochmal die Nachteile angesehen. Abschließend füge ich noch eine Liste meiner Investments an.
Meine Gründe in Skandinavien zu investieren
Mentalität
Am meisten Probleme hatte ich damit diesen Aspekt ausfindig zu machen, obwohl er mir tendenziell am Wichtigsten ist. Es handelt sich dabei um die Mentalität der Menschen in Skandinavien. Dies beginnt schon damit, dass die Menschen in Skandinavien sehr zufrieden mit ihrem Lebensumständen sind. Dies haben auch viele Umfragen in den letzten Jahren immer wieder gezeigt. Außerdem sehe ich einen großen gesellschaftlichen Zusammenhalt gepaart mit Lebensfreude und Freundlichkeit. Zusätzlich würde ich die Menschen als sehr ausgeglichen und fleißig ansehen.
Besonders wichtig bei einer Investition finde ich es auch sich mit dem CEO des Unternehmens auseinander zu setzen. Was ist seine Einstellung und was sind seine Ziele? Daraus kann man vieles ableiten wie das Unternehmen geführt wird und in welche Richtung es gehen soll. Bei skandinavischen CEOs ist mir bereits häufig aufgefallen, dass diese tendenziell sehr ehrliche und realistische Aussagen treffen. Dies halte ich für ziemlich wichtig, da dies eine gewisse Sicherheit bietet. Im Gegensatz zu CEOs der Marke Elon Musk findet man hier selten großspurige Ankündigungen, die schlussendlich doch nicht eingehalten werden. Dennoch sehe ich eine sehr innovative Mentalität und die Menschen sind offen für Veränderungen. Und da kommen wir dann auch schon zum zweiten Punkt.
Innovation
Für Anleger halte ich es für äußerst wichtig in einem innovativen Umfeld zu investieren. Dies hat einerseits den Vorteil, dass die Unternehmen kreative Mitarbeiter finden, und anderseits auch direkt Kunden vorfinden, die sich nicht gegenüber neuen Dingen verschließen. So ein Umfeld findet man beispielsweise in den USA im Silicon Valley, wo viele der größten Unternehmen der Welt entstanden sind. Insgesamt sehe ich ein solches Umfeld als sehr fortschrittlich und gut für wachsende Unternehmen an. Ganz so extrem ist es in Skandinavien natürlich nicht. Dennoch sehe ich die Gesellschaft dort wesentlich innovationsfreudiger als beispielsweise in Deutschland.
Dafür lassen sich viele Beispiele im Alltag finden. Beispielsweise werden in Skandinavien mittlerweile fast Bezahlvorgänge bargeldlos abgewickelt. Diese Entwicklung ist bereits soweit voran geschritten, dass das Bargeld fast schon überflüssig geworden ist. Vergleicht man dies mit der Situation in Deutschland ist man uns dort um Jahre voraus. Gleiches kann man in vielen anderen Bereichen des Alltags ebenfalls vorfinden. Überspitzt kann man es vielleicht sogar so formulieren, dass man bei einem Blick nach Skandinavien ein wenig die Zukunft sehen kann.
Nachhaltigkeit
Ein weiterer wichtiger Faktor für einen langfristigen Investor ist das Thema Nachhaltigkeit. In den kommenden Jahren wird dieses Thema immer weiter an Gewicht gewinnen. Der Klimawandel, die steigende Weltbevölkerung, immer mehr Plastikmüll führen dazu, dass sich dringend etwas ändern muss. Auch hier dient Skandinavien als Vorbild, da man hier sehr viel wert auf die Natur und nachhaltiges wirtschaften legt. In den Geschäftsberichten vieler Unternehmen findet sich dazu auch ein sehr offensiver Umgang mit den ESG Kriterien und wie sie gedenken diese einzuhalten. Außerdem findet man in Skandinavien auch viele Unternehmen, die ihren Hauptgeschäftsbereich im Bereich der Nachhaltigkeit haben. Dazu zählen insbesondere Konzerne aus dem Bereich der erneuerbaren Energien.
