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Bayer Erfolg vor Gericht – Aktie ein Kauf?

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Am gestrigen Freitag war die Aktie von Bayer mit einem Plus von knapp 10% der größte Gewinner im deutschen Leitindex. Grund dafür war ein positives Urteil im Glyphosat-Rechtsstreit an einem Gericht in Philadelphia. Da ein Gericht in einem anderen US-Bundesstaat gegensätzlich entschieden hat, gibt dies neue Hoffnung auf eine Grundsatzentscheidung durch den Supreme-Court. Dies ist seit einigen Jahren das erklärte Ziel von Bayer im Glyphosat Streit. Ob die Aktie von Bayer nun wieder interessant für einen Kauf werden könnte, möchte ich in dieser kurzen Analyse herausfinden. Werfen wir zunächst einen Blick auf die Zahlen zum ersten Halbjahr.

Übersicht des Ergebnis des ersten Halbjahres 2024 von Bayer
Übersicht erstes Halbjahr 2024 Bayer
Quelle: Bayer Q2/2024 Präsentation

Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 blieb der Umsatz von Bayer nahezu unverändert bei rund 25 Mrd.€. Währungsbereinigt stieg der Umsatz um 1% und real fiel er um knapp 2%. Weniger gut sah es beim EBITDA aus, das um 7% auf 6,5 Mrd.€ gesunken ist. Dies lag hauptsächlich an einer rückläufigen Marge, die von 27,5% auf 26,2% gefallen ist. Weiterhin im negativen Bereich liegt der Free-Cashflow. Zwar konnte dieser von -4,6 Mrd.€ auf -1,4 Mrd.€ gesenkt werden, aber trotzdem wird weiterhin zu viel Geld für die andauernden Rechtsstreitigkeiten aufgewendet. Solange diese nicht beendet sind, lastet die Gefahr von möglichen hohen Strafzahlungen auf dem Unternehmen. Insgesamt zeigen die Zahlen, dass Bayer operativ aktuell nicht wächst. Bei einem Blick in die drei Geschäftsbereiche wird auch klarer wo die Probleme liegen.

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Aktuelle Entwicklung

Die Pharmasparte von Bayer steht aktuell vor einer herausfordernden Phase. Mit einem Umsatz von knapp unter 9 Milliarden Euro verzeichnete der Bereich im ersten Halbjahr zwar ein währungsbereinigtes Plus von 4 Prozent, doch insgesamt stagniert das Wachstum. Besonders die bevorstehenden Patentabläufe der Blockbuster-Medikamente Eylea und Xarelto in den nächsten Jahren könnten den Umsatz weiter unter Druck setzen. Hoffnungsträger ist jedoch das Krebsmedikament Nubeqa, das bereits für zwei Formen von Prostatakrebs zugelassen ist und sich derzeit in Phase 3 der klinischen Studien für weitere Anwendungsgebiete befindet. Das Potenzial dieses Medikaments könnte der Sparte in den kommenden Jahren einen wichtigen Wachstumsschub verleihen. Im ersten Halbjahr stiegen die Umsätze um 76% im Vergleich zum Vorjahr. Ein weiterer Hoffnungsträger ist das Nierenmedikament Kerendia, das nach Schätzungen in 2026 schon die Marke von 1 Mrd.€ beim Umsatz erreichen könnte. Ansonsten bleibt abzuwarten, was die Pipeline von Bayer in den nächsten Jahren hergibt.

Entwicklung der Pharma Sparte von Bayer in 2024
Entwicklung Pharmaceuticals in 2024
Quelle: Bayer Q2/2024 Präsentation
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Die Crop Science-Sparte verzeichnete im ersten Halbjahr einen Umsatz von 12,9 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 3% entspricht (bereinigt 1%). Besonders belastend wirkte sich der Preisverfall von Glyphosat aus, dessen Preis um 28% sank. Trotz eines gestiegenen Absatzvolumens von 41 Prozent führte dies zu einem deutlichen Rückgang der Marge von 30% auf 26%. Insgesamt sank das EBITDA der Sparte um 16%. Zusätzlich wirkten sich ungünstige Wetterbedingungen negativ auf das Geschäft aus, was den Druck auf die Profitabilität weiter verstärkte. Operativ sieht die Crop Science Sparte solide aus, aber andererseits ist sie auch verantwortlich für die weiter laufenden Rechtsstreitigkeiten bezogen auf Glyphosat.

Entwicklung der Crop Science Sparte in 2024
Entwicklung Crop Science in 2024
Quelle: Bayer Q2/2024 Präsentation

Die Consumer Health-Sparte, die rezeptfreie Medikamente umfasst, erzielte im ersten Halbjahr einen Umsatz von 2,9 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 5% entspricht (währungsbereinigt ein Plus von 2%). Auch das EBITDA war rückläufig, bedingt durch eine geringere Marge, die unter anderem auf Inflation und negative Währungseffekte zurückzuführen ist. Diese Sparte spielt eine untergeordnete Rolle im Konzern und trägt lediglich 12% zum Gesamtumsatz bei. Besonders schwach entwickelten sich Allergie- und Erkältungsmittel, was auf einen milden Winter und eine schwache Allergiesaison zurückzuführen ist. Zudem war das Vorjahr in diesen Kategorien besonders stark.

