Auf der Suche nach neuen interessanten Unternehmen habe ich kürzlich mal wieder einen Blick in den Aktienfinder geworfen. Dort bin ich letztes Jahr aufgrund der guten Kennzahlen auf Medifast aufmerksam geworden, die sich seitdem sehr gut entwickelt haben. Dieses Mal bin ich bei MKS Instruments hängen geblieben, wo ich auf sehr interessante Kennzahlen gestoßen bin. Daher habe ich mir das Unternehmen für eine ausführliche Analyse vorgenommen.
Inhaltsverzeichnis
Kurzbeschreibung
MKS Instruments ist ein amerikanisches Unternehmen, das sich auf die Überwachung und Steuerung industrieller Fertigungsprozesse spezialisiert hat. Zu den Kunden zählen insbesondere Unternehmen aus der Halbleiter Branche, dem Biotechnologie Sektor und dem Verteidigungswesen. Das genaue Geschäftsmodell bzw. das Produktportfolio schauen wir uns im folgenden Abschnitt noch einmal genauer an. MKS Instruments wurde bereits 1961 gegründet und hat heute seinen Hauptsitz in Andover (Massachusetts). Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen etwa 5.800 Mitarbeiter und wird seit 2020 vom CEO John Lee geführt. Bei einem Blick auf die Anteilseigner finden sich die üblichen Fondsgesellschaften und es liegen keine nennenswerten Anteile in privater Hand.
Kennzahlen MKS Instruments
WKN: 920343
Gewinnwachstum 10 Jahre: 14,0 % p.a.
Umsatzwachstum 10 Jahre: 13,3 % p.a.
KGV21e: 16
Dividendenrendite: 0,58 %
Marktkapitalisierung: 6,8 Mrd. €
Unternehmensübersicht
Geschäftsmodell
Bei der Gründung im Jahr 1961 lag der Fokus von MKS Instruments auf Druckmessgeräten. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Technologien hinzu, mit deren Hilfe die Überwachung komplexer Fertigungen und Prozesse gewährleistet werden kann. Betrachtet man die Geschäftsbereiche machen die Segmente Vacuum & Analysis und Light & Motion den Großteil aller Umsätze aus. Der restliche Umsatz stammt aus Wartungsarbeiten und sonstigen Zubehör.
Das Segment Vacuum & Analysis befasst sich hauptschlich mit der Thematik Druckmessung und Druckregelung. Neben der klassischen Durchflussflussmessung oder Leckagedetektion werden in diesem Bereich auch verschiedene Komponenten zur Analyse von Gasen angeboten. Diese sind vor allem im Bereich der Biotechnologie gefragt.
Der Sektor Light & Motion beschäftigt sich mit optischen Instrumenten und verschiedenen Lasertechnologien. Besonders hervorzuheben ist hier die laserbasierte Überwachung für sehr komplexe Fertigungssysteme im Mikro- und Nanobereich. Dies ist natürlich vor allem in der Halbleiterindustrie gefragt, da die Mikrochips immer kleiner und komplizierter werden.
Übernahme Atotech
Bei der Betrachtung von MKS Instruments muss man auch einen Blick auf die aktuellen Entwicklungen werfen. Anfang des Jahres kam es zu einer Art Wettbieten um den Laser-Hersteller Coherent, wobei auch MKS Instruments ein Angebot abgegeben hat. Dieses wurde jedoch wieder zurückgezogen. Stattdessen kam kurze Zeit später die Meldung, dass man das deutsche Unternehmen Atotech für 5,1 Mrd.$ übernommen hat. Atotech ist einer der führenden Anbieter für Spezialchemie-Prozesse und -Anlagen für die Chip- und Halbleiterindustrie. Da der Übernahmepreis im Vergleich zur eigenen Marktkapitalisierung von etwa 8,2 Mrd.$ relativ hoch ist, wird dies einen sehr großen Einfluss auf die zukünftige Entwicklung von MKS Instruments haben. Es wird erwartet, dass die Übernahme im vierten Quartal 2021 abgeschlossen sein wird.
