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Bewertung der Woche #4 – Drohen Fraport Probleme in Russland?

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Im vergangenen Dezember habe ich die Aktie des deutschen Flughafenbetreibers Fraport das letzte Mal analysiert. Zu diesem Zeitpunkt haben sich die Aussichten für das Geschäft wieder deutlich aufgehellt. Die Belastungen der vergangenen zwei Jahre aus der Coronapandemie schienen so langsam überwunden zu sein. Doch statt eines Aufschwungs nach der großen Krise stand die nächste bereits vor der Tür. Der Angriff von Russland auf die Ukraine könnte Fraport erneut härter treffen als es dem Unternehmen lieb ist.

Seit einigen Wochen ziehen die Rohstoffpreise, insbesondere für Öl, massiv an. Aussichten auf sinkende Preise gibt es vorerst nicht. Dies trifft die angeschlagene Flugindustrie erneut hart, da die Treibstoffpreise mittelfristig auf einem hohen Niveau bleiben werden. Dies macht das Fliegen teurer und für die Kundschaft weniger attraktiv. Die zusätzlich hohe Inflation zwingt Teile der Bevölkerung zu sparen, was sich negativ auf die Passagierzahlen auswirken kann. Als Flughafenbetreiber ist Fraport davon direkt betroffen. Außerdem belasten die hohen Energiekosten den Betrieb der Flughäfen zusätzlich.

Weiteres Ungemach droht durch die Beteiligung von Fraport am Flughafen Pulkovo in Sankt Petersburg (Russland). Dies ist einer der größten Flughäfen im Portfolio von Fraport und man hält 25% der Anteile. Ersten Meldungen zufolge möchte Fraport an der Beteiligung weiter festhalten und man ist bis 2025 vertraglich daran gebunden. Es heißt zwar die Beteiligung ist vorerst eingefroren und mit dem operativen Betrieb habe man nichts zu tun, aber es ist mehr als fraglich wie es weiter geht. Die Anteile sind aktuell durch die sanktionierte russische Staatsbank VTB verpfändet und der Wert der Beteiligung ist in der Fraport Bilanz bereits deutlich zusammengeschrumpft. Unabhängig vom weiteren Verlauf ist in jedem Fall von einem negativen Einfluss auf das Ergebnis von Fraport auszugehen.

Fundamentale Bewertung

Die Aktie von Fraport konnte sich in den letzten Monaten erholen, da sich die Aussichten nach der Coronakrise wieder gebessert haben. Man schreibt wieder schwarze Zahlen und der Flugverkehr erholt sich so langsam. Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine hat die Fraport Aktie jedoch wieder abwärts geschickt. Da der Gewinn erst langsam wieder das Vor-Coronaniveau erreicht, ist eine Bewertung anhand des fairen Wertes nicht so einfach. Das durchschnittliche KGV lag in den letzten Jahren bei etwa 17. Für das Jahr 2022 erwartet man ein KGV von 27 und für 2023 von 13. Dies erklärt auch warum der faire Wert nach KGV für die kommenden Jahre stark ansteigt. Man rechnet wieder mit deutlich höheren Erträgen, so dass sich auch der Aktienkurs erholen sollte. Da dies der Börse und den Aktionären bekannt ist, sollte vieles von dieser Erholung bereits im Kurs eingepreist sein. Fundamental drängt sich aus meiner Sicht kein Einstieg auf, da aktuell ein eher positives Szenario im Kurs eingepreist ist.

Fairer Wert der Fraport Aktie nach KGV
Fairer Wert nach KGV
Quelle: aktienfinder.net

Technische Analyse Fraport

Aus technischer Sicht sieht es für die Fraport Aktie wieder etwas schlechter aus. Vom Hoch Ende 2017 ging es für den Aktienkurs im Höhepunkt der Coronakrise satte 70% abwärts. Seit Ende 2020 setzte eine Erholung ein, welche die Fraport Aktie zumindest wieder auf das Niveau vor der Coronakrise zurückführte. Weiter aufwärts ging es jedoch nicht mehr, da die rot eingezeichnete Widerstandszone nicht überwunden werden konnte. Stattdessen ging es nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine für den Fraport Kurs wieder deutlich abwärts. Dadurch fand der etablierte Aufwärtstrend vorerst ein Ende. Den ersten Halt fand die Aktie bei der grünen Unterstützungszone kurz über dem 61,8 Retracement bei etwa 45€. Diese Zone sollte unbedingt halten, da darunter nur noch wenig Käufervolumen existiert und ein weiterer Rückfall auf bis zu 36€ droht.

Technische Analyse von Fraport im Wochenchart
Wochenchart Fraport

Im Tageschart bewegt sich die Fraport Aktie seit anderthalb Jahren in einer Range von 43€ bis 70€, die durch sehr viel Volumen unterstützt wird. Aktuell notiert man an der Unterseite und könnte ein Dreieck ausbilden. Im bearischen Szenario bei einem Ausbruch zur Unterseite droht der eben skizzierte Absturz auf 36€. Im bullishen Szenario wäre eine Erholung Richtung 200 Tagelinie bei etwa 58€ drin. Aus technischer Sicht spricht momentan ebenfalls nichts für einen Einstieg in die Fraport Aktie.

Technische Analyse von Fraport im Tageschart
Tageschart Fraport

Fazit zu Fraport

Die Coronakrise hat Fraport schwer zugesetzt und nun folgt direkt das nächste Problem in Russland. Zusätzlich drohen steigende Energiekosten, die den Flugverkehr und den Betrieb der Flughäfen belasten. Weder fundamental noch technisch scheint die Aktie von Fraport sich aktuell aufzudrängen. Dafür existieren bei Fraport und der Branche zu viele Unsicherheiten. Andere Investments erscheinen mir deutlich attraktiver. Ich werde daher weiterhin von einem Investment absehen.

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