Nachdem es für die Aktie von TOMRA in den letzten Quartalen deutlich abwärts ging, scheint sich die Aktie langsam zu fangen und ein nachhaltiger Ausbruch könnte zeitnah gelingen. Die letzten Jahre haben das Geschäft vor allem in den Bereichen Recycling und Foods kräftig durcheinander gewirbelt. Das Geschäft verlief dort äußerst zyklisch, was auf viele Faktoren wie die Coronapandemie, Materialknappheit, schlechte Ernten und eine schwankende wirtschaftliche Situation zurückzuführen war. Insgesamt ist TOMRA mit seinem Geschäftsmodell mit Sammel- und Sortierlösungen bestens für zukünftige Entwicklungen aufgestellt. Letzte Woche erschienen die Zahlen zum zweiten Quartal 2024 und die Aktie reagierte mit deutlichen Kursgewinnen.
Mittlerweile publiziert TOMRA seine Ergebnisse nicht mehr in norwegischen Kronen sondern in Euro. Dies liegt darin begründet, dass ein Großteil der Umsätze in Euro erwirtschaftet werden und eine bessere Vergleichbarkeit bei Währungsschwankungen gewährleistet wird. Beim Umsatz lag TOMRA sowohl im ersten Halbjahr 2024 als auch im zweiten Quartal ziemlich genau auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Im bisherigen Jahresverlauf erzielte TOMRA Erlöse in Höhe von 623 Mio.€ im Vergleich zu 626 Mio.€ im Jahr 2023. Der Gewinn ist im Vergleich zum Vorjahr jedoch leicht zurück gegangen, was auf höhere operative Ausgaben zurückzuführen ist. Das Netto-Ergebnis lag im ersten Halbjahr bei 27 Mio.€ nachdem dieser im Vergleichszeitraum des Vorjahres noch bei 38 Mio.€ lag. Im zweiten Quartal lag der Gewinn schon deutlich näher am Ergebnis des Vorjahres, so dass sich eine leicht positive Tendenz ablesen lässt.
Aktuelle Entwicklung
Auf den ersten Blick scheinen sich die Zahlen von TOMRA sich kaum verändert zu haben. Blickt man jedoch in die drei Geschäftsbereiche Collection, Foods und Recycling ergeben sich deutliche Abweichungen. Mehr als die Hälfte des Umsatzes wird in der Division „Collection“ erwirtschaftet, die hauptsächlich die allseits bekannten Pfandrücknahmeautomaten umfasst. Gegenüber dem Vorjahr wuchs das Geschäft um knapp 15% und die weiteren Aussichten sind ebenfalls positiv. In Polen und Österreich treten ab 2025 zusätzlich Gesetze bzgl. der Pfadsysteme in Kraft, die ein weiteres Wachstum ermöglichen. Auch in vielen anderen Ländern wurde oder wird zukünftig ein Pfandsystem eingeführt. Dies spiel TOMRA als unangefochtenen Marktführer in diesem Bereich in die Karten. Weitere Einnahmen kann TOMRA aus der Wartung der bereit installierten Automaten generieren.
Weniger gut lief es in der Division „Recycling“, in der TOMRA Sortiermaschinen für die Abfallverwertung vertreibt. In den Jahren 2022 und 2023 konnte ein starkes Wachstum verzeichnet werden, aber aktuell konsolidiert sich der Markt. Zusätzlich befinden sich einige größere Projekte im Orderbuch, die einen längeren Zeitraum bis zur Umsetzung benötigen. Positiv hervorzuheben ist das gut gefüllte Auftragsbuch, was es nun gilt abzuarbeiten. Das Management geht davon aus, dass im kommenden Quartal etwa 45% der bestehenden Aufträge bearbeitet werden können, so dass der Umsatz gegenüber dem aktuellen Quartal leicht anziehen könnte.
Auch die Division für Sortierlösungen im Nahrungsmittel Bereich lief im bisherigen Geschäftsjahr schlecht. Im Vergleich zum Vorjahr fiel der Umsatz für das erste Halbjahr von 169 Mio.€ auf 142 Mio.€. Schlechte Ernten und eine angespannte wirtschaftliche Lage sorgten dafür, dass Kunden ihre Investitionen zurückfuhren. TOMRA reagierte auf diese Entwicklung und hat die Kosten in dieser Division um 30 Mio.€ senken können. Diese Kostenoptimierung lässt sich bereits im aktuellen Quartal erkennen, in dem bereits wieder schwarze Zahlen geschrieben werden konnten. Im Vergleich zum ersten Quartal 2024 stieg der Auftragseingang wieder leicht an. Für das kommende Quartal erwartet TOMRA, dass etwa 65% des Auftragsbuches abgearbeitet werden können. Damit könnte man in etwa den aktuellen Umsatz halten und aufgrund der Kosteneinsparung eventuell die Profitabilität des Vorjahres erreichen.
