In den letzten Wochen und Monaten ist die Aktie von PayPal massiv unter die Räder gekommen. PayPal konnte in den Jahren 2020 und 2021 von der Coronapandemie profitieren, da sich viele Transaktionen in den Online Sektor verlagert haben. Die Aktie setzte daraufhin aufgrund der Wachstumszahlen zu einem Höhenflug an und erreichte eine ziemlich hohe Bewertung. Nachdem das Wachstum Ende 2021 wieder abflachte, ging auch die Aktie auf Talfahrt. Mittlerweile hat sich die Aktie von PayPal geviertelt und es stellt sich die Frage, ob die Aktie mittlerweile unterbewertet ist. Diese Frage versuche ich in dieser Analyse zu beantworten.
Inhaltsverzeichnis
Kennzahlen PayPal
WKN: A14R7U
Gewinnwachstum 10 Jahre: 11,2% p.a.
Umsatzwachstum 10 Jahre: 16,2% p.a.
KGV23e: 22
Dividendenrendite: —
Marktkapitalisierung: 79 Mrd. €
Kurzbeschreibung
PayPal ist ein amerikanisches Unternehmen, das digitale Zahlungen und Online Geldüberweisungen ermöglicht. Das Unternehmen entstand im Jahr 2000 durch den Zusammenschluss von Confinity und X.com. Confinity wurde 1998 von Peter Thiel, Max Levchin und Luke Nosek gegründet und befasste sich mit Kryptographie und Bezahlmethoden.X.com war ein Online-Finanzdienstleister von Elon Musk. Im Jahr 2002 ging das Unternehmen an die Börse und wurde später von eBay übernommen. Im Jahr 2015 wurde PayPal als eigenständiges Unternehmen wieder ausgegliedert. Der Hauptsitz von PayPal befindet sich in San Jose (Kalifornien). Der derzeitige CEO ist Dan Schulman, der das Unternehmen seit 2015 leitet. PayPal beschäftigt aktuell etwa 30.000 Mitarbeiter. Die Aktien von PayPal befinden sich größtenteils im Streubesitz, so dass keine nennenswerte private Anteilseigner existieren. Erwähnenswert ist noch eine Beteiligung von PayPal in Höhe von 3,5% an Mercado Libre.
Unternehmensübersicht
Geschäftsmodell
PayPal ist einer der weltweit bekanntesten Online-Bezahldienste. Er ermöglicht es seinen Nutzern, Transaktionen sicher und schnell durchzuführen, ohne dass sie ihre Kreditkarten- oder Bankdaten an Dritte weitergeben müssen. Das Geschäftsmodell von PayPal basiert auf Gebühren, die von Verkäufern und Käufern bei Transaktion erhoben werden. PayPal bietet auch eine Vielzahl von anderen Diensten an, darunter Venmo, Honey oder ein „Buy now pay later“ (BNPL).
Venmo ist ein amerikanischer Zahlungsdienst, der ursprünglich als App für mobile Peer-to-Peer-Zahlungen entwickelt wurde. Venmo-Nutzer können Geld an Freunde und Familienmitglieder senden und empfangen, Rechnungen teilen und gemeinsam für Einkäufe bezahlen.
Im Jahr 2019 konnte PayPal mit Honey ein Konzern im Bereich Cashback und Online-Coupons für etwa 4 Mrd. $ akquirieren. Durch die Kooperationen von Honey im E-Commerce Bereich verfolgt PayPal das Ziel das Transaktionvolumen weiter zu erhöhen.
Mit „Buy now pay later“ Angeboten wird es dem Kunden ermöglicht, Waren sofort zu kaufen und später in Raten zu bezahlen. PayPal bietet hier verschiedene BNPL-Modelle an darunter „Pay in 4“ oder „Pay monthly“, die verschiedene Ratenmodelle für die Kunden bereitstellt. PayPal verdient Geld durch Zinsen und Gebühren, die von Kunden erhoben werden, die den Dienst nutzen.
