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Tomra Systems – Sammeln und Sortieren für dein Depot

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Letztes Jahr habe ich Tomra Systems bereits einmal analysiert und nehme mir die Aktie nun erneut vor. Nach einer kleinen Umstrukturierung, einer erfreulichen Entwicklung und der kürzlich abgehaltenen Hauptversammlung bietet sich dies nun an.

Kurzbeschreibung

Tomra Systems ist ein norwegisches Unternehmen, das sich auf Sammel- und Sortierlösungen spezialisiert hat. Zu den Sortierlösungen zählen insbesondere Automaten zur Rücknahme von Pfandflaschen. Die Sortierlösungen werden hauptsächlich im Bereich der Nahrungsmittel-, Bergbau- und Recyclingindustrie vertrieben. Dazu aber später noch genaueres.

Das Unternehmen wurde bereits 1972 von den beiden Brüdern Petter und Tore Planke gegründet, die heute keine nennenswerte Anteil mehr besitzen. Der Name Tomra leitet sich aus dem norwegischen von Tomflaske („leere Flasche“) und Retur Automat („Rückgabeautomat“) ab. Momentan beschäftigt Tomra weltweit ca. 4.400 Mitarbeiter unter der Führung von CEO Stefan Ranstrand. Seit 1985 ist Tomra an der Osloer Börse gelistet. Mit 21% der Anteile befinden sich ein Großteil der Aktien im Besitz der Investment AB Latour – einer Investmentgesellschaft des schwedischen Geschäftsmanns Gustaf Douglas. Ansonsten befinden sich noch 7% der Anteile in der Hand des norwegischen Staatsfonds.

Kennzahlen Tomra Systems

WKN: 872535
Gewinnwachstum 10 Jahre: 3,5 % p.a.
Umsatzwachstum 10 Jahre: 11,2 % p.a.
KGV21e: 58
Dividendenrendite: 1,35 %
Marktkapitalisierung: 6 Mrd. €

Unternehmensübersicht

Geschäftsbereiche

Bis zum Jahr 2019 teilte sich der Konzern in die zwei Bereiche Tomra Sorting und Tomra Collection auf. Im vergangenen Jahr erfolgte eine Aufteilung der Sorting Sparte in die zwei Sektionen Tomra Foods und Tomra Recycling & Mining.

Quelle: Tomra Investor Presentation

Tomra Collection

Der wohl bekannteste Sektor ist Tomra Collection, der sich hauptsächlich Rücknahmeautomaten für Pfandflaschen vertreibt. Dazu zählt nicht nur der Verkauf der Automaten, sondern auch das sehr lukrative Service- und Wartungsgeschäft. Insgesamt stammt etwa die Hälfte des Jahresumsatz aus diesem Bereich. Tomra Systems ist bei Pfandautomaten weltweiter Marktführer mit einem Anteil von ca. 70%. Das Geschäft in den USA wird hier gesondert betrachtet, aber auch dort kommt Tomra auf einen Marktanteil von etwa 60%. Weltweit sind etwa 80.000 Automaten von Tomra im Einsatz, wobei Deutschland mit fast 30.000 Automaten deutlich an der Spitze liegt.

Tomra Recycling & Mining

Im Geschäftsbereich Recycling & Mining vertreibt Tomra Sortierlösungen um die Effizienz industrieller Prozesse zu steigern. Wie der Name schon vermuten lässt stehen hier der Recycling-Prozess und der Bergbau im Vordergrund. In beiden Bereichen werden verschiedene Methoden eingesetzt um Rohstoffe zu sortieren. Dabei werden beispielsweise sensorbasierte, visuelle oder magnetische Verfahren eingesetzt. Tomra verfügt über eine breite Palette an Möglichkeiten um den geforderten Sortierprozess zu ermöglichen. Dies spiegelt sich auch in einem weltweiten Marktanteil von etwa 50% wieder, so dass Tomra auch hier als globaler Marktführer anzusehen ist. Der Sektor Recycling & Mining macht aktuell etwa 17% vom Gesamtumsatz des Konzerns aus.

Tomra Foods

Die Bereiche Tomra Foods und Tomra Recycling & Mining bieten ähnliche Sortierlösungen an, die auf den gleichen Technologien beruhen. Trotzdem war es meiner Meinung nach sinnvoll die Bereiche zu trennen, um den die Zielmärkte noch besser adressieren zu können. Der Vorteil der Lösungen von Tomra im Bereich der Nahrungsmittelproduktion liegt darin, an vielen Stellen im Produktionsprozess eingesetzt werden zu können. Innerhalb der Produktion müssen beispielsweise Rohprodukte sortiert werden, anschließend könnte eine weitere Sortierung nach Größe notwendig sein und abschließend müsste die Qualität geprüft werden. Für all diese Schritte und noch viele mehr bietet Tomra die entsprechenden Lösungen an.

Der Marktanteil ist in diesem Bereiche nicht ganz so hoch wie in den anderen beiden Sektoren. Trotzdem liegt dieser bei etwa 25-30%, so dass Tomra auch hier gut positioniert ist. Insgesamt macht Tomra Foods etwa 33% des Gesamtumsatzes aus.