Ausblick TOMRA
Nach den Erwartungen von TOMRA wird es in den Divisionen Recycling und Foods tendenziell zu einer Stagnation kommen. Der große Wachstumstreiber bleibt hingegen die Collection Division. Hier erwartet man Aufträge aus verschiedenen Märkten, die für weiteres Wachstum sorgen sollen. Insgesamt erwarten Analysten, dass der Umsatz gegenüber 2023 um etwa 5% zulegen soll. Für die kommenden Jahre erwartet man wieder deutlich höhere Wachstumsraten im Bereich von etwa 12%. Aktuell möchte TOMRA auch die bestehenden Lösungen nutzen um neue Geschäftsbereiche zu erschließen. Unter dem Projekt TORMA Horizon werden 40-50 Mio.€ investiert, um über verschiedene Pilotprojekte neue Anwendungsbereiche zu schaffen. Aktuell steht dabei besonders TOMRA Feedstock im Fokus, wo Kunststoffabfälle zurückgewonnen werden sollen.
Fundamentale Bewertung TOMRA Aktie
Die Aktie von TOMRA war in der Vergangenheit stets relativ hoch bewertet. Dies zeigt sich am durchschnittlichen bereinigten KGV der letzten Jahre, das bei 42 liegt. Ein stabiles Geschäftsmodell mit Wachstumsaussichten trieben die Aktie in die Höhe und teilweise notierte das Wertpapier zu einem extrem hohen KGV. Nach der Korrektur in den letzten Jahren scheint die Aktie nun wieder deutlich fairer bewertet zu sein. Aktuell liegt das bereinigte KGV zwar noch bei 72, aber dies soll Schätzungen zufolge bis Ende des Jahres auf 47 zurückgehen und bis Ende 2026 sogar auf 25. Langfristig ist ein bereinigtes KGV von 42 natürlich viel zu hoch. Hier sehe ich eher einen fairen Wert bei 25-30. Demnach wäre die Aktie aktuell weiterhin überbewertet.
Vor dem Hintergrund des erwarteten Wachstums, lässt sich die aktuelle Bewertung noch rechtfertigen. Allerdings muss man sich im klaren sein, dass aus fundamentaler Sicht die Aktie aktuell kein Schnäppchen ist und eine zukünftig positive Entwicklung teilweise bereits eingepreist ist.
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Technische Analyse TOMRA
Im langfristigen Monatschart befindet sich die Aktie vom TOMRA in einem aktiven Aufwärtstrend. Seit 2009 wird dieser Trend auf der Unterseite durch eine Aufwärtstrendlinie beschränkt, die bereits mehrfach als Unterstützung diente. Seit dem Allzeithoch Anfang 2022 befindet sich die Aktie in einer Korrektur, die Ende 2023 ein Ende fand. Hier diente die Aufwärtstrendlinie und die Unterstützung vom IPO Preis als Umkehrzone. Seitdem konnte sich die Aktie etwas erholen. Nach der extremen Rallye sollte man jedoch vorsichtig sein, da die Aktie lange Zeit deutlich über ihren gesunden Trendgeschwindigkeit gestiegen ist. Dies führte zu dem massiven Rücksetzer von 75% in den letzten Jahren. Beim Einstieg in die TOMRA Aktie ist somit Vorsicht geboten, den richtigen Zeitpunkt zum Einstieg zu finden.
Im Tageschart hat die TOMRA Aktie mittlerweile einen sehr schönen Boden ausgebildet. Im Februar gab es im Zuge der Quartalszahlen einen bei der TOMRA Aktie einen Impuls mit einem Ausbruch über das Verlaufshoch aus Dezember 2023. Anschließend korrigierte die Aktie zum 61,8er Fibonacci-Retracement, das zusammen mit der Unterstützungszone der Aktie Halt gab. Von dort ging es ziemlich schnell aufwärts und mit den jüngsten Quartalszahlen gelang der Aktie von TOMRA der nächste Ausbruch. In einem bullischen Szenario würde die Aktie nun das Volumencluster bei rund 170 NOK hinter sich lassen und anschließend die Gap und Unterstützungszone bei 150 NOK erneut testen, bevor es weiter aufwärts geht. Hier könnte sich ggf. ein Einstieg anbieten. Wichtig wäre es, dass es keinen Rücksetzer mehr unter die Marke von 125 NOK gibt.
Fazit zur Tomra Aktie
Nach etwa zwei Jahren mit einer deutlichen Korrektur, scheint die Aktie von TOMRA nun einen Boden gebildet zu haben. Dank den Quartalzahlen in diesem Jahr, die am Markt sehr gut ankamen, kam es zu zwei klaren Impulsen zur Oberseite. Der wichtigste Geschäftsbereich Collection wächst wieder deutlich und auch die weiteren Aussichten sind vielversprechend. Sofern die beiden schwächelnden Geschäftsbereiche Recycling und Food wieder auf den Wachstumspfad zurückfinden, könnte es mittelfristig für die Aktie wieder deutlich aufwärts gehen.
Allerdings ist es für uns als Anleger schwierig einen passenden Einstiegszeitpunkt zu finden. Ich hatte hier glücklicherweise ein gutes Händchen und habe bereits Anfang Juli nachgekauft und meine Position ausgebaut. Momentan würde ich allerdings von einem weiteren Nachkauf absehen. Erst im zuvor beschriebenen Szenario würde aus meiner Sicht ein Einstieg Sinn ergeben. Ich bin vom Unternehmen überzeugt und möchte die Aktie langfristig halten.
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