Dieser Trend hin zur Nachhaltigkeit wird natürlich auch politisch gewollt. Erneuerbare Energien oder Elektroautos werden massiv gefördert. Teilweise durch Subventionen oder auch durch andere Vorteile. Beispielsweise dürfen in Norwegen Elektroautos Busspuren nutzen oder müssen weniger Mautgebühren entrichten. Auch hier gehe ich davon aus, dass sich der Trend zu mehr Nachhaltigkeit weiter beschleunigen wird.
Nachteile beim Investment in Skandinavien
Währungsrisiken
Aus meiner Sicht liegt der größte Nachteil liegt in dem möglichen Währungsrisiko. Norwegen, Schweden und Dänemark haben jeweils ihre eigene Krone und nur Finnland hat sich dem Euroraum angeschlossen. Die 3 verschiedenen Kronen sind verhältnismäßig kleine Währungen, so dass diese einer gewissen Volatilität unterliegen und weniger liquide sind. Häufig erzielen die Unternehmen einen Großteil ihres Umsatzes in Euro oder Dollar, so dass je nach Wechselkurs die Ergebnisse beeinflusst werden. Natürlich sichern sich Unternehmen gegen Währungsrisiken ab, aber dies zieht gewisse Kosten mit sich.
Quellensteuer
Die vier skandinavischen Länder haben alle eine Quellensteuer zwischen 25% und 30% (siehe Liste unten). Dies ist an sich für deutsche Anleger noch nicht problematisch, aber bringt teilweise einen gewissen Mehraufwand mit sich. Dies gilt insbesondere für Dividendeneinnahmen. Der Anleger muss hier in den meisten Fällen selber tätig werden. Die Regelungen sind von Land zu Land unterschiedlich. In der Regel kann man mit Berufung auf das DBA (Doppelbesteuerungsabkommen) einen Teil auf die Abgeltungssteuer anrechnen lassen und den Rest aus dem jeweiligen Land zurückfordern. Dies ist jedoch teilweise ein langwieriger Prozess und wird nicht automatisch von den Brokern durchgeführt. Teilweise lohnt es sich auch erst ab einem gewissen Betrag aufgrund verschiedener anfallenden Gebühren.
- Schweden: 30%
- Norwegen: 25%
- Dänemark: 27%
- Finnland: 30%
Meine Investements
Insgesamt bin ich in die 7 unten aufgelisteten Unternehmen investiert. Diese machen in etwa 20% meines Gesamtportfolios aus. Neben diesen Werten befinden sich auch noch einige interessante Unternehmen aus Skandinavien auf meiner Watchlist, wie z.B. Kone, Vestas oder Azelio.
- Novo Nordisk
- Mowi
- NEL
- PowerCell
- Hexagon Composite
- Hexagon Purus
- Tomra Systems
Danke für Vorstellung von Skandinavien, als Investitionsstandort. Aktuell halte ich Mowi und Pandora aus der Region und bin damit sehr zufrieden. Wie siehst du die Bewertung der skandinavischen Aktienmärkte allgemein?
Danke für dein Feedback. Aktuell sehe ich die Märkte in Skandinavien ähnlich wie den Gesamtmarkt. Eine Unterbewertung liegt sicherlich nicht vor, aber auch keine deutliche Überbewertung. Wie überall gibt es natürlich auch Ausnahmen und gehypte Aktien.
Danke für die schnelle Antwort 🙂
Als Skandinavienfan solltes Du Dir Mdistim anschauen.
Medistim ist ein junges skandinavisches Unternehmen und vermarktet weltweit Herz-Lungen Maschinen und Geräte für die Gefäßchirurgie. Spannend auch PPP (https://www.marketscreener.com/quote/stock/MEDISTIM-ASA-1413200/news/Medistim-ASA-Announces-the-Launch-of-the-Pay-Per-Procedure-Functionality-to-Latest-MiraQTM-Platform-35557388/)
Was hältst Du von dem Wert?
Klingt auf jeden Fall spannend, aber natürlich auch nicht gerade günstig bewertet. Muss ich mir aber mal im Detail anschauen. Danke für den Tipp 🙂