Entwicklung der Consumer Health Sparte in 2024
Entwicklung Consumer Health in 2024
Quelle: Bayer Q2/2024 Präsentation

Ausblick Bayer

Der Ausblick auf das Gesamtjahr von Bayer fällt relativ verhalten aus. Ähnlich wie schon im ersten Halbjahr erwartet man bei allen Kennzahlen einen Rückgang. So soll der Umsatz währungsbereinigt in etwa stagnieren und das EBITDA um 3-9% zurückgehen. Beide Kennzahlen werden jedoch durch negative Währungseffekte schlechter ausfallen. Positiv hervorzuheben ist ein Abbau der Finanzverschuldung. Insgesamt merkt man auch bei Bayer die schwächere wirtschaftliche Lage und die hohe Inflation der letzten Jahre.

Alles entscheidend wird sein wie es in den Glyphosat Prozessen weitergehen wird. Bisher ist immer noch kein Ende in Sicht und auch die gestrige positive Meldung wird daran so schnell nicht ändern. Zwar sind die Chancen etwas gestiegen das Glyphosat-Verfahren vor den Supreme-Court zu bringen, aber dies kann sich auch noch einige Zeit hinziehen. Zusätzlich muss auch dort erstmal ein positives Urteil aus der Sicht von Bayer fallen, bevor es zu einem möglichen Befreiungsschlag kommen könnte.

Ausblick auf das Geschäftsjahr 2024 von Bayer
Ausblick 2024 Bayer
Quelle: Bayer Q2/2024 Präsentation

Fundamentale Bewertung Bayer Aktie

Die fundamentale Bewertung der Bayer Aktie gestaltet sich weiterhin schwierig. Durch die Übernahme von Monsanto hat sich die Verschuldung drastisch erhöht, die durch die höheren Zinsen für eine zusätzliche Belastung sorgen. Da in den letzten Jahren aufgrund von Rückstellungen teils hohe Verluste eingefahren worden sind, macht es Sinn für die Bewertung das bereinigte KGV heranzuziehen. Dies lag in den vergangenen Jahren im Schnitt bei rund 11,5 während die Aktie momentan bei einem bereinigten KGV von 5 notiert. Dieser Bewertungsabschlag ist durch die Risiken der Glyphosat-Prozesse und der hohen Verschuldung durchaus gerechtfertigt. Mittlerweile hat Bayer genügend Rückstellungen für einen möglichen Schadensersatz getroffen, so dass dieses Risiko mittlerweile etwas geringer ausfällt. Insgesamt erwarten Analysten jedoch in den kommenden Jahren nicht mit einem Wachstum bei Bayer, so dass sich die Aktie nicht zwingend für einen Kauf aufdrängt.

Entwicklung des fairen Wertes der Bayer Aktie nach bereinigten KGV
Fairer Wert Bayer nach KGV
Quelle: aktienfinder.net

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Technische Analyse Bayer

Der Blick auf den Monatschart von Bayer zeigt wie schlecht die Aktie in den letzten Jahren gelaufen ist. Seit dem Allzeithoch im Jahr 2013 ging es stetig bergab und die Aktie hat zeitweise bis zu 82% ihres Wertes verloren. Anfang 2024 rutschte die Bayer Aktie unter die breite Unterstützungszone bei 35-40€. Dies war ein erneutes Verkaufssignal, das auch ich zum Ausstieg genutzt habe. Mittlerweile fungiert die genannte Zone als Widerstand. Damit sich das Chartbild mittelfristig aufhellt, muss eine Bodenbildung mit Ausbruch über diese Zone gelingen. Dies könnte jedoch noch ein langer Prozess sein.

Technische Analyse der Bayer Aktie im Monatschart
Monatschart Bayer
Quelle: tradingview.com

Auf Tagesbasis bewegt sich die Bayer Aktie seit Februar in einer Range. Mit dem gestrigen Anstieg wurde erneut die Widerstandszone bei 29-30€ getestet. Hier wird spannend, ob es nächste Woche zu einem Ausbruch aus der Range kommt oder die Aktie einen erneuten Rücksetzer hinnehmen muss. In einem bullischen Szenario bricht die Aktie aus der Range aus und testet im Anschluss nochmals die Unterstützung bei 27€. Anschließend könnte es zu einem Impuls Richtung des Widerstands aus dem Monatschart kommen. Dieses Szenario wäre für interessierte Anleger ein mögliches Szenario zum Kauf der Bayer Aktie. Ohne einen nachhaltigen Ausbruch bleibt die Aktie für einen Einstieg uninteressant.

Technische Analyse der Bayer Aktie im Tageschart
Tageschart Bayer
Quelle: tradingview.com

Fazit zur Bayer Aktie

Trotz des jüngsten Erfolgs vor dem Gericht in Philadelphia ist ein Ende der Glyphosat-Prozesse nicht in Sicht. Selbst in einem Szenario in dem der Supreme Court ein finales Urteil spricht, könnte noch Jahre dauern. Zusätzlich müsste dieses Urteil auch erstmal positiv für Bayer ausfallen. Operativ läuft es für Bayer aktuell auch nicht sonderlich rund, da die Margen sinken und der Umsatz stagniert. Analysten erwarten für die nächsten Jahre auch kein nachhaltiges Wachstum im Geschäft von Bayer. Auch wenn die Aktie günstig erscheint, sehe ich im Moment keinen sinnvollen Einstieg für eine langfristige Investition. Bei den Aussichten und Risiken sehe ich mein Kapital in anderen Aktien besser aufgehoben. Daher habe ich letztes Jahr meine Bayer Position bereits verkauft. Aktuell sehe ich lediglich eine mögliche Trading-Chance bei der Bayer Aktie, wie ich zuvor beschrieben habe.


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