In den letzten Wochen war Adidas nahezu dauerhaft in den Schlagzeilen. Zuerst wurde das Ende der Zusammenarbeit mit Kanye West bekannt gegeben, nachdem dieser wiederholt durch fragwürdige Aussagen aufgefallen war. Die gemeinsame Sneaker-Serie „Yeezy“ machte einen Umsatzanteil im niedrigen einstelligen Prozentbereich aus. Positiv wurde die Meldung aufgenommen, das Adidas in Björn Gulden einen neuen CEO gefunden hat. Der ehemalige Puma Chef tritt Anfang des kommenden Jahres die Nachfolge vom scheidenden CEO Kasper Rorsted an. Die Unklarheit bzgl. des neuen CEO hat die Adidas Aktie seit einigen Monaten belastet. In dieser Woche wurden schließlich auch die Zahlen für das dritte Quartal veröffentlicht auf die wir nun einen genauen Blick werfen.
Im Vergleich zum Vorjahresquartal konnte Adidas den Umsatz um 11% auf knapp 6,4 Mrd.€ steigern, wobei die Brutto-Marge minimal nachgelassen hat. Wesentlich schlechter sieht es beim operativen Ergebnis und dem Gewinn aus. Diese Zahlen wurden durch verschiedene, teilweise einmalige Faktoren belastet. Dazu zählen insbesondere der Rückzug aus Russland und zusätzliche Steuerzahlungen, die durch die eben angesprochene beendete Partnerschaft bei der Yeezy-Serie entstanden. Ohne diese Einmaleffekte läge der operative Gewinn deutlich über dem Vorjahreswert. Außerdem belasten die Verzögerungen in den Lieferketten und volle Lager das Geschäft.
Positiv hervorzuheben ist jedoch, dass Adidas es geschafft hat die Umsätze zu erhöhen, obwohl diese in China um 27% eingebrochen sind. Dies lag an der strengen Coronapolitik in China mit den anhaltenden und flächendeckenden Lockdowns. China ist einer der wichtigsten Märkte für Adidas und steuert mehr als 20% des Gesamtumsatzes bei und ist zusätzliche ein wichtiger Produktionsstandort. Alle anderen Märkte haben sich hingegen positiv entwickelt, wobei besonders Lateinamerika mit einem Plus von 51% hervorzuheben ist.
Ausblick Q4 Adidas
Aufgrund der wegfallenden Yeezy Umsätze wurde der Ausblick auf das vierte Quartal etwas gesenkt, da man mit etwa 500 Mio.€ weniger Umsatz rechnet. Dennoch erwartet man ein Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahr, was insbesondere an der anstehenden Fußball Weltmeisterschaft in Katar liegt. Adidas ist Ausrüster mehrerer Nationalteams und unter anderem auch der deutschen Mannschaft. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob auch bei der Winter WM die Trikotverkäufe in gleichem Maße anziehen, wie bei anderen großen Turnieren. Außerdem kommen weitere neue Produkte auf den Markt, welche im Weihnachtsgeschäft gefragt sein dürften. Die negativen Erwartungen sollten bereits eingepreist sein, so dass wahrscheinlich keine bösen Überraschungen zu erwarten sind.
Fundamentale Bewertung
Aus fundamentaler Sicht ist die Aktie von Adidas momentan in etwa fair bewertet. Die vielen negativen Einflüsse spiegeln sich in einem deutlichen Rückgang des Gewinns wieder. In den letzten Jahren lag das durchschnittliche KGV bei etwa 23. Aktuell notiert die Adidas Aktie bei einem KGV von etwa 19, wobei sich dies zum Jahresende aufgrund der durchwachsenen Erwartung für das vierte Quartal wieder etwas erhöhen soll. Für die kommenden Jahre gehen Analysten von stark anziehenden Gewinnen aus, so dass Ende 2024 der faire Werte bereits wieder bei rund 185€ läge. Eine schnelle Rückkehr zu den Allzeithochs ist somit relativ unwahrscheinlich, aber aus fundamentaler Sicht ist die Aktie momentan fair bis leicht unterbewertet.
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Technische Analyse Adidas
Aus langfristiger Sicht sieht die Adidas Aktie im logarithmischen Monatschart noch mehr oder weniger solide aus. Leider wurde der beschleunigte Aufwärtstrend, der seit 2009 aktiv war (orange eingezeichnet), Mitte 2022 gebrochen. Im Bereich von 160€ hätte es bei einer Umkehr ein schönes Einstiegszenario geben können. Nun scheint die Aktie am Hoch von 2014 bei rund 95€ eine Unterstützung gefunden zu haben, auf die sehr positiv reagiert worden ist. Außerdem ist ein langfristiger Aufwärtstrend mit einer etwas langsameren Geschwindigkeit weiterhin intakt (grau eingezeichnet). Trotz dem bleibt festzuhalten, dass das Unterschreiten der 160€ Marke ein sehr bearisches Signal für die Aktie war. Es bleibt nun abzuwarten, ob eine nachhaltige Bodenbildung folgt.
Aus dem Tages- und Wochenchart lässt sich kurzfristig wahrscheinlich kein konkretes Signal ablesen. Erst ein überschreiten von der Zone im Bereich von 160-165€ wäre ein bullisches Signal. Auf der Unterseite muss die Marke von 95€ unbedingt halten, um einen weiteren Ausverkauf der Aktie zu vermeiden. Vorteilhaft wäre es in den nächsten Wochen einen sauberen Boden zu bilden und auf Tagesbasis einen neuen Aufwärtstrend zu etablieren. Mittelfristig könnte ich mir vorstellen, dass die Aktie noch ein paar Monate in einer möglichen Range zwischen den beiden Zonen aufhalten wird.
Fazit zur Adidas Aktie
Durch die Verpflichtung des neuen CEO Björn Gulden hat Adidas die Weichen für die Zukunft gestellt. Dieser hat bereits bei Puma bewiesen einen guten Job in der Branche machen zu können. Hier wird es spannend sein welche Richtung der neue CEO für die Marke Adidas einschlagen wird. Die negativen Einmaleffekte sollten nun eingepreist sein, was sich auch im prognostizierten Gewinnwachstum widerspiegelt. Weitere Chancen liegen kurz- und mittelfristig in der Fußball WM und einer möglichen Lockerung der chinesischen Coronapolitik. Sowohl die Probleme in den Lieferketten als auch der schwache chinesische Konsum belasteten das Geschäft von Adidas.
Aus fundamentaler Sicht scheint die Aktie momentan fair bewertet. Technisch sieht es nicht ganz so gut aus, aber die Aktie hat sich an einer wichtigen Marke zunächst gefangen. Ich persönlich investiere via Sparplan in Adidas und und würde auch einen Einmalkauf auch nicht ausschließen, wenn die Aktie einen Aufwärtstrend etabliert.
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