Umsatz- und Gewinnentwicklung

Das Geschäftsmodell von Tomra war von der Coronapandemie nicht so stark betroffen wie das anderer Industriekonzerne. Durch Einnahmen aus Service- und Wartungsarbeiten sowie der anhaltenden Nachfrage nach den Produkten vom Tomra konnte man die Krise gut meistern. Der Umsatz konnte im Jahr 2020 um etwa 6% auf 9,9 Mrd. NOK gesteigert werden. Beim Gewinn gab es einen leichten Rückgang von etwa 5% auf 775 Mio. NOK. Die operative Marge stagniert schon seit einigen Jahren bei etwa 20%.

Bei einem Blick auf die einzelnen Unternehmensbereiche sieht man schnell, dass Tomra Collection für die Hälfte des Umsatzes und sogar 54% des Gewinns verantwortlich ist. Damit ist auch klar, dass die der wichtigste Sektor des Unternehmens ist. Der Bereich Tomra Foods schneidet aufgrund niedriger Margen etwas schlechter ab. Dort werden zwar 33% der Umsätze erwirtschaftet, aber nur etwa 22% des Gewinns. Der Anteil am Gewinn ist damit sogar geringer als die 23%, die das Geschäft mit Recycling & Mining abwirft. Im Bereich Recycling & Mining erzielt Tomra die höchsten Margen, aber der Sektor ist etwas zyklischer als die anderen beiden.

Quelle: Tomra Investor Presentation

Finanzen

Die finanzielle Lage von Tomra Systems ist insgesamt als solide anzusehen. Den verzinsten Schulden von etwa 2,3 Mrd. NOK steht eine Cashposition von 453 Mio. NOK gegenüber. Die jährliche Tilgungskraft liegt aktuell bei etwa 640 Mio. NOK, so dass die Schulden theoretisch in etwa 4 Jahren abbezahlt werden können. Die Schuldenquote basierend auf den verzinsten Schulden liegt bei ca. 21% Dies für ein Unternehmen aus dem Industriesektor als durchaus positiv anzusehen. Weiterhin ist noch ein relativ hoher Goodwill zu beachten, der in der folgenden Grafik ausgeblendet ist. Durch Übernahmen diverser Konkurrenten ist der Goodwill auf 2,8 Mrd. NOK angewachsen. Dies sehe ich als das größte Risiko in der Bilanz an und sollte zukünftig beobachtet werden.

Quelle: aktienfinder.net

Investmentgedanken / Zukunftsaussichten

Weltweites Plastikmüllproblem

Die Menge des jährlich entstehenden Plastikmülls steigt von Jahr zu Jahr an. Im Vergleich zu 2010 wird die Menge an Plastikmüll bis 2025 um 70% ansteigen. Außerdem landet mehr als 30% des Plastikmülls in der Natur. Dies hat beispielsweise zur Folge, dass 2050 mehr Plastik als Fisch in den Weltmeeren existieren wird. Etwa die Hälfte des Plastikmülls würde sich auch recyceln lassen. An dieser Stelle kommt dann Tomra ins Spiel. Durch die fortschrittlichen Sortierlösungen bietet Tomra die Möglichkeit den Müll zu sortieren und die Recyclingquote deutlich zu erhöhen. Dies ist besonders in den Schwellenländern noch ein großes Problem, da dort noch kein entsprechender Recyclingkreislauf existiert. Diese Problematik rückt jedoch weltweit immer mehr in den Mittelpunkt. Es ist daher davon auszugehen, dass die Nachfrage nach den Sortierlösungen von Tomra im Recycling-Bereich langfristig steigen wird. Tomra ist bereits in vielen Bereichen der Welt vertreten und wird daran arbeiten seine Position auszubauen.

Steigende Ressourcenknappheit

Neben dem Plastikmüllproblem wird es durch die steigende Weltbevölkerung zusätzlich zu einer Ressourcenknappheit in verschiedenen Bereichen kommen. Aktuell leben wir in einer Welt, in der so viele Ressourcen wie noch nie zuvor verbraucht werden. Dies liegt einerseits an der steigenden Weltbevölkerung und andererseits am höheren Konsum pro Kopf. Die Nachfrage für Nahrungsmittel und Rohstoffen wird weiter steigen, so dass die Effizienz in vielen Bereichen durch Sortierlösungen von Tomra verbessert werden kann. Da die weltweite Anbaufläche begrenzt ist müssen andere Möglichkeiten ausgeschöpft werden um die Produktion zu erhöhen. Außerdem verursachen mehr Menschen auf der Erde mehr Müll, der nach Möglichkeit recycelt werden sollte. Aus diesem Trend zu mehr Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung sollte Tomra künftig profitieren können. Alle angebotenen Lösungen von Tomra zielen darauf ab Ressourcen zu schonen und die Nachhaltigkeit zu erhöhen.