Die Bekanntgabe kam an den Börsen nicht so gut an und die Aktie hat in den letzten Wochen an Boden verloren. MKS Instruments verspricht sich zum einen jährliche Synergieeffekte in Höhe von 50 Mio.$ und andererseits die immer komplexer werdenden Kundenwünsche zu erfüllen. Für Atotech erwartet man für 2021 einen Umsatz von etwa 1,45 Mrd. $ und einen Gewinn in Höhe von 155 Mio. $. Das aktuelle KGV liegt somit bei etwa 24.
Umsatz- und Gewinnentwicklung
Nach dem kleinen Ausblick in die Zukunft werfen wir einen Blick nach hinten auf das Zahlenwerk von MKS Instruments. Aufgrund der hohen Nachfrage im Chip- und Halbleiterbereich erwartet man für dieses Geschäftsjahr eine sehr positive Entwicklung. Der Umsatz soll von 2,33 Mrd.$ im Jahr 2020 um etwa 25% auf 2,9 Mrd.$ in diesem Jahr gesteigert werden. Noch erfreulicher sieht es beim Gewinn aus, der von 355 Mio.$ (2020) um fast 60% auf 556 Mio.$ anwachsen soll. Damit würde die operative Marge bei 28% und die Netto-Marge bei 19% liegen.
Ein nicht unerheblicher Faktor bei der Betrachtung von MKS Instruments ist die Umsatzverteilung nach Region. Darauf werde ich bei der Betrachtung der Risiken weiter unten noch einmal genauer eingehen. Auf dem Papier jedenfalls wird mit 45,5% ein Großteil der Umsätze in den USA erzielt. Nimmt man China, Südkorea und den Rest Asiens zusammen kommt man auf einen ähnlich hohen Anteil für Asien. Europa macht momentan mit 8,5% einen sehr geringen Anteil am Umsatz aus. Dies könnte sich jedoch nach der Übernahme von Atotech ggf. in den kommenden Jahren etwas ändern.
Region | Umsatzanteil |
USA | 45.4% |
Rest Asien | 22.3% |
Südkorea | 12% |
China | 11.7% |
Europa | 8.5% |
Finanzen
An dieser Stelle werfen wir einen Blick auf die aktuelle finanzielle Situation von MKS Instruments. Die Übernahme von Atotech ist hier natürlich noch nicht berücksichtigt. Wie man schnell erkennen kann hat sich in den letzten Jahren durch Übernahmen ein relativ hoher Goodwill in der Bilanz angesammelt. Die größten Übernahmen der letzten Jahre waren 2016 Newport Corporation für etwa 1 Mrd.$ und 2019 Electro Scientific Industries für ebenfalls ca. 1 Mrd.$. Den zinstragenden Schulden von 1,024 Mrd.$ steht eine Cashreserve von 1,039 Mrd.$ gegenüber. Die hohe Tilgungskraft von etwa 450 Mio.$ wertet die Bilanz von MKS Instruments ebenfalls auf.
Somit lässt sich vorerst festhalten, dass MKS Instruments vor der großen Atotech Übernahme finanziell solide aufgestellt war. Die Atotech Übernahme wird bezahlt aus 3,3 Mrd.$ Barmittel (Cashreserve und Kredit) und 1,8 Mrd.$ in Aktien. Nach Abschluss des Deals sollte man auf jeden Fall noch einmal einen genauen Blick auf die Bilanz des Unternehmens werfen, da sich hier einiges ändern wird.
Investmentgedanken / Chancen
Aufwändigere Halbleiter-Produktion
Schon seit Jahrzehnten wird daran geforscht und gearbeitet Chips und Halbleiter leistungsfähiger zu machen. Bereits 1965 formulierte der Ingenieur Gorden Moore die These, dass sich etwa alle 2 Jahre die Anzahl der Transistoren auf einem Mikrochip verdoppeln. Bis heute konnte diese These, auch bekannt als das „Moorsche Gesetz“ gehalten werden. Um diese Entwicklung zu gewährleisten nahm die Komplexität der Chips mit der Zeit natürlich immer weiter zu. An dieser Stelle kommt nun MKS Instruments ins Spiel, da die Chiphersteller immer komplexere Fertigungslinien und Produktionstechnologien benötigen. In diesem Bereich ist MKS Instruments beispielweise mit der Lasertechnologie bestens aufgestellt. Mittlerweile werden bereits Chips mit der 5nm-Technologie gefertigt. Diese weitere Erhöhung der Komplexität macht die Produkte von MKS Instruments zukünftig nahezu unverzichtbar. Auch die mittlerweile 2.200 Patente bilden die Grundlage für weiteren Erfolg in der Zukunft.
