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Welchen Einfluss haben Währungen auf Aktien und ETFs?

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Eines der zentralen Themen in der Finanzwelt sind Währungen und deren Umrechnungskurse. Sie sind von entscheidender Bedeutung für den Handel zwischen Unternehmen und Ländern mit verschiedenen Währungen, beispielsweise zwischen der Eurozone, den USA, dem Vereinigten Königreich, der Schweiz oder Japan. Währungsschwankungen können den Handel und damit die Geschäftsmodelle von Unternehmen stark beeinflussen. Dementsprechend gibt es auch einen direkten Zusammenhang mit dem Aktienkurs und somit einen spürbaren Einfluss von Währungen auf Aktien oder auch ETFs. Bevor wir auf die aktuell relevanten Entwicklungen am Währungsmarkt kommen, müssen wir verstehen, welchen Einfluss Wechselkurse in den gängigen Anwendungsfällen an der Börse haben. Dazu schauen wir auf den Erhalt einer Dividende, den Kauf einer Aktie, den Verkauf einer Aktie und den aktuellen Wert einer Aktie.

Zur Vereinfachung werde ich Beispiele verwenden, die auf Aktien aus den USA beruhen und damit das Währungspaar Euro/USD.

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Einfluss Währungen auf Dividenden

Bei der Ausschüttung einer Dividende aus den USA ist der Fall relativ einfach. Die Dividende wird in US-Dollar ausgeschüttet und mit dem aktuellen EUR/USD-Kurs umgerechnet und deinem Verrechnungskonto gutgeschrieben. Quellensteuer lassen wir zur Vereinfachung weg, um den reinen Einfluss einer Währungen auf die Dividendenausschüttung einer Aktie zu verdeutlichen.

Beispiel: Du besitzt 100 Coca-Cola Aktien. Coca-Cola hat im Juli eine Quartalsdividende in Höhe von 0,51$ ausgeschüttet. Demnach hast du 51$ erhalten.

  • Wechselkurs EUR/USD = 1,00 → du erhältst 51 €
  • Wechselkurs EUR/USD = 1,20 → du erhältst 42,5 €

Je stärker der Euro gegenüber dem US-Dollar ist, desto geringer fällt die erhaltene Dividende aus.

Einfluss einer Währung auf den Kurs einer Aktie

Bei einer Aktie ist immer die Heimatbörse die wichtigste, da hier das größte Volumen gehandelt wird. Eine Aktie kann weltweit an vielen Börsen gehandelt werden, die taktgebende Preisbildung erfolgt jedoch an der Heimatbörse. Entsprechend wird der Aktienkurs in der Heimatwährung des Unternehmens gebildet. Als Privatanleger kaufen wir jedoch in der Regel Aktien an einem deutschen Handelsplatz und damit in Euro. Außerdem erfolgt die aktuelle Bewertung im Depot in Euro. Man kann natürlich auch Depots im Ausland betreiben oder in einer anderen Währung, aber dies verschiebt die nun beschriebene Problematik lediglich auf einen späteren Zeitpunkt. Schauen wir nun wie sich Aktienkurse in deinem Depot in Abhängigkeit von schwankenden Wechselkursen entwickeln.

Beispiel: Du besitzt 100 Coca-Cola Aktien. An der New Yorker Börse steigt die Aktie von 69$ auf 70$ (+1,45 %).

  • Bei einem stabilen Wechselkurs EUR/USD: Machst du in deinem Depot ebenfalls ein Plus von 1,45 %.
  • Falls am gleichen Tag der EUR/USD Kurs von 1,00 auf 1,01 steigt:
    • Vorher: 69 € je Aktie
    • Nachher: 69,31 € (+0,45 %) → Der stärkere Euro lässt den Zugewinn deutlich geringer ausfallen
  • Falls am gleichen Tag der EUR/USD Kurs von 1,00 auf 0,99 fällt:
    • Vorher: 69 € je Aktie
    • Nachher: 70,71 € (+2,48 %) → In diesem Fall profitierst du von einem günstigeren Wechselkurs

An diesem Beispiel lässt sich relativ einfach erkennen, welchen Einfluss eine Währung auf den Kurs einer Aktie in deinem Depot haben kann. Normalerweise schwanken Wechselkurse deutlich weniger als die von Aktien, so dass sich der gezeigte Effekt kurzfristig stark auswirkt. Über einen längeren Zeitraum kann dies jedoch anders sein, wie wir im folgenden Abschnitt sehen werden.


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Langfristiger Einfluss von Währungen auf Aktien-Renditen

Die Kursentwicklung ist natürlich nur kurzfristig interessant. Währungspaare haben zwar eine sehr geringe Volatilität, langfristig kann die Entwicklung eines Wechselkurses allerdings sehr viel ausmachen und einen erheblichen Einfluss auf die Rendite haben.

Beispiel 1: Gewinn durch Währungseffekte

Nehmen wir an, wir haben die 100 Coca-Cola Aktien am 02.01.2008 für ein langfristiges Investment gekauft.

  • Kurs: 29,50 $
  • EUR/USD: 1,50895
  • Kauf 100 x 19,55 € = 1955 €

Nehmen wir an, wir verkaufen diese Position am 01.07.2025.