Aktuelle Entwicklung
Der große Kursverfall der letzten Monate kann hauptsächlich auf das ausgebremste Wachstum zurückgeführt werden. Der rasante Anstieg des Wachstums aus der Coronapandemie konnte nicht gehalten werden, so dass die Erwartungen der Anleger enttäuscht wurden. Zusätzlich kam es zu einem Anstieg der operativen Kosten, so dass für das Jahr 2022 am Ende sogar ein Gewinnrückgang zu Buche stand. Dies lässt sich sehr gut aus den rot markierten Zeilen aus dem letzten Quartalsbericht entnehmen. Im jährlichen Vergleich zum Vorjahr überstieg der Zuwachs der operativen Ausgaben das Umsatzwachstum deutlich. Erst im letzten Quartal 2022 schienen die Maßnahmen zur Kostensenkung von PayPal zu greifen. Diese Entwicklung sollte bei den kommenden Quartalszahlen weiter beobachtet werden.
Das verlangsamte Wachstum von PayPal lässt sich vor allem auf die PayPal Tochter Venmo zurückführen. Zwischen 2018 und 2021 konnten beim Transaktionsvolumen jährliche Wachstumsraten von 55% erzielt werden. Diese sind im vergangenen Jahr auf 7% zusammengeschrumpft. Nach der Trennung von eBay ging es auch dort deutlich zurück. Allerdings macht eBay nur noch ein Bruchteil der Transaktionen aus. Dennoch war PayPal in der Lage das Transaktionsvolumen in 2022 zu steigern.
Umsatz- und Gewinnentwicklung
PayPal konnte seinen Umsatz seit dem Börsengang Jahr für Jahr steigern. Selbst im schwachen letzten Jahr legte der Umsatz von 25,5 Mrd.$ um etwa 6% auf knapp 27 Mrd.$ zu. Dies war zwar nicht die Wachstumsrate aus den Vorjahren, aber immer noch ein solider Wert. Im vergangenen Jahr war die Marge negativ beeinflusst durch die höheren operativen Kosten und soll im laufenden Geschäftsjahr wieder bei rund 20% liegen.
Wie der Blick auf Umsatz und Marge vermuten lassen und zuvor auch schon besprochen wurde, ist der Gewinn von PayPal im vergangenen Jahr rückläufig gewesen. Das Nettoergebnis sank von 4,17 Mrd.$ auf nur noch 2,42 Mrd.$ zusammen. In den kommenden Jahren soll sich dies wieder ändern. Dies ist auf die Steigerung beim Umsatz gepaart mit weiteren Kosteneinsparungen zurückzuführen.
Finanzen
Die finanzielle Situation von PayPal sieht ziemlich gut aus. Den verzinsten Schulden in Höhe von 11,5 Mrd.$ steht eine Cashposition von 10,8 Mrd.$ und ein jährliche Tilgungskraft von 5,1 Mrd.$ gegenüber. PayPal hat somit keine Probleme mit Schulden. Dennoch gibt es auch einen negativen Aspekt und das ist ein Goodwill in Höhe von 11,2 Mrd.$. Dieser ist durch diverse kostspielige Übernahmen entstanden.
Ausblick
Für das aktuell laufende Geschäftsjahr 2023 hat PayPal sich wieder deutlich höhere Zeile gesetzt. Durch weitere Kosteneinsparungen soll die Marge und damit auch der Gewinn wieder steigen. Die Zahlen zum vierten Quartal 2022 zeigen bereits, dass PayPal hier auf dem richtigen Weg ist. Insgesamt erwartet PayPal einen Free-Cashflow in Höhe von 5 Mrd.$, der zu 75% in Aktienrückkäufe fließen soll. Durch die mittlerweile geringe Marktkapitalisierung, haben die Rückkäufe einen nicht zu verachtenden positiven Effekt.