Starke Chipnachfrage
Momentan herrscht in vielen Branchen ein sehr großer Mangel an Chips und Halbleitern. Mit Beginn der Coronapandemie kam es zu einem Einbruch bei der Nachfrage und die Produktionskapazitäten wurden weltweit entsprechend zurückgefahren. Da sich die Wirtschaft wieder sehr schnell erholt hat, kam es wieder zu einem stark steigenden Bedarf. Viele Hersteller haben sich auf die Produktion im Bereich von Smartphones, Tablets oder Laptops fokussiert, weil es wegen der Pandemie eine erhöhte Nachfrage gab. Daher fehlen aktuell Kapazitäten in der Produktion für weitere Branchen. Die Coronapandemie hat der allgemeinen Digitalisierung einen ordentlichen Schub verpasst, so dass der Bedarf an Chips und Halbleitern weiterhin wachsen wird. Dies wird durch 5G, IoT, Cloud-Computing und weitere Technologien angetrieben, die leistungsfähige Mikrochips benötigen.
Chance durch Atotech Übernahme
Die weitere zukünftige Entwicklung von MKS Instruments hängt in jedem Fall davon ab wie die Integration von Atotech verläuft. Grundsätzlich scheint die Übernahme aufgrund der Synergieeffekte und der Erweiterung des Produktportfolios Sinn zu ergeben. Wie zuvor erwähnt belaufen sich die Einsparungen durch Synergien auf etwa 50 Mio.$. Außerdem kann man den Betriebsgewinn von Atotech abzüglich der neuen Zinslast zum zukünftig erzielten operativen Ergebnis hinzuzählen. Dadurch dürfte sich das operative Ergebnis von MKS Instruments um etwa 80-100 Mio.$ erhöhen. Außerdem kann die Marktposition weiter gefestigt und ggf. neue Märkte erschlossen werden.
Risiken
Abhängigkeit China
Bei einem ersten Blick auf die Umsatzverteilung von MKS Instruments fällt auf den ersten Blick keine sehr große Abhängigkeit von China auf. Wie im oberen Abschnitt zu sehen macht China nur einen Anteil von 11,7% am Gesamtumsatz aus. Was jedoch in diesen Zahlen nicht zu sehen ist, dass viele der Kunden von MKS Instruments ihre Umsätze in China erzielen. Somit liegt quasi eine indirekte Abhängigkeit vor, falls es zu weiteren Restriktionen oder Einschränkungen in China kommt. In diesem Fall würde natürlich auch MKS Instruments darunter leiden. Durch die Übernahme von Atotech könnte dieses Risiko ggf. etwas reduziert werden. Atotech erzielt beispielsweise deutlich mehr Umsätze in Europa als MKS Instruments aktuell.
Übernahme Atotech
Wie zuvor dargelegt bietet die Übernahme von Atotech einerseits Chancen, aber andererseits existieren auch gewisse Risiken. Der Kaufpreis von 5,1 Mrd.$ ist im Verhältnis zur eigenen Marktkapitalisierung (ca. 8,2 Mrd.$) schon ziemlich hoch. Mit dieser Investition hat man sich klar für die nächsten Jahre auf den eingeschlagenen Weg festgelegt. Daher liegt hier ein gewisser Erfolgsdruck vor, dass die vermeintlichen Synergien gehoben werden können. Finanziell haben wir gesehen, dass MKS Instruments sich die Übernahme durchaus leisten kann. Dadurch hat man aber vorerst sein Pulver verschossen was mögliche weitere Übernahmen in den nächsten Jahren angeht. Daher muss dieser Schuss sitzen, denn ansonsten könnte das Wachstum mittelfristig stagnieren, da das Ergebnis unter einem erhöhten Zinsaufwand leidet.