Einführung Pfandsysteme

Der weltweit größte Markt für Pfandrücknahme Automaten existiert aktuell in Deutschland. Die große Chance für Tomra besteht darin, dass weltweit viele Länder das Problem der Einwegflaschen erkannt haben und nun entsprechend handeln. Die EU hat sich zum Ziel gesetzt bis 2029 90 % der Einwegflaschen wieder einzusammeln. Angestoßen davon haben nun weitere Länder geplant Pfandsysteme einzuführen bzw. befinden sich in der Diskussion auf dem Weg dahin.

In der folgenden Grafik ist der Stand bzgl. der Pfandsysteme in Europa von Mitte 2020 zu sehen. Hier haben sich bereits weitere Entwicklungen ergeben. Beispielsweise konnte Tomra einen Großauftrag aus Lettland verzeichnen, in dem man den Zuschlag für alle 800 Sammelstellen des Landes erhalten hat. Es ist davon auszugehen, dass der europäische Markt für Pfandsysteme weiter wachsen wird, um die Vorgaben der EU zu erfüllen. Neben Europa gibt es auch in den USA und in Australien eine klare Tendenz dahin den Flaschenpfand auszuweiten. Von diesen Entwicklungen wird Tomra zukünftig enorm profitieren können, da sie als globaler Marktführer wahrscheinlich weitere Aufträge erhalten werden.

Quelle: Statista

Risiken

Währungsrisiken

Bei Tomra Systems handelt es sich um ein norwegisches Unternehmen, so dass die norwegische Krone einen gewissen Einfluss auf die Entwicklung von Umsatz und Gewinn hat. Ein Großteil der Umsätze und Gewinne wird in Euro bzw. in US Dollar erzielt und nicht in der Heimatwährung. Daher spielt der Wechselkurs der norwegischen Krone gegenüber der anderen Währungen eine wichtige Rolle. In den letzten Jahren verhielt sich der Wechselkurs relativ volatil. Daher war es für Tomra wichtig sich gegen diese Risiken abzusichern und ein Hedging zu betreiben. Dies geht natürlich etwas zu Lasten des Gewinns

Konkurrenz

Wie wir bei der Vorstellung der Unternehmensbereiche bereits festgestellt haben, verfügt Tomra über eine sehr starke Marktposition. Dennoch darf die Konkurrenz nicht außer acht gelassen werden. Im Bereich der Sammellösungen scheint dies das geringste Problem zu sein. Hier konnten lokale Mitbewerber häufig verdrängt oder übernommen werden. Im Bereich der Sortierlösungen (sowohl Foods als auch Recycling & Mining) gibt es wesentlich mehr Konkurrenten. Besonders die verschiedenen Sortier-Technologien in der Nahrungsmittelproduktion locken viele Mitbewerber an. Dies kann man auch an der geringeren Marge im Bereich Foods ablesen. In jedem Fall muss Tomra hier weiter am Ball bleiben, um seine starke weltweite Marktposition verfestigen zu können. Ansonsten droht langfristig der Verlust wichtiger Marktanteile.

Konjunkturabhängigkeit

Bei Tomra Systems handelt es sich um ein Industrieunternehmen, dass einer gewissen Abhängigkeit zur Konjunktur unterliegt. Einerseits können selbst in schwachen wirtschaftlichen Zeiten Umsätze durch Reparatur- und Servicedienstleistungen erzielt werden, aber andererseits werden in einer solchen Phase weniger neue Maschinen verkauft. Dies konnte man sowohl im letzten Jahr als auch während der Finanzkrise beobachten. Letztes Jahr hielten sich die Auswirkungen noch in Grenzen, wie wir oben bereits gesehen haben. Während der Finanzkrise ging der Gewinn sogar um 70% zurück. Besonders anfällig ist nach eigenen Angaben der Geschäftsbereich Mining & Recycling. Dies ist auch nicht sonderlich überraschend, da vor allem der Rohstoffmarkt unter der geringeren Nachfrage in einer Wirtschaftskrise leidet.

Aktuelle Bewertung Tomra Systems

Auf den ersten Blick scheint die Aktie von Tomra Systems sehr hoch bewertet. Bei einer Betrachtung der Bewertung anhand des historischen KGVs und KCVs wird dies auch bestätigt. Für die letzten Jahre lag das durchschnittliche KGV (bereinigt) bei etwa 37. Dies allein ist schon eine sehr hohe Bewertung, die weit über dem Sektorschnitt liegt. Das bereinigte KGV für das Jahr 2021 liegt mit 55 noch einmal darüber. Ähnlich verhält es sich auch mit dem KCV.

Damit ist bereits vieles des oben beschriebenen möglichen Entwicklungspotentials sowie die starke Marktposition mehr als eingepreist. Ich gehe zwar von weiter steigenden Umsätzen und Gewinnen aus, sehe aber für die Aktie mittelfristig wenig Potential. Langfristig bin ich vom Geschäftsmodell und den Chancen für das Unternehmen überzeugt. Ich bin schon länger bei Tomra investiert und werde meine Position auch langfristig halten. Neu einsteigen würde ich allerdings zum aktuellen Kurs nicht mehr.

Quelle: http://aktienfinder.net
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