Investmentgedanken / Chancen
Starke Kundenbasis
PayPal ist eine der bekanntesten und vertrauenswürdigsten Online-Zahlungsmarken, was zu einer starken Kundenbindung führt. Dies zeigt sich durch die stetig steigende aktive Nutzeranzahl, die mittlerweile bei 435 Mio. liegt. Viele Onlineshops sind auf Anbieter wie PayPal angewiesen, da die Kunden eine akzeptierte und einfache Zahlungsmethode erwarten. Lange Zeit war PayPal vor allem von der Konzernmutter eBay abhängig. Diese Verbindung wurde mit der Zeit aufgelöst und mittlerweile ist Abhängigkeit von eBay verschwindend gering. Zusätzlich ist davon auszugehen, dass das bargeldlose Bezahlen weltweit weiter zunehmen wird. Davon werden vor allem digitale Finanzdienstleister mit einer starken Marke in Zukunft profitieren. Hier sehe ich PayPal bestens positioniert.
Kreditgeschäft
Nachdem es zunächst einige Pilotprojekte gab, wurde mittlerweile flächendeckend eine „Buy Now Pay Later“ Option von PayPal eingeführt. Wie der Name schon vermuten lässt handelt es sich dabei um eine Art Kreditangebot, das über einen definierten Zeitraum in Raten bezahl werden kann. Dies soll sowohl Vorteile für PayPal als auch für deren Nutzer bringen.
Der Nutzen für PayPal besteht vor allem darin, dass die Abwicklung der Zahlung profitabler ist im Gegensatz zu einer normalen Zahlungsvorgang. Außerdem steigt der eigene Umsatz und Gewinn durch ein höheres Transaktionsvolumen, da viele Menschen in den USA gerne auf Kredit Käufe tätigen. Für den Anwender liegt der Vorteil darin zu besseren Konditionen einen Kauf auf Kredit tätigen zu können. Im Vergleich zu einer normalen Kreditkarte fallen deutlich weniger Gebühren und Zinsen an. Je nach Bonität und Betrag, ist der Dienst sogar kostenfrei.
Risiken
Konkurrenz
Die Online-Zahlungsbranche in der PayPal agiert ist hart umkämpft. Neben relativ jungen Unternehmen wie PayPal, Klarna, Stripe oder Adyen, agieren auch die großen Kreditkarten-Unternehmen wie Visa und Mastercard in der Branche. Das Online Transaktionsvolumen steigt stetig weiter an und alle möchten einen Teil vom Kuchen haben. Dies sorgt dafür, dass die Preissetzungsmacht von PayPal überschaubar ist. PayPal kann es sich somit nicht erlauben massiv an der Preisschraube zu drehen. Die aktuell von PayPal verlangten Gebühren sind für manche Händler schon ziemlich hoch. Daher bleibt es zukünftig nicht auszuschließen, dass Kunden und Händler zu einem Dienst der Konkurrenz zu wechseln.
Sonstige Risiken
Wechselkursrisiko:
PayPal ist in vielen Ländern weltweit tätig, so das dies Wechselkursrisiken mit sich bringt. Die Schwankungen der Währungskurse können die Gewinne von PayPal beeinträchtigen, wie sich in den aktuellen Ergebnissen auch zeigt.
Sicherheitsrisiken:
PayPal muss sicherstellen, dass seine Dienstleistungen und Daten vor Cyberangriffen durch Dritte geschützt sind. Ein erfolgreicher Angriff könnte zu einem Vertrauensverlust bei Kunden führen und das Geschäft nachhaltig beeinträchtigen. Dabei ist es sogar egal, ob Daten oder Geld gestohlen werden.
Regulatorisches Risiko:
Durch neue Vorschriften und Gesetze in verschiedenen Ländern könnte das Geschäft von PayPal beeinflusst werden. Durch Steuern oder sonstige Kosten könnten die Gewinne von PayPal sinken. Dies zeigt sich insbesondere in China wo PayPal es schwer hat über Drittanbieter Fuß zu fassen. Die Regulierung in China hat darauf einen nicht unerheblichen Einfluss.