Zyklische Branche
Die Chip- und Halbleiter-Branche ist allgemein dafür bekannt sehr zyklisch zu sein. Bei Beginn der Coronakrise konnte man sehr gut erkennen, wie die Nachfrage in in vielen Bereichen eingebrochen ist. Ähnliches konnte man auch während der Finanzkrise 2009 beobachten. Dort musste MKS Instruments einen relativ großen Verlust ausweisen. Aktuell sieht es für die Branche natürlich sehr gut aus, aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass dies nicht dauerhaft der Fall sein wird. In diesen Situationen wird MKS Instruments auch in Zukunft zu leiden haben, wenn es zu einer größeren Krise kommt.
Aktuelle Bewertung MKS Instruments
Fundamental
Nach dem Rücksetzer Anfang April scheint die Aktie von MKS Instruments fundamental günstig bewertet zu sein. In den letzten Jahren lag das durchschnittliche KGV bei etwa 17. Momentan liegt das KGV bei etwa 12, so dass der faire Wert nach KGV bei etwa 165$ liegen würde. Gegenüber dem aktuellen Kurs von 119$ ergäbe sich eine mögliche Rendite von knapp 40%. Im schwachen Marktumfeld scheint die Aktie von MKS Instruments damit deutlich unterbewertet zu sein, wobei einige Risiken (Lieferketten, Atotech Übernahme) bereits eingepreist zu sein.
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Technische Analyse MKS Instruments
Aus technischer Sicht sah es für die Aktie von MKS Instruments zuletzt weniger erfreulich aus. Vom Hoch Anfang des Jahres ging es knapp 40% abwärts. Nach dem Bruch der Unterstützungszone bei 140$ gab es im darunterliegenden Bereich wenig Kaufvolumen, so dass auch die wichtige Zone bei 130$ nicht hielt. Aktuell scheint die Aktie am 61,8er Retracement ersten Halt gefunden zu haben und wird zusätzlich durch die 200-Wochenlinie unterstützt. Auf Monatsbasis befindet sich die Aktie weiterhin in einem Aufwärtstrend. Im Wochenchart wurde der Aufwärtstrend gebrochen und die Aktie bewegt sich momentan im neutralen Bereich.
Im Tageschart lassen sich erste Anzeichen einer Bodenbildung erkennen. Am zuvor erwähnten 61,8er Retracement könnte sich eine inverse Schulter-Kopf-Schulter Formation bilden. Wichtig wäre es die erste Widerstandszone zwischen 125$ und 130$ zu überwinden. Das Kursziel im bullischen Szenario läge dann an der nächsten Widerstandszone bei 140$. Hier träfe der Kurs an ein Volumencluster, das für weiter steigende Kurse überwunden werden müsste. Um ein bearisches Szenario zu verhindern, darf das letzte Tief bei 110$ nicht unterschritten werden. Ansonsten wird ein Rücksetzer auf bis zu 100$ möglich. Festzuhalten bleibt also ein nachhaltiger Ausbruch über 125$ wäre bullisch zu sehen und ein Abrutschen unter 110$ als bearisch.
Fazit zur MKS Instruments Aktie
Der schwache Gesamtmarkt, der durchwachsene Ausblick und die aufgeschobene Atotech Übernahme haben die Aktie von MKS Instruments auf Talfahrt geschickt. Die Unsicherheit war in den letzten Wochen durchaus spürbar. Für einen langfristigen Investor könnte die Aktie von MKS Instruments aktuell ein Schnäppchen sein. Wer langfristig an das Geschäftsmodell glaubt, könnte aus fundamentaler Sicht aktuell günstig einsteigen. Der Hype in der Halbleiterbranche scheint etwas ins Stocken geraten zu sein, wobei ich langfristig weiterhin an ein moderates Wachstum glaube. Für einen Einstieg könnte es aus technischer Sicht sinnvoll sein auf einen Ausbruch über die 125$ zu warten. Damit könnte sich auf Tagesbasis ein neuer Aufwärtstrend etablieren.
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