  • Kurs: 69,32 $
  • EUR/USD: 1,17312
  • Verkauf 100 x 59,09 € = 5909 €

Ein stattliches Plus durch den Verkauf von 202 %. Der Kurs der Coca-Cola Aktie hat in diesem Zeitraum jedoch lediglich 135 % zugelegt. Die unterschiedliche Kursentwicklung lässt sich gut in nachfolgender Grafik erkennen. In blau ist die Kursentwicklung in Euro dargestellt und in rot in US-Dollar. Somit geht ein großer Teil der Gewinne auf Währungseffekte zurück. Im betrachteten Zeitraum ist der Wechselkurs von rund 1,51 auf 1,17 gefallen, was sich extrem positiv auf die Rendite ausgewirkt hat.

Vergleich der Kursentwicklung der Coca-Cola Aktie in Euro und US-Dollar
Coca-Cola Aktie in Euro & US-Dollar
Quelle: tradingview.com

Beispiel 2: Verlust durch Währungseffekte

Diese Rechnung kann natürlich auch in die andere Richtung gehen. Gleiches Beispiel: Nehmen wir an, wir haben die 100 Coca-Cola Aktien am 02.01.2025 gekauft.

  • Kurs: 62,29 $
  • EUR/USD: 1,03471
  • Kauf 100 x 60,20 € = 6020 €

Nehmen wir an, wir verkaufen diese Position am 01.07.2025.

  • Kurs: 70,74 $
  • EUR/USD: 1,15777
  • Verkauf 100 x 61,10 € = 6110 €

In diesem Fall hätten wir in unserem Depot einen Gewinn von 1,5 % erzielt. Die Coca-Cola Aktie ist aber im gleichen Zeitraum an der relevanten Heimatbörse um 13,5 % gestiegen. Diese Entwicklung lässt sich nochmal in der folgenden Grafik nachvollziehen. Auch hier wird die Kursentwicklung in US-Dollar in rot und in Euro in blau dargestellt.

Coca-Cola Aktie in Euro & US-Dollar
Quelle: tradingview.com

Einfluss von Währungen auf ETFs

Bei ETFs kommt es immer darauf an, wie diese zusammengesetzt sind. Ein MSCI World beinhaltet rund 65-70 % amerikanische Aktien. Daher wäre hier langfristig die Entwicklung des EUR/USD wichtig. Bei Länder-ETFs mit Aktien aus einer bestimmten Region kann der Einfluss der Währung der Heimatbörse natürlich einen großen Einfluss auf die Performance haben. Hier gelten analog die eben gezeigten Beispielrechnungen, die wir für die Coca-Cola Aktie zuvor betrachtet haben. Manche ETFs haben eine Absicherung gegen Schwankungen bei der Währung enthalten. Diese bringen jedoch Kosten mit sich und die Gebühr ist entsprechend höher. Dies kann den Einfluss von Währungen auf die Aktien innerhalb des ETF-Portfolios minimieren, aber zu Lasten der Rentabilität gehen.

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Aktuelle Entwicklung Euro zum US-Dollar

Seit der Finanzkrise 2008 gab es einen klaren Abwärtstrend beim EUR/USD. Vom Allzeithoch bei rund 1,6 ging es zeitweise bis auf 0,95 herab. Für Anleger in Euro, die in US-Aktien investiert haben, war dies äußerst positiv (siehe Beispielrechnung oben). Mit der Zollankündigung von Donald Trump zeigte der US-Dollar Schwäche. Der Euro wurde deutlich stärker und konnte zumindest mittelfristig den Abwärtstrend brechen. Die aktuelle Aufwärtsbewegung könnte zumindest noch bis in die starke Widerstandszone bei rund 1,23 laufen, bevor eine Korrektur überfällig ist. Dementsprechend schlecht performen US-Aktien in diesem Jahr in deutschen Depots. Diese Entwicklung muss beobachtet werden.

Entwicklung Euro/US-Dollar seit 20005
Entwicklung Euro/US-Dollar
Quelle: tradingview.com

Muss ich mich absichern?

Zunächst einmal vorweg: Die wichtigste Absicherung ist Diversifikation über verschiedene Regionen und Währungen. Die gängigen ETFs sind in der Regel nicht währungsgesichert. Es gibt jedoch auch ETFs, die eine entsprechende Absicherung beinhalten. Diese haben jedoch höhere Kosten, die den potenziellen Einfluss von Währungen auf Aktien reduzieren, aber die Rendite schmälern können. Bei der Investition in Einzelaktien muss man für sich selbst entscheiden, ob man sich absichern will. Dies könnte man beispielsweise über Zertifikate oder ähnliche Produkte erreichen, die jedoch auch Zusatzkosten verursachen. Es ist wichtig den Faktor Währungseffekte für das eigene Portfolio kritisch zu bewerten.

Fazit

Bei der Investition in Wertpapiere wie Aktien oder ETFs muss man den Einfluss von Währungen kennen und verstehen. Je mehr Kapital in Fremdwährungen investiert ist, desto höher ist das Risiko, von Währungseffekten betroffen zu sein. Allgemein sollte man langfristige makroökonomische Tendenzen beobachten, wie sich Währungen und Wirtschaftsräume zueinander entwickeln. Sofern man in Wertpapiere investiert, die in Major-Währungen notieren (Euro, US-Dollar, Japanischer Yen etc.), muss man sich weniger Gedanken machen. Bei Minor-Währungen wie z.B. der türkischen Lira oder Ähnlichem könnte eine Absicherung wichtiger sein, um das Währungsrisiko zu minimieren.

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