Ist die PayPal Aktie unterbewertet?
Fundamentale Bewertung
Die fundamentale Bewertung der PayPal Aktie gestaltet sich relativ schwierig. Durch großen Kursschwankungen und Wachstumsraten, ist es nicht so einfach den fairen Wert zu ermitteln. Daher habe ich mich dazu entschieden nicht auf den durchschnittlichen historischen KGV zurückzugreifen, sondern selber einen Wert festzulegen. Da der Wert in der Vergangenheit sehr stark schwankte, erscheint mir dies der richtige Wert zu sein. PayPal ist weiterhin auf einem Wachstumspfad auch wenn dieser nicht mehr die frühere Geschwindigkeit hat. Bei den prognostizierten Wachstumsraten halte ich einen KGV von 22 für durchaus fair. Demnach wäre die PayPal Aktie aktuell trotz des hohen Kursrückgangs nicht unterbewertet. Dies liegt insbesondere am Gewinnrückgang im vergangenen Geschäftsjahr. Ende des Jahres 2023 würde die Aktie in etwa ihren fairen Wert erreichen. Demnach drängt sich ein Einstieg in die PayPal Aktie momentan nicht auf. Dazu sollte PayPal zunächst nachhaltig die operativen Kosten in den Griff bekommen und wieder nachhaltig wachsen.
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Technische Bewertung
Wochenchart
Aus technischer Sicht ist die PayPal Aktie langfristig nicht mehr sonderlich attraktiv. Spätestens mit dem Unterschreiten des Coronatiefs im Mai 2022 bei 82$ wurde der langfristig intakte Aufwärtstrend gebrochen. Trotz des logarithmischen Charts sieht der Kurseinbruch immer noch brutal aus, was bei einem Rücksetzer von knapp 80% auch normal ist. Aktuell arbeitet die Aktie an einer Bodenbildung in der Unterstützungszone der Tiefs rund um 2018. Trotz der weiter fallenden Tendenz deutet die RSI Divergenz ein mögliches Ende des Abwärtstrends an. Welche Marken kurzfristig relevant sind schauen wir uns im Tageschart an.
Tageschart
Nach dem letzten Verlaufstief Ende 2022 startete die PayPal Aktie mit einer Gap ins neue Jahr. Eine solche Kurslücke ist durchaus als bullisch zu sehen. Häufig werden die Kurslücken auch wieder geschlossen, wie es bei PayPal dann im März der Fall war. Seitdem verläuft der Kurs seitwärts mit einer leichten Aufwärtstendenz. Die Marke von 76$ konnte noch nicht nachhaltig überwunden werden. Sofern dies gelingt könnte die Aktie kurzfristig bis zur Zone bei 88$ steigen und im Idealfall mittelfristig wieder einen Aufwärtstrend zu etablieren. Auf der Unterseite darf die Marke von 68$ auf keinen Fall unterschritten werden. In diesem Fall würde eine weiterer Kursverfall drohen.
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Fazit PayPal Aktie
PayPal war einer der größten Gewinner der Coronapandemie und anschließend einer der größten Verlierer. Trotz des großen Kursverfalls, ist die PayPal Aktie immer noch nicht unterbewertet. Das Jahr 2023 könnte jedoch eine Bodenbildung bringen. Die operativen Kosten scheinen nun weniger stark zu wachsen, so dass die Profitabilität wieder steigen sollte. Dies könnte sich auch positiv auf den Aktienkurs auswirken, der aus technischer Sicht weiter angeschlagen ist. Dennoch deutet sich auch hier eine mögliche Trendumkehr an. Als langfristiges Investment ist PayPal aufgrund des gebrochenen Aufwärtstrends nun deutlich weniger attraktiv. Aktuell investiere ich in PayPal über einen Sparplan und setze auf einen mittelfristigen Turnaround.